Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm
Die Froschprinzessin. Vgl. Liau Dschai. »Froschmännchen«: Wa Dsï, der Schimpfname, der den Südchinesen von den Nordchinesen gelegentlich angehängt wird.
97. Abendrot. Vgl. Liau Dschai.
98. Edelweiß. Vgl. Liau Dschai.
Die Geschichte hat in Liau Dschai noch einen komplizierten Schluß, durch den das Zwischendasein der Liebenden, die von Ort zu Ort verschwinden, noch ausführlicher versinnlicht wird.
99. Das Heimweh. Vgl. Liau Dschai.
Die Geschichte ist trotz der äußerlichen Abweichungen von den buddhistischen Regeln durch und durch buddhistisch. Der Religion der Formen tritt hier die Religion des Herzens gegenüber. »Nachkommen«: Die Nachkommen haben die Pflicht, die Opfer der Ahnen zu besorgen. Da er selbst durch Krankheit verhindert war, seiner Mutter zu opfern, musste in Ermangelung der Nachkommenschaft das Opfer unterbleiben.
Ochsenfleisch: Der Genuss dieser Speise gilt als unheilig und ist einem rechten Buddhisten ein Greuel. Das Rind ist ein Tier, das in China als Genosse des Menschen zu heilig ist, um gegessen zu werden.
100. Der Affe Sun Wu Kung. Vgl. Si Yu Gi.
Der Affe ist das Symbol des Herzens. Die Erzählung ist ähnlich wie »Pilgrim’s Progress« eine Allegorie. Dennoch sind mythologische und Märchenmotive in Menge aufgenommen. Der Affe selbst erinnert an Hanumant, den Begleiter Ramas. Herr des Himmels = Yü Huang.
Der steinerne Affe ist das steinerne Herz des natürlichen Menschen. Die Buddhas, die seligen Geister (Siän) und die Götter (Schen): Die Ideale des Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus. Asien: Die Kontinente sind die der indischen Mythologie. Im Süden Dschau Bu Dschou = Djambudvîpa, im Osten, wo der Affe geboren wird, Schong Schen Dschou = Purvavidêha, im Norden Gü Lu Dschou = Utarakura, im Westen, wohin der Affe zuletzt kommt, Niu Ho Dschou = Godana. Asien ist in dieser Zusammenstellung Djambudvîpa.
Der Erkennende = Sambodhi.
Sun Wu Kung: Affen heißen auf chinesisch Hu Sun. Das Wort Hu hat schlechte Vorbedeutung, darum wählt der Meister Sun als Geschlechtsname. Das Zeichen wird dabei von seinem tierbezeichnenden Radikal befreit. Wu Kung = der zur Leere (Nirwana) Erwachende. Die verschiedenen Wege: Magie, Weg der Geisterbeschwörung. Wissenschaften: Die drei Religionen sind Konfuzianismus, Buddhismus, Taoismus; dazu kommen als sechs »Schulen« die Yin-Yang-Schule, Mo-Di-Schule, Medizin, Militär, Gesetz, Verschiedenes, so dass im ganzen neun Richtungen herauskommen. Stille ist der Taoismus des Nichthandelns. Tat ist der Taoismus der Körperpflege, wie er durch We Be Yang inauguriert wurde.
»Schlug er ihn dreimal mit dem Stocke«: Auch hier die Zeichensprache, die nur von Eingeweihten verstanden wird.
Der Teufelskönig des Chaos = Sinnlichkeit, daher ist das Wasser sein Element und die Nieren seine Wohnung (die Nieren sind Sitz des Samens).
»In roten Kleidern«: Die Farben haben alle allegorische Bedeutung. Der Tod = Yama.
Der Abendstern ist der Metallstern. Sun Wu Kung repräsentiert ebenfalls das Metall, daher ist der Abendstern sein Fürsprecher. Über Li Dsing und Notscha vgl. Nr. 18. Über die Königin-Mutter des Westens vgl. Nr. 15 u. a. Über Yang Oerlang vgl. Nr. 17.
Guan Yin ist Avalôkitês’vara, in China allgemein als weibliche Gottheit verehrt.
Das Motiv der magischen Flucht kommt in den Märchen der ganzen Welt häufig vor.
Vase: Guan Yin wird häufig mit einer Vase, Bau Ping, dargestellt. Der Ring des Laotse ist das Tao. Die acht Naturkräfte = Ba Gua.
Buddha: Während Sun Wu Kung allen äußeren Mächten gegenüber gewappnet ist, erliegt er dem Buddha, der nicht kämpft, sondern ihn durch seine Allgegenwart besiegt. Die Lehre ist voll derben Humors verkündigt.
Der Mönch vom Yangtsekiang ist Hüan Dschuang, vgl. Nr. 92. Der Ring, der enger gemacht werden kann, wenn der Affe nicht folgt, findet sich in Hauffs »der junge Engländer« als Krawatte wieder.
Benutzte literarische Quellen
Si Yu Gi
Liau Dschai Yän Yi (es wurden zumeist noch unübersetzte Stücke gewählt)
San Guo Yän Yi
Tang Dai Tsung Schu
Schen Siän Dschuan
Sin Tsi Hiä
Sü Tsi Hiä
Sou Schen Gi
Yüo We Tsau Tang
Gin Gu Ki Guan
Dung Dschou Liä Guo
Schï Gi
Schen I Ging
Ming Huang Dsa Lu
Fong Schen Yän Yi
Mu Tiän Dsï Dschuan
Lui Diän
Mayers, Chinese Readers Manual, Schanghai 1874
Giles, Chinese Biographical Dictionary, London und Schanghai 1898
Eitel, Handbook of Chinese Buddhism, Hongkong 1888
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