Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
förmlich vor den Richtern und den Zeugen als sein Sohn anerkannt war. Als aber an jenem Tage sein Sohn mit dem Diener vor ihn trat, da blickte er den Knaben an und als er sah, wie wunderbar schön er war, pochte ihm das Herz und das Blut trieb ihn zum Blut und sein Herz neigte sich ihm zu. Nun hatte er gerade verzuckerte Granatapfelkerne bereitet und die vom Himmel gepflanzte Liebe regte sich mächtig in ihm; so rief er seinen Sohn Adschib an und sagte: “Junger Herr, der du die Herrschaft über mein ganzes Herz gewonnen hast und nach dem sich mein innerstes Wesen sehnt, willst du eintreten in mein Haus und mein Herz erfreuen, indem du von meiner Speise isst?” Dann strömten ihm die Augen über von Tränen, ohne dass er es wollte und er dachte an das, was er gewesen und an das, was er nunmehr geworden war. Als Adschib seines Vaters Worte hörte, sehnte sich auch sein Herz nach ihm. Er blickte auf den Diener und sagte zu ihm: “Mein Herz sehnt sich nach diesem Koch; er ist wie einer, der sich von seinem Sohn hat trennen müssen; also lass uns bei ihm eintreten und ihm das Herz erfreuen, indem wir seine Gastfreundschaft annehmen! Wenn wir das tun, so wird vielleicht Allah mich mit meinem Vater vereinigen.” Als der Diener die Worte Adschibs hörte, rief er: “Bei Allah, das ist hübsch! Ich halte das Volk von dir ab mit diesem Knüttel, dass niemand dich anblickt und ich kann niemals zulassen, dass du in diesen Laden eintrittst.” Als aber Bedir Edin Hassan die Rede des Dieners vernahm, da staunte er und er wandte sich ihm zu, während Tränen ihm über die Wangen rannen; da sagte Adschib: “Siehe, mein Herz liebt ihn!” Der Diener aber versetzte: “Lass ab von diesem Geschwätz; du darfst nicht hineingehen!” Nun wandte der Vater des Adschib sich an den Diener und sagte: “Würdiger Herr, weshalb willst du mir nicht die Seele erfreuen, indem du eintrittst in meinen Laden? O du, der du bist wie eine Kastanie, dunkel von außen, aber weißen Herzens drinnen! O du, von dessen- gleichen einer der Dichter sagt...” Da lachte der Sklave und fragte: “Was sagst du? Sprich, bei Allah und sei kurz.
    Sofort sprach Bedir Edin diese Verse:
    Wär nicht seine feine Bildung und seine schöne Treue,
    So hätte er nicht im Hause des Königs Herrschergewalt.
    Und für die Frauengemächer, O welch ein trefflicher Diener!
    Ob seiner Schönheit dienten die Engel des Himmels ihm bald!
    Der Eunuch staunte ob dieser Worte und er nahm Adschib an der Hand und trat in den Laden des Kochs ein. Bedir Edin Hassan aber füllte eine Schale mit Granatapfelkernen, die mit Mandeln und Zucker angerichtet waren, und sie kosteten beide davon. Darauf sprach Bedir Edin Hassan zu ihnen: “Ihr habt mich durch euren Eintritt geehrt, so esset denn, zu Glück und Gesundheit.” Adschib aber sprach zu seinem Vater: “Setze dich und iss mit uns; vielleicht wird Allah uns mit dem vereinen, den wir suchen.” Da fragte Bedir Edin Hassan: “O mein Sohn, hast du in deinen zarten Jahren schon den Kummer der Trennung von denen erfahren, die du liebtest?” Adschib antwortete: “So ist es, mein Oheim; mir brennt das Herz um den Verlust eines Geliebten, der kein anderer ist als mein Vater; ja, ich und mein Großvater, wir sind eben jetzt hinausgezogen, um die Länder nach ihm zu durchsuchen. O, dass ich doch wieder mit ihm vereint wäre!” Und er weinte bitterlich und auch sein Vater weinte, da er ihn in seinem Trennungsschmerze weinen sah, zumal er zugleich daran dachte, dass er von den Lieben getrennt war und fern von Vater und Mutter lebte; auch der Diener empfand Trauer um ihn. Sie aßen nun zusammen, bis sie gesättigt waren; darauf standen Adschib und der Sklave auf und verließen den Laden des Bedir Edin Hassan. Dem aber war es, als sei seine Seele aus seinem Leibe geflohen und ihnen gefolgt; und da er es nicht ertragen konnte, den Knaben so im Augenblick aus dem Gesicht zu verlieren, verschloss er den Laden und ging ihnen nach, obgleich er nicht wusste, dass Adschib sein Sohn war. Er ging so schnell, dass er sie erreichte, ehe sie aus dem Großen Tore hinausgegangen waren. Da drehte der Eunuch sich um und fragte ihn: “Was hast du?” Bedir Edin Hassan erwiderte: “Als ihr von mir ginget, war es mir, als wäre meine Seele mit euch dahin; und da ich gerade in der Außenstadt vor dem Tore Geschäfte

Weitere Kostenlose Bücher