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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Koch in seinem Laden stehen. Es war etwa um die Zeit des Nachmittagsgebetes und zufälligerweise hatte er gerade Granatapfelkerne zubereitet. Als nun die beiden näher kamen und Adschib ihn sah, da sehnte sich sein Herz nach ihm; er erblickte auch die Narbe von dem Steinwurf auf seiner Stirn und er sprach: “Friede sei mit dir, du da! Wisse, dass mein Herz mit dir ist!” Als aber Bedir Edin seinen Sohn sah, da erzitterte sein Innerstes und sein Herz klopfte; er neigte den Kopf zur Erde und suchte seine Zunge im Munde zu bewegen, doch er konnte es nicht. Danach hob er den Kopf wieder zu seinem Knaben empor, demütig und flehend und er sprach die Verse:
    Ich sehnte mich nach ihm, den ich liebe; doch als ich ihn sah,
    Versagten mir Zunge und Blick und ich wusste nicht, wie mir geschah.
    In tiefer Verehrung vor ihm verneigte ich mein Gesicht;
    Ich wollte verbergen, was in mir und doch verbarg ich es nicht.
    Geraume Bände von Klagen hatte ich bei mir dort;
    Doch als wir zusammentrafen, sprach ich kein einziges Wort.
    Darauf sprach er zu ihnen: “Heilt mir das gebrochene Herz und esst von meinen Speisen; denn bei Allah, ich kann dich nicht an- sehen, ohne dass mein Herz klopft! Ich wäre dir wahrlich damals nicht gefolgt, wenn ich nicht von Sinnen gewesen wäre.” “Bei Allah, du liebst uns wirklich”, erwiderte Adschib; “wir haben damals einen Bissen bei dir gegessen, aber du folgtest uns danach und wolltest uns Schmach bringen; so wollen wir jetzt nur unter der Bedingung mit dir essen, dass du schwörst, uns nicht nachzugehen noch uns zu verfolgen. Sonst werden wir dich nicht mehr besuchen, solange wir in dieser Stadt sind; denn wir werden eine Woche hier verweilen, bis mein Großvater Geschenke für den König gekauft hat.” Da erwiderte Bedir Edin Hassan: “Das verspreche ich euch.” So traten Adschib und der Diener in den Laden ein und sein Vater setzte ihnen eine Schüssel Granatapfelkerne vor. Adschib sagte: “Iss mit uns, vielleicht wird Allah unseren Gram vertreiben.” Bedir Edin aber freute sich und aß mit ihnen; doch er blickte ihm starr ins Gesicht; denn sein Herz und sein ganzes Wesen hingen an ihm. Schließlich sagte Adschib zu ihm: “Denke daran! Habe ich dir nicht gesagt, du seiest ein lästiger Liebhaber? Nun höre doch auf, mir immer so ins Gesicht zu sehen!” Als aber Bedir Edin seines Sohnes Worte hörte, sprach er diese Verse:
    Für die Herzen hast du geheimnisvollen Zauber, Verborgenen, tief versteckten; nie wird er offenbar.
    O, der du den leuchtenden Mond durch deine Schönheit beschämest,
    Und dessen Anmut gleichet dem Morgenlichte so klar:
    In deines Antlitzes Licht sind unerreichbare Wünsche
    Und Zeichen der Liebe auf ewig, die wachsen und mehren sich schnell.
    Soll ich vor Hitze vergehen, obgleich dein Antlitz mein Eden?
    Und soll ich verdursten, obgleich deine Lippe der Lebensquell?
    Bedir Edin gab nun bald dem Adschib einen Bissen, bald dem Eunuchen; und sie saßen, bis sie gesättigt waren. Dann standen sie auf und auch Hassan el-Basri erhob sich und goss ihnen Wasser über die Hände, löste einen seidenen Schal von seinem Gürtel, trocknete sie damit ab und besprengte sie mit Rosenwasser aus einer Flasche, die er bei sich führte. Dann ging er aus dem Laden hinaus und kehrte zurück mit einem Kruge voll Scherbett, gemischt mit Rosenwasser und Moschus; den setzte er vor sie hin und sagte: “Macht eure Güte vollkommen!” Da nahm Adschib, trank und reichte dem Diener; und sie reichten einander, bis ihr Magen gefüllt war und sie so gesättigt waren, wie noch nie zuvor. Darauf gingen sie fort und eilten, die Zelte zu erreichen. Und Adschib trat ein zu seiner Großmutter, der Mutter seines Vaters Bedir Edin Hassan; sie küsste ihn und dachte an ihren Sohn Bedir Edin Hassan und sie seufzte und weinte und sprach die Verse:
    Ich hoffte doch immer noch, mit dir vereint zu werden;
    Sonst hätte das Leben für mich keinen Reiz nach deinem Verlust.
    Ich schwöre: In meinem Herzen ist nichts als deine Liebe,
    Und Allah der Herr sieht ja die Geheimnisse in der Brust.
    Dann fragte sie Adschib: “Mein Sohn, wo bist du gewesen?” Er erwiderte: “In der Stadt Damaskus.” Da stand sie auf und brachte ihm eine Schüssel mit Speisen von Granatapfelkernen, die wenig gesüßt waren und sagte zu dem Diener: “Setze dich mit deinem Herrn!” Der

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