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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Wunderlampe
    In einer Stadt Chinas lebte ein armer Schneider, der einen Sohn namens Aladin hatte. Dieser Knabe war von Kindesbeinen an ein Tunichtgut und ein Taugenichts, den sein Vater, als er sein zehntes Jahr erreicht hatte, ein Handwerk lernen lassen wollte. Da er aber so arm war, dass er kein Geld ausgeben konnte, ihn ein Handwerk, eine Wissenschaft oder sonst einen Beruf lernen zu lassen, nahm er ihn in seinen Laden, um ihm das Schneiderhandwerk beizubringen. Der Knabe war jedoch ein Nichtsnutz und spielte fortwährend mit den Gassenbuben und saß keinen einzigen Tag im Laden, sondern wartete nur, bis sein Vater den Laden, eines Geschäftes halber oder um einen Kunden zu besuchen, verlassen hatte, worauf er alsbald fortlief und mit den anderen Tunichtguten von seinem Schlage die Gärten aufsuchte. In dieser Weise trieb er es, ohne seinem Vater zu gehorchen oder ein Handwerk zu lernen, bis sein Vater aus Gram und Kummer über die Nichtsnutzigkeit seines Sohnes krank wurde und starb. Da es nun Aladin in dieser Weise auch nach dem Tode seines Vaters weiter trieb und seine Mutter sah, dass ihr Gatte das Zeitliche gesegnet hatte und ihr Sohn ein Nichtsnutz für sein ganzes Leben blieb, verkaufte sie den Laden samt allem, was sie darin fand und legte sich aufs Spinnen von Baumwolle, wodurch sie ihren Lebensunterhalt und den ihres nichtsnutzigen Sohnes Aladin bestritt, während dieser, der sich nunmehr der Strafe seines Vaters entronnen sah, nur noch schlechter und nichtsnutziger wurde und nur noch zur Essenszeit nach Hause kam.
    So erreichte Aladin sein fünfzehntes Lebensjahr, als eines Tages, während er wieder mit den Lotterbuben auf der Straße saß und spielte, ein Derwisch aus dem Maghreb herankam und bei den Knaben stehen blieb und ihnen zuschaute, wobei er Aladin ansah und sein Gesicht scharf ins Auge fasste, ohne auf seine Gespielen zu achten. Dieser Derwisch aber war ein Zauberer, der mit seiner Zauberei Berge aufeinander zu türmen vermochte und außerdem die Astrologie studiert hatte. Als er nun Aladin so scharf ins Auge gefasst hatte, sprach er bei sich: Dies ist der Bursche, nach dem ich verlange und um dessentwillen ich aus meinem Lande auszog. Hierauf nahm er einen der Knaben abseits und fragte ihn nach Aladin und seinem Vater aus; und der Knabe gab ihm über alles Auskunft. Da trat er an Aladin heran und sprach zu ihm, ihn abseits nehmend: “Mein Sohn, bist du nicht der Sohn des Schneiders namens soundso?” Aladin versetzte: “Jawohl, mein Herr; jedoch ist mein Vater bereits vor langer Zeit gestorben.” Als der Zauberer dies vernahm, warf er sich auf Aladin und umarmte und küsste ihn weinend, dass ihm die Tränen über die Backen liefen. Aladin verwunderte sich hierüber und fragte den Maghribiten: “Was ist der Grund deines Weinens, mein Herr und woher kennst du meinen Vater?” Der Maghribite erwiderte ihm mit bekümmerter und gebrochener Stimme: “Mein Sohn, wie kannst du mich so fragen, nachdem du mir gesagt hast, dass dein Vater, mein Bruder, gestorben ist? Dein Vater ist mein Bruder und ich kam aus meinem Land nach dieser langen Abwesenheit in großer Freude her, da ich hoffte, ihn noch einmal sehen und mich mit ihm trösten zu können; doch sagst du mir, dass er gestorben ist. Das Blut aber blieb mir nicht verborgen und sagte mir, dass du meines Bruders Sohn bist; und ich erkannte dich unter all den Buben, wiewohl dein Vater noch unverheiratet war, als ich mich von ihm trennte. Nun aber hab ich die Totentrauer versäumt und die Freude verloren, deinen Vater, wie ich hoffte, vor meinem Tode noch einmal wieder zu sehen. Die Trennung tat mir jedoch dies zuleide und die Kreatur hat keinen Zufluchtsort vor ihrem Schöpfer und findet kein Mittel gegen Allahs, des Erhabenen, Ratschluss.” Alsdann nahm er Aladin und sagte zu ihm: “Mein Sohn, ich habe nunmehr niemand zu trösten als dich; du stehst nun an deines Vaters Statt, dieweil du sein Nachfolger bist und wer hinterlässt, der stirbt nicht, mein Sohn.” Dann streckte der Zauberer seine Hand in die Tasche und holte zehn Dinare hervor, die er Aladin mit den Worten überreichte: “Mein Sohn, wo ist euer Haus und wo ist deine Mutter, meines Bruders Gattin?” Da nahm ihn Aladin und zeigte ihm den Weg zu ihrem Haus, worauf der Zauberer zu ihm sagte: “Mein Sohn, nimm dieses Geld und gib es deiner Mutter; bestelle ihr den Salam von mir und teile

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