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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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sie der Köchin zu übergeben befahl, die ihm ein befreundeter König vor drei Tagen zum Geschenk gemacht und deren Kochkunst er noch nicht erprobt hatte. Der Wesir befahl ihr, sie zu braten und fügte noch die Ermahnung hinzu: “Sklavin, der König gebietet dir durch mich: Ich habe meine Tränen nur für mein Unglück gespart. So erheitere unser Gemüt heute durch deine Kunst und mach deine Sache gut; es hat sie nämlich heute jemand dem Sultan zum Geschenk gebracht.” Hierauf kehrte der Wesir wieder zum König zurück und erhielt von ihm den Befehl, dem Fischer vierhundert Dinar auszuhändigen. Der Wesir tat es und der Fischer nahm das Geld in seinen Schoß, ging fröhlich und vergnügt zu seinem Weib nach Hause und kaufte seiner Familie alles, was notwendig war, ein.
    Die Köchin aber hatte inzwischen die Fische genommen, sie gereinigt und in die Pfanne gelegt und war eben im Begriff, sie auf die andere Seite zu wenden, da sie auf der einen gar waren, als sich plötzlich die Küchenwand öffnete und ein schlankes, oval-wangiges, tadellos schönes Mädchen von lieblichem Gesicht und hoher Gestalt, um die Augen mit Kajal geschwärzt, heraustrat, das um den Kopf ein blauseidenes Tuch, in den Ohren Ringe, Spangen an den Handgelenken und edelsteinbesetzte Ringe an den Fingern trug und in der Hand eine Bambusrute hielt. An den Herd heran schreitend, stieß sie die Rute in die Pfanne und sprach die Worte: “Ihr Fische, haltet ihr auch euren Schwur?” Als die Köchin dies sah und hörte, fiel sie in Ohnmacht, das Mädchen wiederholte seine Worte jedoch noch zweimal, worauf die Fische den Kopf aus der Pfanne hoben und antworteten: “Ja, ja” und dann alle den Vers sprachen:
    â€œKommst du wieder, so kehren wir auch wieder, Bist du treu, so sind wir es auch; Fliehst du aber, so tun wir ein Gleiches.”
    Hierauf stürzte das Mädchen die Pfanne um, verschwand auf demselben Wege, auf welchem es gekommen war und die Küchenwand schloss sich hinter ihm zu. Als nun die Köchin wieder zur Besinnung kam und die vier Fische zu schwarzen Kohlen verbrannt sah, rief sie: “Im ersten Gefecht zerbrach sein Schaft.” Während sie noch über sich selber schalt, stand auch schon der Wesir neben ihr und sagte: “Gib die Fische für den Sultan.” Da fing sie an zu weinen und erzählte dem Wesir, was vorgefallen war. Der Wesir wunderte sich und meinte: “Das ist eine wunderbare Geschichte.” Dann ließ er den Fischer wieder holen und sprach zu ihm: “Fischer, du musst uns noch einmal vier ganz gleiche Fische bringen.” Nun ging der Fischer wieder zum See hinaus, warf sein Netz aus und hatte, wie er es herauszog, wieder vier Fische darin. Als er sie dem Wesir übergeben hatte, begab sich dieser mit ihnen zur Köchin und befahl ihr: “Auf, brate die Fische vor mir, damit ich diese Sache mit eigenen Augen ansehe.” Die Köchin ging darauf ans Werk, machte die Fische zurecht, legte sie in die Pfanne und setzte sie aufs Feuer. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Wand wieder und das Mädchen erschien in derselben Kleidung und mit der Rute in der Hand; es steckte die Rute wieder in die Pfanne und rief: “Fische, Fische, haltet ihr auch euren Schwur?”, worauf die Fische wieder den Kopf hoben und den Vers sprachen:
    â€œKommst du wieder, so kehren wir auch wieder, Bist du treu, so sind wir es auch; Fliehst du aber, so tun wir ein Gleiches.”
    Dann stürzte das Mädchen die Pfanne mit der Rute um, verschwand auf demselben Wege, auf dem es gekommen war und die Küchenwand schloss sich hinter ihm wieder zu. Als es fort war, stand der Wesir auf und sagte: “Das darf dem König nicht verborgen bleiben.” Hierauf trat er vor den König und erzählte ihm, was sich in seiner Gegenwart zugetragen hatte. Der König erklärte: “Ich muss es mit eigenen Augen sehen”, ließ den Fischer holen und befahl ihm, binnen drei Tagen vier Fische ganz gleich den ersten zu bringen. Der Fischer machte sich wieder zum See auf und brachte ihm sogleich die Fische, wofür er vom König wieder vierhundert Goldstücke erhielt. Dann wandte sich der König zum Wesir und befahl ihm: “Brate selber die Fische in meiner Gegenwart.” Der Wesir antwortete: “Ich höre und gehorche”, holte die Pfanne und legte die Fische, nachdem er sie gereinigt

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