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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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hereinbrach und er sich allein in der Steppe sah. Alsdann zog er die Lampe aus seinem Busen hervor und rieb sie und sogleich erschien der Marid und rief: “Zu Diensten! dein Sklave steht vor dir; heische von mir, was du begehrst.” Da sagte der Maghribite zu ihm: “Ich wünsche, dass du Aladins Serail von seinem Platz mit allen seinen Bewohnern und mich selber aufhebst und uns in meinem Land, in Afrika, niedersetzest. du kennst meine Stadt und ich wünsche, dass dieser Palast in meiner Stadt inmitten der Gärten steht.” Der Marid versetzte: “Ich höre und gehorche; schließe deine Augen, wenn du sie wieder öffnest, so wirst du dich zugleich mit dem Serail in deinem Land befinden.” Dies geschah sogleich und in einem Augenblick waren der Maghribite und Aladins Serail mit allem, was sich darin befand, nach dem Land Afrika versetzt.
    Kehren wir aber jetzt wieder zum Sultan und zu Aladin zurück! Der Sultan pflegte in Anhänglichkeit und Liebe zu seiner Tochter, der Herrin Bedr el-Budur, an jedem Morgen, wenn er aus dem Schlaf erwachte, das Fenster zu öffnen und nach ihr zu sehen. Als er sich aber an diesem Morgen erhob und wie gewöhnlich das Gitterfenster öffnete, um seine Tochter zu sehen, gewahrte er nichts von Aladins Palast, sondern sah einen kahlen Platz wie zuvor, auf dem weder ein Serail noch sonst ein Gebäude stand. Da wurde er verwirrt und verstört und begann sich die Augen zu reiben, im Glauben, sie seien trüb oder verdunkelt und sah wieder zu. Er stellte jedoch von neuem fest, dass weder eine Spur noch ein Zeichen vom Serail zu sehen war, ohne zu wissen, wie und woher es gekommen war. In wachsender Ratlosigkeit schlug er beide Hände zusammen und die Tränen liefen ihm in den Bart, da er nicht wusste, was aus seiner Tochter geworden war. Er ließ sogleich seinen Wesir holen, der, als er bei seinem Eintreten den Sultan in diesem traurigen Zustand sah, zu ihm sagte: “Um Vergebung, O König der Zeit, Allah schütze dich vor dem Übel! Weshalb bist du bekümmert?” Der Sultan versetzte: “du weißt wohl nicht, was mir geschehen ist?” Der Wesir entgegnete: “Keineswegs, mein Herr; bei Allah, ich habe nicht die geringste Ahnung.” Da sagte der Sultan: “So hast du nicht nach Aladins Serail hinübergeschaut?” Der Wesir antwortete: “Nein, mein Herr; er muss noch verschlossen sein.” Nun sagte der König: “Wo du von nichts weißt, so steh auf und schau nach ihm durchs Fenster und sieh, wo Aladins Serail ist, der nach deinen Worten noch verschlossen sein soll.” Da erhob sich der Wesir und schaute durchs Fenster nach Aladins Serail aus, doch fand er nichts, weder ein Serail noch sonst etwas. Verwirrt und verstört kehrte er zum Sultan zurück, der ihn fragte: “Weißt du nun den Grund meiner Trauer und hast du Aladins Serail gesehen, das nach deiner Meinung noch verschlossen sein soll?” Der Wesir versetzte: “O König der Zeit, ich sagte schon zuvor deiner Glückseligkeit, dass dieses Serail und alle diese Dinge Zauberei wären.” Da ergrimmte der Sultan und fragte ihn: “Wo ist Aladin?” Der Wesir entgegnete: “Er ist auf der Jagd.” Nun befahl der Sultan sofort einigen Agas und Soldaten, auszuziehen und Aladin in Fesseln und mit auf dem Rücken zusammengebundenen Armen zu bringen. Da machten sich die Agas und Soldaten auf den Weg und sagten, bei Aladin angelangt, zu ihm: “O unser Herr Aladin, nimm es uns nicht übel, der Sultan hat uns befohlen, dich festzunehmen und zu binden und zu fesseln. Wir bitten dich, uns zu entschuldigen, denn wir stehen unter des Königs Befehl und vermögen nicht ungehorsam zu sein.” Als Aladin die Worte der Agas und Soldaten vernahm, verwunderte er sich und die Zunge war ihm wie gelähmt, da er nicht den Grund hiervon wusste. Sich zu ihnen wendend, fragte er sie: “Ihr Leute, wisst ihr nicht, weshalb der Sultan dies befohlen hat? Ich weiß mich schuldlos und beging keine Sünde, weder gegen den Sultan noch gegen sein Reich.” Sie erwiderten: “O unser Herr, wir wissen nicht das geringste.” Da stieg Aladin von seinem Hengst und sprach zu ihnen: “Tut mit mir, was der Sultan euch geheißen hat; denn des Sultans Befehl ist unverbrüchlich zu befolgen.”
    Hierauf legten die Agas Aladin in Fesseln und Banden und schleppten ihn in Eisen in die Stadt. Als die Leute

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