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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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auf mein Lied; sprich mich des Tadels bar!”
    Hoch erfreut war der Sultan über seine Worte und er zog ihn in die Unterhaltung und fragte: “Was ist der Sinn in dem Sprichwort: Schuraih ist schlauer als der Fuchs?” Hassan erwiderte: “Wisse, O König, Allah der Erhabene erhalte deine Macht, der Richter Schuraih zog während der Tage der Pest nach Nedschef; und so oft er im Gebet stand, kam ein Fuchs, stellte sich ihm gegenüber auf, machte ihm alles nach und lenkte ihn so von seiner Andacht ab. Als ihm das zu lästig wurde, zog er eines Tages sein Hemd aus, hängte es auf ein Rohr, zog die Ärmel heraus, setzte seinen Turban darauf, legte um die Mitte einen Gürtel und stellte das Ganze da auf, wo er zu beten pflegte. Als nun der Fuchs kam wie gewöhnlich und sich der Gestalt gegenüberstellte, schlich Schuraih sich von hinten an ihn heran und fing ihn. So ist das Sprichwort entstanden.” Wie der Sultan Bedir Edin Hassans Erklärung vernommen hatte, sprach er zu seinem Oheim Schems Edin: “Wahrlich, dieser Sohn deines Bruders ist vollendet an feiner Bildung und ich glaube nicht, dass sich seinesgleichen in Ägypten findet.” Hassan el-Basri aber küsste den Boden vor ihm und setzte sich nieder, wie ein Mameluck vor seinem Herrn sitzen muss. Nachdem also der Sultan sich all dessen vergewissert hatte, was Hassan el-Basri an feiner Bildung besaß, freute er sich höchlichst, kleidete ihn in ein prächtiges Ehrengewand und gab ihm ein Amt, durch das er ein ausreichendes Einkommen erhielt. Hassan aber erhob sich, küsste den Boden vor ihm, wünschte ihm dauernde Macht und bat um die Erlaubnis, sich mit seinem Oheim, dem Wesir Schems Edin, zurückzuziehen. Der Sultan gab ihm die Erlaubnis und so ging er mit seinem Oheim nach Hause; dort setzte man die Speisen vor sie und sie aßen, was Allah ihnen gegeben hatte. Nach Beendigung der Mahlzeit ging Hassan in das Gemach seiner Gemahlin Sitt el-Husn und er berichtete ihr, wie es ihm bei Seiner Majestät dem Sultan ergangen war; und sie sprach: “Er wird dich sicher zu seinem Vertrauten machen und wird dich mit Geschenken und Gaben überhäufen; und du wirst, durch die Gnade Allahs, gleich dem größeren Licht, die Strahlen deiner Vollkommenheit aussenden, wo immer du seist, zu Lande oder zu Wasser.” Er sagte darauf: “Ich will ein Lobgedicht auf ihn machen, damit seine Liebe zu mir in seinem Herzen noch zunehme.” “du hast mit deiner Absicht das Rechte getroffen”, erwiderte sie; “drum wähle schöne Gedanken und füge die Worte sorgfältig, so werde ich gewisslich sehen, wie er dich in Gnaden aufnimmt.” Dann schloss Hassan el-Basri sich ein und schrieb Verse hin von schönem Bau und schönem Sinn, die also lauteten:
    Ich hab einen Helden, der hat die höchste Höhe erklommen;
    Er geht auf dem Wege, auf dem die Edlen und Mächtigen kommen.
    Die Lande hat rings gesichert seiner Gerechtigkeit Schwert,
    Und allen seinen Feinden hat es die Wege versperrt.
    Sprichst du von einem Löwen, der Kraft mit Frömmigkeit paart,
    Von König oder von Engel - er ist von derselben Art.
    Der Bettler kehret zurück von ihm als reicher Mann;
    So gütig ist er, dass kein Wort von dir ihn beschreiben kann.
    Er ist der leuchtende Morgen, wenn er Geschenke macht;
    Aber zur Zeit des Kriegs wie die finster dräuende Nacht.
    Seine Güte umgibt mit Geschmeide unseren Hals;
    Durch seine Wohltaten ist er für Freie ein König des Alls.
    Möge Allah ihn uns noch viele Jahre erhalten,
    Möge er ihn beschützen vor Fährnis finstrer Gewalten!
    Als er die Verse geschrieben hatte, schickte er sie dem Sultan durch einen der Sklaven des Onkels, des Wesirs Schems Edin; der König las sie und sein Herz erfreute sich daran; dann las er sie denen vor, die bei ihm zugegen waren und alle lobten sie sehr. Darauf ließ er den Schreiber holen und sagte zu ihm: “du bist hinfort mein Vertrauter und ich bestimme dir außer dem, was ich dir früher verliehen habe, noch einen monatlichen Sold von tausend Dirhams.” Hassan el-Basri küsste den Boden vor ihm dreimal und betete für ihn um dauernde Macht und ein langes Leben. So stieg nun Hassan el-Basri hoch in Ehren und sein Ruhm verbreitete sich in vielen Ländern und er blieb in aller Freude des Daseins und Ruhe des Lebens bei seinem Oheim und den Seinen, bis der Tod ihm nahte.

Aladin und die

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