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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Diener sprach bei sich selber: “Bei Allah, wir haben kein Verlangen mehr zu essen”; dennoch setze er sich nieder. Ebenso war dem Adschib, als er sich niedersetzte, der Magen noch voll von dem, was er schon gegessen und getrunken hatte. Gleichwohl nahm er einen Brocken, tauchte ihn in die Granatapfelspeise und begann zu essen; aber er fand, dass sie nicht süß genug war, weil er schon übersatt war und so sagte er: “Pfui! Was ist dies für ein schlechtes Essen!” “O mein Sohn!” rief seine Großmutter aus, “tadelst du, was ich gekocht habe? Ich habe diese Speise selber bereitet und kein Mensch vermag sie so gut zu kochen wie ich, außer deinem Vater Bedir Edin Hassan!” “Bei Allah, Großmutter”, erwiderte Adschib, “diese Speise ist schlecht. Wir sahen noch eben in der Stadt Damaskus einen Koch, der die Granatapfelkerne so bereitet, dass ihrem Geruch sich das Herz öffnet; seine Speise erweckte Verlangen zu essen, aber deine Speise ist, mit jener verglichen, weder viel noch wenig wert.” Als seine Großmutter diese Worte hörte, geriet sie in heftigen Zorn und sie blickte den Sklaven an und sagte: “Wehe dir! du hast meinen Sohn verführt und ihn in gemeine Garküchen gebracht?” Da erschrak der Eunuch und leugnete und sagte: “Wir sind nicht in den Laden gegangen, wir sind nur an ihm vorbeigekommen.” “Bei Allah”, rief Adschib, “wir sind doch hineingegangen; und wir haben dort gegessen und die Speise schmeckte besser als deine!” Nun aber ging seine Großmutter fort, erzählte es ihrem Schwager und erregte seinen Zorn wider den Sklaven; er ließ ihn rufen und fragte ihn: “Weshalb hast du meinen Sohn in eine Garküche gebracht?” Der Sklave versetzte in Angst: “Wir sind nicht hineingegangen.” Aber Adschib sagte: “Wir sind doch hineingegangen und wir haben von den Granatapfelkernen gegessen, bis wir satt waren; und der Koch hat uns auch Zuckerwasser mit Schnee zu trinken gegeben.” Da wurde die Entrüstung des Wesirs gegen den Sklaven noch größer und von neuem befragte er ihn; und als er immer noch leugnete, sagte er: “Wenn du die Wahrheit sprichst, so setze dich und iss vor unsern Augen!” Daraufhin trat der Sklave vor und versuchte zu essen; aber er konnte es nicht und ließ den Bissen fallen und rief: “O Herr, ich bin noch von gestern her satt.” Jetzt war der Wesir überzeugt, dass er im Laden des Garkochs gegessen hatte; und er befahl den Sklaven, ihn zu Boden zu werfen; das taten sie und er schlug ihn so heftig, dass der Sklave um Hilfe schrie und rief: “O Herr, schlag mich nicht mehr, ich will dir die volle Wahrheit sagen!” Da hielt er mit dem Schlagen inne und sagte: “Jetzt sprich die Wahrheit!” Der Eunuch erwiderte: “Wisse, wir traten in den Laden des Kochs, als er gerade Granatapfelkerne bereitete und er setzte uns etwas davon vor. Und bei Allah, nie in meinem Leben habe ich etwas gegessen, was sich damit vergleichen ließe; ich habe aber auch nie etwas Schlechteres gekostet als das, was jetzt vor uns steht.” Die Mutter des Bedir Edin Hassan aber wurde zornig und sagte: “du musst zu dem Koch gehen und uns eine Schüssel von seinen Granatapfelkernen bringen und sie deinem Herrn zeigen, damit er sage, welche besser und feiner sind.” Der Diener antwortete: “Jawohl!” Sofort gab sie ihm eine Schüssel und einen halben Dinar; und er ging hin zu dem Laden und sagte zu dem Koch: “Wir haben eine Wette abgeschlossen über deine Speise in meines Herrn Hause; denn die haben auch Granatapfelkerne. Gib mir von den deinen für diesen halben Dinar; aber pass auf, denn ich habe um deiner Kocherei willen eine schmerzhafte Tracht Prügel bekommen.” Hassan lachte und sprach: “Bei Allah, niemand vermag dies Gericht so gut zu bereiten, wie ich und meine Mutter; sie ist aber jetzt in einem fernen Lande.” Darauf füllte er die Schüssel, nahm sie und tat noch Moschus und Rosenwasser daran; dann erhielt der Diener sie und eilte mit ihr davon, bis er bei den Zelten ankam. Nun nahm die Mutter Hassans die Schüssel und kostete davon; als sie aber den feinen Geschmack und die vortreffliche Zubereitung bemerkte, wusste sie, wer es gemacht hatte; und sie schrie auf und sank in Ohnmacht. Der Wesir erschrak und besprengte sie sofort mit Rosenwasser; nach einer Weile erholte sie

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