Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm
sind Stellen aus Dschuang Dsï sagenhaft mit dem Text verwoben, so der bekannte Schmetterlingstraum (II, 12) u. a. Seine Frau war eine geborene Tiän. Das Haus Tiän regierte im Staate Tsi (Ostschantung) seit 379, nachdem es schon lange vorher die maßgebende Stellung im Staate usurpiert hatte. Prinz von Tschu. Tschu war ein Staat im Süden des damaligen China.
40. Der König von Huai Nan. Quellen: Schen Siän Dschuan, Huai Nan Dsï usw.
Der König von Huai Nan hieß Liu An. Er stammte aus der Familie der Han-Dynastie. Viel beschäftigte er sich mit Magie und zog eine Menge Magier an seinen Hof, deren Arbeiten in dem unter seinem Namen gehenden philosophischen Werk vereinigt sind. Er lebte zur Zeit des Kaisers Wu (vgl. Nr. 37). Da dieser keine Nachkommen hatte, ließ sich Liu An in eine Verschwörung ein, die aber entdeckt wurde. Im Jahre 122 v. Chr. gab er sich infolge davon selbst den Tod. Unser Märchen zeigt die sagenhafte Umbildung dieser Ereignisse.
41. Der alte Dschang. Vgl. Schen Siän Dschuan. »Ehevermittlerin«: Zur Eheschließung ist nach chinesischer Sitte — die sich mit der Sitte anderer orientalischer Völker deckt — eine Vermittlung zwischen den beiden Familien unbedingt nötig. Es gibt ältere Frauen, die sich gewerbsmäßig diesem Berufe widmen.
42. Der gütige Zauberer. Vgl. Tang Dai Tsung Schu, Schen Siän Dschuan u. a.
Kupferstücke: Gemeint sind die alten chinesischen Kupfermünzen, die in der Mitte durchbohrt sind und an Schnüren zu 500 bzw. 1000 angereiht zu werden pflegten. Ein solcher Strang repräsentiert etwa den Wert von einer Mark. Eine Million sind also je nach der Rechnungsweise 1000—2000 Mark. Der Geldwert im alten China war jedoch wesentlich höher als heutzutage.
»Am persischen Bazar«: Zur Tang-Zeit war China in lebhaftem Verkehr mit dem Westen, dessen Spuren eben gegenwärtig in Zentralasien erforscht werden. Persische Bazars waren damals in der Hauptstadt, dem heutigen Si-An-Fu in Schensi, keine Seltenheit. »Kräuterofen«: Ein Dreifußkessel zum Brauen des Lebenselixiers. Darauf haben auch die Feen, der Drache und Tiger — beides Sternbilder — Bezug. Der Meister bedarf zur Herstellung des Elixiers unbedingter Standhaftigkeit. Daher hat er sich den Du Dsï Tschun durch seine Wohltaten verpflichtet. Die gelbe Mütze, die der Meister trägt, hat Beziehung zu den Lehren des Gelben Alten, vgl. Nr. 15. Der Höllenfürst Yän Wang oder Yän Lo Wang ist der indische Yama. Es gibt im ganzen zehn Höllenfürsten. Der fünfte ist der höchste und gefürchtetste. Über die Details der chinesischen Höllen vgl. auch das folgende Märchen.
»Verstocktheit«: Wörtlich: sein Verbrechen ist Verheimlichung. Diese gehört dem Yin- oder dunklen, weiblichen Prinzip an. Daher die Auswirkung dieser Geistesart zu seiner Wiedergeburt als Weib führt. »Aus dem Ofen schlugen purpurne Flammen heraus«: Während Du Dsï Tschun die übrigen Gefühlsregungen bemeistert hatte, so dass ihm Furcht und Schreck nichts anzuhaben vermochten, war als letzter Rest die Liebe, und zwar in ihrer höchsten Form als Mutterliebe, zurückgeblieben. Diese Liebe erzeugt die Flammen, die das Gebäude zu verzehren drohen. Das Höchste im Taoismus — ebenso wie im Buddhismus — ist aber die vollkommene Abtötung aller Gefühle.
43. Wie einer den Höllenfürsten beschimpfte. Quelle: Schauspiel.
Yüo Fe gehört noch heute zu den populärsten Helden der Geschichte. Um 1127 hatten die Gin-Tartaren die ganze kaiserliche Familie des Sung-Hauses gefangen genommen. In der Hauptstadt Kaifongfu entstand Aufruhr. Prinz Kang entfloh. Da sah er ein Pferd am Wegrand grasen. Er setzte sich darauf. Es schwamm mit ihm durch den Yangtse und rettete ihn so. Als er in Sicherheit war, fiel das Pferd um, und es zeigte sich, dass es aus Ton war. Der Prinz machte nun Hangdschou zu seiner Hauptstadt und begründete die südliche Sung-Dynastie.
Unter den Gefangenen am alten Kaiserhofe war auch der Minister Tsin Gui gewesen. Er ward von dem Herrscher der Gin in geheimem Einverständnis zurückgeschickt, und es gelang ihm und seiner Frau, den tapferen und edlen Yüo Fe zu Tode zu bringen, 1141. In Hangdschou, aber auch sonst allenthalben im Reich, finden sich bis auf den heutigen Tag Tempel des Yüo Fe. In deren Vorraum sind eiserne Statuen von Tsin Gui und der Langzunge (Me Ki Siä) angebracht in kniender Stellung, die von den Tempelbesuchern beschimpft und tätlich insultiert werden.
Die Höllenschilderungen entsprechen ganz den
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