Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm
verwirren.
55. Die verstoßene Prinzessin. Quelle: Tang Dai Tsung Schu. »Hütete Schafe.« Schafe als Bild der Wolken kommen auch sonst vor. (Schafe und Ziegen werden in China mit demselben Wort bezeichnet.) Tsiän Tang, Name des Orts als Name des dort herrschenden Gottes. »Die Sintflut.« Gemeint ist die Überschwemmung, die der große Yü als Yaus Minister reguliert hat. Hier in übertreibendem Sinn als Sintflut dargestellt.
56. Das Fuchsloch. Quelle: Volkserzählung.
Der Fuchs als Dämon, der von den Menschen Besitz ergreifen kann, ist im chinesischen Volksglauben allgemein verbreitet. Eine Menge hysterischer Erscheinungen werden auf ihn und das Wiesel zurückgeführt. Oft handelt es sich um rasch vorübergehende Zustände. Über die Art der Vorgänge geben die hier vorliegenden Märchen Auskunft.
57. Fuchsfeuer. Eine ähnliche Geschichte steht in Liau Dschai. Der Fuchs bereitet aus seinem Atem, den er zum Monde aufsteigen läßt, das Lebenselixier. Kann man ihm das rauben, so erhält man übernatürliche Kräfte.
58. Der Fuchs und der Donner. Quelle: mündliche Überlieferung.
Der Drache als Verkörperung des Donners und Blitzes hasst alle Unreinheit. Darum sucht ihn der Fuchs durch den unreinen Weiberrock zu bannen. Damit nimmt er ihm aber zugleich die Möglichkeit, zum Himmel, seinem Element, aufzusteigen.
59. Der freundliche und der schlimme Fuchs. Quelle: mündliche Überlieferung.
Eine göttliche Verehrung des Fuchses ist erst neueren Datums. Sie kam wohl aus der Mandschurei nach China (vgl. Nr. 60). Es ist wahrscheinlich, dass dabei außerchinesische Einflüsse — eventuell mandschurische oder auch japanische — vorliegen. Hühner und Wein schätzt der Fuchsgeist besonders, vgl. dazu Nr. 56. Über die Art des Spuks, den die Füchse anrichten, sowie den Schwindel, der bei ihrer Bannung oft getrieben wird, gibt dieses Märchen gute Auskunft.
60. Der große Vater Hu.
Der Name des Gottes ist: Hu Tai San Yä, »großer, dritter Vater Hu«. Er ist der dritte unter seinen Brüdern. Das Zeichen Hu ist als Familienname geschrieben. Doch wird es genau wie Hu = Fuchs gesprochen. Es widerspräche der Achtung, den Gott als Fuchs zu bezeichnen, da ein Fuchs trotz seiner Zauberkünste ein verächtliches Tier ist. Der mandschurische Einfluss der Sage ist deutlich. Die Tempel dieser Fuchsgottheit haben sich in den letzten Jahren der Mandschu-Dynastie, namentlich in Schantung, einer großen Beliebtheit erfreut. Kaiser Hiän Fong, der Gatte der Kaiserin Tsi Hi, regierte von 1851 bis 1862.
61. Die sprechenden Silberfüchse. Quelle: mündliche Überlieferung.
Das Wort, das hier mit »Silberfuchs« wiedergegeben ist, heißt Pi. In dem Märchen Nr. 9 ist dasselbe Wort mit Panther übersetzt. Das Wesen dieses Fabeltiers schwankt nämlich zwischen Fuchs und Panther. »Die alte Mutter« ist eigentlich die Muttergöttin des Taischan. Sie wird aber auch an anderen Orten hauptsächlich als Söhne spendende Gottheit verehrt.
Bild des Taoistenpapstes: Vom Taoistenpapst, dem sogenannten Himmelsmeister (Tiän Schi), gemalte Talismane sind besonders wirksam gegen allerhand Zauber. Auch der Kriegsgott Guan Di wird als Retter und Heiland in allerlei Not angerufen.
Gespenstergeschichten
62. Der Scherge. Die Geschichte stammt aus neuerer Zeit. Der Herr des Großen Berges — Taischan — ist Huang Fe Hu, vgl. Nr. 23. Er steht noch über dem Yän Wang oder Totengott. Seine Tempel, Dung Yüo Miau (Tempel des östlichen Heiligen Berges), finden sich in jeder Kreisstadt. Sie spielen bei der Besorgung der Toten vor dem Begräbnis eine wichtige Rolle.
63. Die gefährliche Belohnung, vgl. Sou Schen Gi. Über den Gott des Großen Berges vgl. Nr. 23 und 62.
64. Die Rache. Quelle: Sin Tsi Hiä.
Das Märchen ist ein literarisches Meisterstück, namentlich durch die genaue Art, wie die Strafe der geheimen Tat folgt, nachdem sie schon längst verjährt und alles Unheil glücklich vorüber zu sein scheint.
65. Der Geisterseher. Quelle Sin Tsi Hiä.
» Klopfgeister.« Es handelt sich um die Planchette (Psychograph), eine in China sehr verbreitete Methode, mit Geistern in Verkehr zu treten. Das Stückchen entbehrt nicht des Humors.
66. Die Geister der Erhängten. Quelle: mündl. Überlieferung.
67. Gespenstergeschichten. Quelle: mündliche Überlieferung. Werwolf, chinesisch Hou, auch Berglöwe genannt.
Pu Hiän wird in Fong Schen Yän Yi als auf dem Elefanten, Wen Dschu als auf dem blauen Löwen und Dsï Hang Dau Jen (Guan Yin) als
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