Märchen aus 1001 Nacht
sich nicht einmal ein Nachtessen verschaffen konnte, eine Grube graben; wenn mir das Schicksal hilft, so will ichâs dazu bringen, dass seine Mutter wieder wie zuvor am Rade spinnt und ihm selber nehme ich das Leben.â Hierauf kehrte er, aus Neid gegen Aladin voll Kummer und Betrübnis, in den Chan zurück. Hier holte er seine astrologischen Geräte und sein geomantisches Brett hervor, um zu sehen, wo die Lampe wäre. Als er sah, dass sie sich im Serail befand, jedoch nicht bei Aladin, freute er sich mächtig und rief: âNun ist es ein leichtes Ding, diesem Verruchten das Leben zu nehmen und einen Weg, der Lampe beizukommen, zu finden.â Alsdann begab er sich zu einem Klempner und sagte zu ihm: âMach mir eine Anzahl Lampen und nimm von mir ihren Preis und noch mehr; jedoch wünsche ich, dass du sie schnell machst.â Der Klempner versetzte: âIch höre und gehorcheâ und machte sich sogleich an die Arbeit. Als sie fertig geworden waren, gab ihm der Maghribite soviel, wie er verlangte und nahm sie mit in den Chan, wo er sie in einen Korb legte. Dann schritt er durch die StraÃen und Basare und rief: âWer tauscht eine alte Lampe für eine neue ein?â Als die Leute ihn dies ausrufen hörten, lachten sie über ihn und sagten: âZweifellos ist der Mann verrückt, dass er umhergeht und neue Lampen gegen alte umtauscht.â Und es folgte ihm eine groÃe Menge und die Gassenbuben liefen ihm von Ort zu Ort nach und lachten ihn aus, während er sich hierdurch nicht abhalten lieà und sich nicht daran kehrte. In dieser Weise schritt er durch die ganze Stadt, bis er auch unter Aladins Serail anlangte, wo er mit noch lauterer Stimme ausrief, während die Buben johlten: âEin Verrückter! Ein Verrückter!â Nach dem Schicksal aber traf es sich, dass die Herrin Bedr el-Budur gerade am Fenster war, als sie jemand ausrufen und die Buben über ihn johlen hörte. Da sie aber nicht verstand, was vorging, befahl sie einer der Sklavinnen: âGeh hinunter und sieh nach, wer da ausruft und was er ruft.
Da ging die Sklavin hinunter und sah nach und hörte jemand ausrufen: âWer vertauscht eine alte Lampe gegen eine neue?â Und die Kinder folgten ihm und lachten ihn aus. Hierauf kehrte die Sklavin wieder zur Herrin Bedr el-Budur zurück und meldete ihr: âMeine Herrin, der Mann ruft aus: âWer vertauscht eine alte Lampe gegen eine neue?â und die Kleinen laufen ihm nach und lachen ihn aus.â Da lachte die Herrin Bedr el-Budur ebenfalls über dieses Wunder. Aladin aber hatte sich nicht weiter um die Lampe bekümmert, sondern sie in seine Kammer gestellt und sie dort eingeschlossen. Eine der Sklavinnen jedoch, die dies gesehen hatte, sagte zur Herrin Bedr el-Budur: âMeine Herrin, ich erinnere mich, im Gemach meines Herrn Aladin eine alte Lampe gesehen zu haben. Wir wollen sie bei diesem Mann gegen eine neue Umtauschen, um zu sehen, ob er die Wahrheit gesprochen oder gelogen hat.â Da sagte die Herrin Bedr el-Budur zu der Sklavin: âHole die Lampe, von der du sprichst, dass du sie im Zimmer deines Herrn gesehen hast.â Die Herrin Bedr el-Budur wusste jedoch nichts von der Lampe und ihren Kräften, durch die ihr Gemahl Aladin zu so stolzer Macht erhoben war; und ihr höchster Wunsch war, den Verstand jenes Mannes zu erproben, der da neue Lampen gegen alte eintauschte. Hierauf stieg das Mädchen hinauf zu Aladins Gemach und kehrte mit der Lampe zur Herrin Bedr el-Budur zurück, ohne dass irgendjemand von ihnen etwas von der Arglist und Verschlagenheit des maghribitischen Zauberers gewusst hätte. Dann befahl die Herrin Bedr el-Budur einem Aga, hinunterzugehen und die Lampe für eine neue umzutauschen. Der Aga nahm die Lampe und ging hinunter, wo er sie dem Maghribiten gab und dafür eine neue von ihm erhielt. Hierauf kehrte er zur Herrin Bedr el-Budur zurück und gab ihr die Lampe, die er eingetauscht hatte; und die Herrin Bedr el-Budur betrachtete sie und lachte über die Dummheit des Maghribiten, als sie sah, dass es wirklich eine neue Lampe war.
Als aber der Maghribite die Lampe genommen hatte und erkannte, dass es die Lampe aus dem Schatz war, steckte er sie sogleich in seinen Busen und lieà die sämtlichen Lampen den Leuten, die ihre Lampen bei ihm Umtauschen wollten. Dann lief er zur Stadt hinaus, wo er in die ebenen Fluren hinein schritt und sich geduldete, bis die Nacht
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