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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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ihn an: “du Schuft, du Schurke, wenn ich dich von heute an noch einmal an der Tür dieser Färberei stehen sehe, so sende ich auf der Stelle zum König und der wird dich dem Wachthauptmann übergeben, damit er dir den Kopf abschlägt! Fort von hier, Allah segne dich nicht!” Nun ging Abu Sir fort von ihm, gebrochenen Herzens ob der entehrenden Schläge, die ihm versetzt worden waren; die Umstehenden aber fragten Abu Kir, den Färber: “Was hat der Mann da getan?” Und jener antwortete ihnen: “Er ist ein Dieb, der die Stoffe der Leute stiehlt. Wie oft hat er mir schon Zeug gestohlen! Immer sagte ich mir: “Allah verzeihe ihm! Er ist ein armer Mann.” Und ich wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen, sondern ich ersetzte den Leuten den Wert ihrer Sachen und verbot es ihm in Güte, aber er ließ es sich nicht verbieten. Wenn er jetzt noch einmal wiederkommt, so schicke ich zum König, damit er ihn hinrichten lässt und die Menschen von dem Schaden durch ihn befreit.” Da begannen die Menschen ihm noch zu fluchen, nachdem er schon fortgegangen war. Solches tat Abu Kir.
    Sehen wir nun, wie es Abu Sir erging! Er kehrte zur Herberge zurück und setzte sich nieder und sann nach über das, was Abu Kir ihm angetan hatte; und er saß so lange da, bis ihn die Schläge nicht mehr brannten. Dann ging er hinaus und wanderte in den Markstraßen der Stadt umher; dabei kam es ihm in den Sinn, in das Badehaus zu gehen und er fragte einen Mann von den Leuten der Stadt, indem er zu ihm sprach: “Bruder, wo ist der Weg zum Badehaus?” Der aber fragte ihn: “Was ist denn ein Badehaus? Abu Sir antwortete ihm: “Ein Ort, an dem man sich wäscht und sich von seinem Schmutz reinigt; das gehört zum Besten der guten Dinge dieser Welt.” Da rief der Städter: “Geh doch zum Meer!” Aber der Barbier bestand darauf: “Ich will ins Badehaus gehen!” Nun erzählte jener: “Wir wissen nicht, wie ein Badehaus ist; wir gehen immer alle zum Meer, auch der König, wenn er sich waschen will, begibt er sich zum Meer.” Als Abu Sir sich überzeugt hatte, dass es in der Stadt kein Badehaus gab und dass die Einwohner dort kein Warmbad kannten noch wussten, wie es beschaffen war, ging er zur Staatsversammlung des Königs, trat zu ihm ein, küsste den Boden vor ihm und flehte den Segen des Himmels auf sein Haupt. Dann sprach er zu ihm: “Ich bin ein landfremder Mann und meines Gewerbes ein Badediener; und als ich in deine Stadt kam, wollte ich ins Badehaus gehen, doch ich fand in ihr auch nicht ein einziges Warmbad. Wie kann eine Stadt, die so schön ist wie diese, ohne ein Warmbad sein, da dies doch eine der höchsten Wonnen der Welt ist?” Als der König dann fragte: “Was ist denn ein Warmbad?” begann Abu Sir ihm die Art eines Badehauses zu beschreiben und fügte noch hinzu: “deine Hauptstadt ist keine vollkommene Stadt, wenn es kein Badehaus in ihr gibt.” “Sei mir willkommen!” rief der König, ließ ihn in ein Gewand kleiden, das nicht seinesgleichen hatte und gab ihm ein Ross und zwei Sklaven; ferner schenkte er ihm vier Sklavinnen und zwei Mamelucken und wies ihm ein schön eingerichtetes Haus an, ja, er ehrte ihn noch mehr als den Färber. Dann schickte er die Bauleute mit ihm aus, nachdem er ihnen befohlen hatte: “Erbaut ihm ein Badehaus an der Stätte, die ihm gefällt!” Jener nahm die Leute und zog mit ihnen mitten durch die Stadt, bis ihm eine Stätte gefiel; er zeigte sie den Baumeistern und sie begannen dort zu bauen, während er sie in der Ausführung anleitete, bis sie ihm ein Badehaus errichtet hatten, das seinesgleichen suchte. Dann befahl er ihnen, es auszumalen und sie schmückten es mit so wunderbaren Malereien, dass es eine Freude für die Beschauer war. Darauf ging Abu Sir zum König und meldete ihm, der Bau und die Ausschmückung des Bades seien vollendet; und er fügte hinzu: “Jetzt fehlt ihm nichts mehr als die Einrichtung.” Da gab der König ihm zehntausend Dinare; und Abu Sir nahm sie, richtete das Badehaus ein und reihte darin die Badetücher an den Leinen auf. Alle, die an der Tür des Bades vorüber kamen, starrten es an und wurden von seinem Schmuck ganz bezaubert; das ganze Volk drängte sich dort zusammen bei etwas, dessen gleichen sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen hatten. Und während sie

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