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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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grüßte ihn mit dem Gruße, der den Königen gebührt. Der Sultan freute sich über seine Rückkehr und sein Antlitz lächelte huldvoll; er ließ ihn dicht neben sich sitzen und fragte ihn nach allem, was er auf seiner Reise erlebt hatte und was ihm auf seinem Wege widerfahren war. Da erzählte der Wesir ihm alles von Anfang bis zu Ende. Und der Sultan sprach zu ihm: “Dank sei Allah für die Erfüllung deines Wunsches und für die sichere Heimkehr zu deinen Kindern und deinem Volke! Ich muss aber auch den Sohn deines Bruders sehen, Hassan el-Basri; bringe ihn morgen mit in die Halle des Empfanges!” Schems Edin erwiderte: “dein Sklave soll morgen vor dir stehen, so Allah der Erhabene es will.” Dann grüßte er ihn und ging fort; als er nach Hause zurückgekehrt war, berichtete er seinem Neffen von Sultans Wunsch, ihn kennen zu lernen. Hassan el-Basri sagte darauf: “Der Sklave gehorcht dem Befehl seines Herrn.” Also ging er mit seinem Oheim Schems Edin zu Seiner Majestät dem Sultan; und als er vor ihm stand, begrüßte er ihn mit den vollendetsten und höflichsten Worten des Grußes und er sprach die Verse.
    Es küsset vor dir den Boden, wer eine mächtige Stellung Durch dich erhielt und so Erfüllung der Wünsche fand, du bist der Herr des Ruhmes; Glück hat, wer auf dich hoffet Mit dem, was er wünscht; in der Welt hat er einen hohen Stand.
    Der Sultan lächelte und winkte ihm zu, dass er sich setzen solle; da nahm er dicht neben seinem Oheime Schems Edin Platz. Dann fragte der Sultan ihn nach seinem Namen; und jener erwiderte: “Der Geringste deiner Sklaven ist bekannt als Hassan von Basra und er betet beständig für dich, Tag und Nacht.” Dem Sultan gefielen diese Worte; und da er seine Gelehrsamkeit und seine gute Erziehung prüfen wollte, so fragte er: “Weißt du etwas zum Preise des Males auf der Wange?” Er antwortete: “Jawohl” und sprach:
    Ach, der Geliebte! Immer wenn ich an ihn denke,
    Fließt mir die Träne, es seufzt die Liebessucht.
    Er hat ein Mal, das gleicht an Schönheit und Farbe
    Dem Augenstern oder der Blüte auf der Frucht.
    Der König bewunderte die beiden Verse und sagte zu ihm: “Zitiere noch einige; Allah lässt deinen Vater im Sohne sprechen! Möge er deine Zähne nie zerbrechen!” Da sprach Hassan die Verse:
    Den Fleck des Males hat man verglichen mit einem Korne
    Von Moschus; wundre dich nicht über den, der also sprach.
    Nein, bewundre das Antlitz, das alle Schönheit vereinte,
    Und dem von alle dem Schönen auch nicht ein Körnchen gebrach.
    Da zitterte der König vor Freuden und sagte: “Sprich weiter! Allah segne deine Tage!” Und er fuhr fort:
    O du, auf dessen Wange ein wunderlieblich Mal
    Dem Moschuskorne gleichet auf einem Rubinstein,
    Gewähre mir, zu dir zu kommen und sei nicht hart,
    O du sehnlichster Wunsch, du Speise des Herzens mein!
    Da rief der König: “Du hast schön gesprochen, schöner Hassan! Du hast alle Vortrefflichkeit übertroffen! Jetzt erkläre uns, wie viele Bedeutungen das Wort cha besitzt.” Er erwiderte: “Allah erhalte die Macht des Königs! achtundfünfzig Bedeutungen; einige aber sagen fünfzig.” Der König sprach: “Du sagst die Wahrheit” und er fügte hinzu: “Verstehst du die Schönheit zu beschreiben?” “Gewiss”, erwiderte Bedir Edin Hassan; “die Schönheit besteht im Glanz des Gesichtes, in der Helle der Haut, in der Wohlgestalt der Nase, in dem süßen Blick der Augen, in der Schönheit des Mundes, in der Feinheit der Rede, in der zierlichen Schlankheit des Leibes und der Vollkommenheit aller schönen Eigenschaften. Aber die Vollendung der Schönheit liegt im Haare; wie denn esch- Schihäb, der Dichter aus dem Hidschäz, alles dies vereinigte in einem Liede im jambischen Versmaß, das also lautet:
    Der Glanz gehört zum Antlitz, sprich und zu der Haut
    Gehört die Helle, die dein Blick so gerne schaut.
    Die Nase wird beschrieben zu Recht durch Wohlgestalt;
    Und an dem süßen Blicke kennt man die Augen bald.
    Dem Mund gehört die Schönheit, trefflich, wer so spricht;
    Versteh es wohl von mir; die Ruhe fehle dir nicht.
    Feinheit gehört zur Rede, zum Leibe Zierlichkeit,
    Und aller schönen Eigenschaften Vollkommenheit.
    Doch die Vollendung aller Schönheit liegt im Haar.
    Nun merke

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