Märchen aus 1001 Nacht
ich meine Gunst bezeuge?â Der Wesir antwortete: âO König, wenn du schläfst, so erwache! Ich meine den Hakim Rujan.â Der König entgegnete ihm: âDer ist ja mein Freund und mir am wertesten von allen Menschen, weil er mich durch ein Ding, das ich mit der Hand anfasste, behandelte und mich von meiner Krankheit heilte, an der sich die Ãrzte umsonst abgemüht hatten; einen Mann wie ihn gibtâs in dieser Zeit nicht mehr auf der Welt, weder im Abend- noch im Morgenland. Wie kannst du das von ihm behaupten? Ich werde ihm von heute an Gehalt und Einkünfte festsetzen und ihm monatlich tausend Dinar geben; wollte ich jedoch selbst das Reich mit ihm teilen, so wäre es noch für ihn zu wenig. Ich glaube, du sprichst nur aus Neid und willst, dass ich ihn hinrichten lasse.
Darauf erwiderte der Wesir: âGroÃmächtiger König, welche Unbill habe ich ihm denn zugefügt und welche Bosheit habe ich von ihm erlitten? Nur aus Sorge um dich habe ich so gesprochen und du wirst die Wahrheit davon erfahren; folgst du mir, so bist du gerettet, wenn aber nicht, so verlierst du dein Leben. Siehst du denn nicht ein und glaubst du nicht, dass er, wenn er deinen Körper von auÃen gesund machte, indem er dich einen Gegenstand anfassen lieÃ, dich auf dieselbe Weise auch umbringen kann?â Da sagte der König Junan: âDu hast recht und es wird sicherlich so kommen, wie du es sagst, du wohl beratender Wesir. Vielleicht ist dieser Hakim als Spion hierhergekommen, um mich ins Verderben zu stürzen. Hat er mich durch etwas, das er mich anfassen lieÃ, geheilt, so kann er mich auch durch etwas, das er mir zu riechen gibt, umbringen.â Dann fragte er den Wesir: âWas soll ich mit ihm tun, Wesir?â Der Wesir antwortete: âSchicke sofort nach ihm und ist er hier, so schlag ihm den Kopf ab, dann hast du ihm seine Bosheit heimgezahlt und hast vor ihm Ruhe. Besser, dass du an ihm Treulosigkeit übst, als dass er es an dir tut.â Da sagte der König Junan: âDu hast recht, Wesirâ und lieà den Hakim holen.
Voller Fröhlichkeit und nichts ahnend von dem Geschick, das der Barmherzige über ihn verhängt hatte, trat der Hakim ein. Der König jedoch redete ihn an: âWeiÃt du, weshalb ich dich habe kommen lassen?â Der Hakim antwortete: âAllah nur, der Erhabene, kennt das Verborgene.â Darauf entgegnete der König: âIch habe dich kommen lassen, um dir das Leben zu nehmen.â Der Hakim, über diese Worte des Königs aufs ÃuÃerste bestürzt, fragte: âWeshalb, O König, willst du mich töten und welche Schuld ist an mir offenbar geworden?â Der König antwortete ihm: âMan hat mir gesagt, du seist ein Spion und nur hierhergekommen, um mich umzubringen; darum werde ich dir zuvorkommen und dich hinrichten lassen.â Darauf rief der König den Scharfrichter und befahl ihm: âSchlag diesem Verräter den Kopf ab und befreie uns von seiner Hinterlist! â Nun bat der Hakim: âLass mich am Leben, so wird Allah dich am Leben lassen, töte mich nicht, dass Allah dich nicht tötet.â und flehte ihn mit diesen Worten wiederholt an, wie ich es auch tat, O Ifrit, ohne dass du mich hörtest, sondern du wolltest mitleidlos meinen Tod. Der König Junan antwortete jedoch dem Hakim Rujan auf sein Flehen: âIch bin nicht sicher vor dir, dass du mich nicht umbringst; denn hast du mich durch etwas geheilt, das ich in meine Hand nahm, so bin ich nicht sicher, dass du mich durch etwas, das ich rieche oder dergleichen umbringst.â Da sagte der Hakim: âO König, ist das mein Lohn von dir? Du vergiltst Gutes mit Bösemâ; der König erklärte jedoch: âDu musst unverzüglich sterben.â
Als nun der Hakim sich davon überzeugt hatte, dass der König ihn ohne Erbarmen hinrichten lassen wollte, weinte er vor Betrübnis darüber, dass er einem Unwürdigen Gutes erwiesen hatte; der Scharfrichter aber trat heran, um ihm die Augen zu verbinden und rief, nachdem er es getan hatte: âGebiete!â, während der Hakim den König unter Tränen bat: âLass mich am Leben, so wird Allah dich auch am Leben lassen, töte mich nicht, dass Allah dich nicht tötet!â Nun erhob sich auch einer der Günstlinge des Königs und bat: âO König, schenke mir das Blut dieses Hakims, wir haben nicht bemerkt, dass er irgendein
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