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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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hatte, so dachte ich euch Gesellschaft zu leisen, bis ich sie erledigt hätte und dann nach Hause zurückzukehren.” Der Eunuch aber wurde zornig und sagte zu Adschib: “Ebendies war es, was ich fürchtete! Wir aßen den unseligen Bissen, der als Ehrenbezeigung für uns gedacht war und jetzt folgt uns der Bursche von Ort zu Ort.” Da wandte Adschib sich um und als er den Koch dicht hinter sich sah, ergrimmte er und sein Gesicht wurde rot vor Ärger und er sagte zu dem Diener: “Lass ihn die Straße der Muslime ziehen! Aber wenn wir abbiegen zu unsern Zelten und sehen, dass er uns immer noch folgt, dann wollen wir ihn wegjagen.” Er senkte darauf den Kopf und ging weiter und der Eunuch folgte ihm. Doch Bedir Edin Hassan ging ihnen nach bis zum Maidan el-Hasa; und als sie sich den Zelten näherten, sahen sie sich um und erblickten ihn dicht hinter sich. Da war Adschib erzürnt, denn er fürchtete, der Eunuch werde seinem Großvater alles berichten. Und er war durchdrungen von dem Zorn darüber, dass jener sagen könnte, er sei in eine Garküche getreten und nachher sei ihm der Koch gefolgt. Er wandte sich also um und sah Hassans Augen auf seine eigenen Augen geheftet, denn jener war geworden wie ein Leib ohne Seele; und es schien Adschib, als ob sein Auge das Auge eines Lüstlings und er ein Bastard wäre. Da nun sein Grimm noch stieg, griff er einen Stein auf und warf ihn nach seinem Vater. Bedir Edin Hassan sank ohnmächtig zu Boden und sein Blut strömte über sein Gesicht; Adschib und der Diener aber gingen zu den Zelten. Als Bedir Edin Hassan dann zu sich kam, wischte er sich das Blut ab, riss einen Streif vom Turban und verband sich den Kopf; und er schalt sich selber und sagte: “Ich tat dem Knaben unrecht, indem ich meinen Laden verschloss und ihm folgte, denn er musste glauben, dass ich ein Lüstling sei.” Dann kehrte er zu seinem Laden zurück und verkaufte weiter seine Speisen. Und er begann sich nach seiner Mutter, die in Basra war, zu sehnen und er weinte um sie und sprach diese Verse:
    Verlange kein Recht vom Schicksal, du tätest ihm doch nur Unrecht;
    Und schilt es nicht, denn es hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun.
    Nimm, und lasse die Sorgen beiseite! Bald ist es trüb in der Welt, bald hell. So ist’s einmal nun.
    Bedir Edin Hassan also blieb dabei, seine Speisen zu verkaufen; aber der Wesir, sein Oheim, blieb drei Tage in Damaskus, dann ritt er weiter in der Richtung nach Homs und kam dort an. Und er forschte auf seinem Wege überall nach, wohin er nur seinen Blick richtete, bis er Dijär Bekr und Maridin und Mosul erreichte. Dann reiste er immer weiter bis zur Stadt Basra und zog in sie ein. Sobald er dort sein Lager aufgeschlagen hatte, ging er zum dortigen Sultan und traf mit ihm zusammen. Der ließ ihm hohe Ehren zuteil werden und fragte ihn nach dem Anlass seines Kommens. Da erzählte jener ihm seine Geschichte sowie dass der Wesir Nur Edin sein Bruder gewesen sei. Der Sultan rief aus: “Allah erbarme sich seiner!” und fügte hinzu: “O Herr, er war mein Wesir und ich liebte ihn sehr. Vor fünfzehn Jahren ist er gestorben und er hinterließ einen Sohn, der nach seines Vaters Tode nur noch einen einzigen Monat hier blieb; seither ist er verschwunden und wir haben nie etwas von ihm erfahren. Aber seine Mutter, die Tochter meines früheren Wesirs, lebt noch unter uns.” Als der Wesir Schems Edin von dem König hörte, dass seines Neffen Mutter noch am Leben war, da freute er sich und sagte: “O König, ich möchte gern mit ihr Zusammentreffen!” Alsbald gab ihm der Sultan die Erlaubnis dazu. Und er begab sich zu ihr in das Haus seines Bruders Nur Edin; und er ließ dort seine Blicke überall umherschweifen und küsste die Schwelle. Und indem er seines Bruders Nur Edin All gedachte, wie der in der Fremde gestorben war, weinte er und er sprach die Verse:
    Ich gehe vorbei an den Stätten, den Stätten des lieben Mädchens, Und küsse bald hier eine Wand und bald eine andere dort.
    Die Liebe zu den Stätten ist’s nicht, die mein Herz entzündet, Nein, nur die Liebe zu ihr, die da wohnte an jenem Ort.
    Darauf schritt er durch das Tor zu einem weiten Hofe und zu einem gewölbten Torweg; der war aus Assuaner Granit erbaut und belegt mit Marmorplatten von allen Arten und Farbenschatten. Dort trat er ein und ging im Hause umher und ließ seinen Blick

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