Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm
da, so ist das Bild einfach ein Stück Holz oder Ton. Daher erklärt sich das scheinbar unehrerbietige Benehmen der Chinesen, wenn sie den Fremden ihre Tempel zeigen. Pu Hiän, der Boddhisatva auf dem Löwen (nach Fong Schen Yän Yi auf dem Elefanten). Indisch Samantabhadra, einer der vier großen Boddhisatvas der Tantraschule.
Wen Dschu, der Boddhisatva auf dem goldhaarigen Berglöwen (Hou) ist der indische Mañdjusri.
Der alte Buddha des Lichtglanzes, Jan Dong Gu Fu, ist der indische Dîpamkara.
Schwarze Magie: Im Fong Schen Yän Yi werden drei Zweige der Schule des Hung Gün genannt: Die Tsai Giau, die der schwarzen Magie ergeben ist und auf Seiten des Tyrannen Dschou Sin steht. Ihr Haupt ist Tung Tiän Giau Dschou, auf den alle geheimen Sekten zurückgehen. Ferner die Tschan Giau, deren einer Vertreter Laotse, sich abseits hält, während Yüan Schi Tiän Dsun (der Uranfang) sich durch seine Schüler an den Kämpfen beteiligt. »Feuerdatteln«: Datteln- bzw. Jujuben-Lebenselixier.
19. Die Mondfee. Quelle: mündliche Überlieferung. Die einzelnen Motive sind bei Dschuang Dsï«, Huai Nan Dsï und anderen erwähnt.
Der Schütze Hou I (oder Graf I, der Schützenfürst, vgl. Dschuang Dsï) wird von der Sage in verschiedene Zeiten verlegt. Er muss mit den Mondmythen zusammenhängen, denn es wird von ihm auch erzählt, dass er mit seinen Pfeilen den Mond bei einer Finsternis gerettet habe.
Die Königin-Mutter ist Si Wang Mu. Vgl. Nr. 15. Tang-Dynastie von 618—906 n. Chr.
»Die weiten Hallen der klaren Kälte«. Im Mond ist auch die Göttin des Eises lokalisiert.
Der Hase im Mond ist eine sehr populäre Gestalt. Er stößt die Reiskörner oder aber das Lebenselixier. Auch die Regenkröte Tschan, die drei Beine hat, wird in den Mond versetzt. Nach einer Version hat sich Tschang in die Gestalt dieser Kröte verwandelt.
20. Der Morgen- und der Abendstern. Quelle: mündliche Überlieferung (vgl. auch Dso Dschuan).
Die chinesischen Namen für Luzifer und Hesperus sind: Tschen (oder Schang) und Schen. Schen ist für gewöhnlich eine Konstellation in der Gegend des Orion. Auch der Stern Tschen wird im Orion gesucht.
21. Das Mädchen mit dem Pferdekopf. Quelle: vgl. Sou Schen Gi.
Die Geschichte wird in die Zeit des Herrschers Hau verlegt. Es handelt sich um eine Sage, deren Heimat Setschuan zu sein scheint. Das Pferd ist das Himmelszeichen, das über die Frühlingszeit, wenn die Seidenraupen gepflegt werden, herrscht. Daher das Mädchen mit dem Pferdekopf. Die Sage selbst gibt ja eine andere Erklärung. Außer dieser Göttin wird auch die Gattin des »Göttlichen Landmanns« (Schen Nung) als Göttin der Seidenzucht verehrt. Der Unterschied ist, dass das Mädchen mit dem Pferdekopf mehr eine totemistische Repräsentation der Seidenraupe als solcher ist, während die Gattin Schen Nungs mehr als Schutzgottheit der Seidenzucht in Betracht kommt. Sie hat die Frauen zuerst die Seidenzucht gelehrt. Auch die Gemahlin des Gelben Herrn wird genannt. Der Volksglaube unterscheidet drei Göttinnen, die abwechselnd die Seidenzucht schützen. Die zweite gilt als die beste. Wenn sie das Jahr hat, gerät die Seide.
22. Die Himmelskönigin (vgl. Sü Tsi Hiä)
Die Himmelskönigin Tiän Hou oder genauer Tiän Fe Niang Niang ist eine von den Taoisten gepflegte Gottheit der Seefahrt, an Küstenplätzen ziemlich allgemein verehrt. Es begegnen sich in ihrer Geschichte Lokalsagen, die auf die Provinz Fukiän weisen, und eine Übertragung der indischen Maritschi (die jedoch als achtarmige Dschunti noch eine besondere Verehrung hat). Die Tiän Hou gehört seit der Mandschu-Dynastie zu den amtlich anerkannten Gottheiten.
23. Nu Wa. Quellen: Liä Dsï, Fong Schen Yän Yi u. a. Fu Hi ist der »brütende Atem«. Von Fu Hi und Nu Wa zusammen befindet sich eine Abbildung in Liä Dsï, das Buch vom quellenden Urgrund, übersetzt von R. Wilhelm (E. Diederichs, Jena). Nu Wa ist ursprünglich männlich. Der Name, der mit einem Frauenzeichen geschrieben wird (wie viele alte Geschlechternamen), führte allmählich dazu, ein weibliches Wesen aus der Gestalt zu machen. Gung Gung, der Wasserdämon, erinnert an die babylonische Tihamat. Natürlich ist nicht an direkte Übernahme zu denken. Ein Parallelbericht sagt, dass Nu Wa den Feuergott (Dschu Yung) zur Bekämpfung des Gung Gung ausgesandt habe. »Berg Unvollkommen«, chinesisch Bu Dschou Schan. Die Geschichte von der Rache der Göttin an dem Tyrannen Dschou Sin kommt im Fong Schen Yän Yi vor.
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