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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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sich und sagte: “Wenn mein Sohn noch von dieser Welt ist, so hat nur er allein diese Granatapfelkerne bereitet; das ist mein Sohn Bedir Edin Hassan selber. Daran ist kein Zweifel möglich, noch auch ein Irrtum; denn dies ist eine Speise, die nur er und ich zu bereiten verstehen und ich habe ihn gelehrt, sie zu kochen.” Als der Wesir ihre Worte hörte, freute er sich sehr und sagte: “Oh, wie sehne ich mich nach dem Anblick meines Neffen! Ich möchte wissen, ob mich die Tage je wieder mit ihm vereinigen! Wir können nur zu Allah dem Erhabenen beten, dass Er mich mit ihm zusammenführe!” Noch im selben Augenblick ging der Wesir hinaus zu den Leuten, die bei ihm waren und sprach: “Zwanzig Mann von euch sollen zu der Garküche gehen. Reißt den Laden nieder, fesselt dem Koch die Hände mit seinem Turban und schleppt ihn mit Gewalt zu mir, doch ohne dass ihm ein Leid geschieht!” Sie erwiderten: “Jawohl.” Dann ritt der Wesir sofort in den Palast und trat vor den Statthalter von Damaskus und zeigte ihm die Schreiben, die er vom Sultan bei sich hatte. Jener küsste sie, legte sie auf sein Haupt und sprach: “Wer ist dein Schuldner?” Der Wesir erwiderte: “Ein Koch.” Da befahl der Statthalter sofort seinen Wächtern, zu dem Laden zu gehen; und sie taten es, fanden ihn bereits zerstört und alles darin zerbrochen vor; denn als der Wesir in den Palast gegangen war, hatten seine Leute seinen Befehl ausgeführt. Nun saßen sie da und warteten auf die Rückkehr des Wesirs aus dem Palaste; Bedir Edin Hassan aber sagte: “Was haben die nur in den Granatapfelkernen gefunden, dass dies geschehen ist?” Als aber der Wesir von seinem Besuch bei dem Statthalter zurückkam, der ihm die Erlaubnis gegeben hatte, seinen Schuldner aufzugreifen und mit ihm davonzuziehen und als er wieder im Zeltlager war, rief er nach dem Koch. Man führte ihn vor, gefesselt mit seinem Turban. Wie Bedir Edin Hassan seinen Oheim erblickte, weinte er bitterlich und fragte: “Hoher Herr, was ist mein Vergehen wider dich?” “Bist du der Mann, der die Granatapfelkerne bereitet hat?” fragte der Wesir; und er antwortete: “Ja! Hast du denn etwas darin gefunden, das es nötig macht, mir den Kopf abzuschlagen?” Der Wesir sagte darauf: “Das wäre das Beste und die geringste deiner Strafen!” Da bat der Koch: “Hoher Herr, willst du mir nicht mein Vergehen kundtun?” Der Wesir erwiderte: “Jawohl, sofort!” Dann rief er den Dienern zu: “Bringt die Ka mele her!” Und sie nahmen den Bedir Edin Hassan mit sich, steckten ihn in eine Kiste und legten ein Schloss davor. Dann brachen sie auf und zogen immer weiter, bis die Nacht hereinbrach. Da machten sie halt und aßen ein wenig Zehrung; den Bedir Edin Hassan nahmen sie aus seiner Kiste heraus und gaben auch ihm zu essen und schlossen ihn dann wieder ein. Darauf zogen sie weiter dahin, bis sie Kamra erreichten; dort nahmen sie den Bedir Edin Hassan aus der Kiste heraus und der Wesir fragte ihn: “Bist du es, der die Granatapfelkerne bereitet hat?” Er antwortete: “Ja, Herr.” Der Wesir rief: “Fesselt ihn!” Da fesselten sie ihn und steckten ihn wieder in die Kiste und zogen weiter, bis sie Kairo erreichten; dort machten sie im Quartier er-Raidanije Halt. Der Wesir gab Befehl, den Bedir Edin Hassan aus der Kiste zu nehmen, ließ einen Zimmermann holen und sagte zu ihm: “Macht mir eine Holzfigur für diesen Burschen!” Da rief Bedir Edin Hassan aus: “Und was willst du damit tun?” Der Wesir antwortete: “Ich will dich an dieser Figur aufhängen und daran festnageln lassen und dann will ich dich in der Stadt herumführen.” Jener darauf: “Weshalb willst du mir dies antun?” Der Wesir: “Wegen deiner elenden Zubereitung der Granatapfelkerne; wie konntest du sie ohne Pfeffer zubereiten?” Jener: “Und weil Pfeffer daran fehlte, willst du all dies an mir tun? Genügt es nicht, dass du mich eingesperrt und mir nur einmal am Tage zu essen hast geben lassen?” Der Wesir rief: “Der Pfeffer fehlte; drum kannst du nur mit dem Tode bestraft werden.” Da war Bedir Edin Hassan ratlos und trauerte um sein Leben; der Wesir aber fragte ihn: “Woran denkst du?” Er erwiderte: “An solche Dummköpfe, wie du einer bist; denn wenn du Verstand besäßest, hättest du mich

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