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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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mit ihnen durch die Steppe, ritt auf die Falkenjagd und wetteiferte mit ihnen im Bogenschießen.
    Am liebsten aber ritt er in die Berge, oft ganz allein. Immer kehrte er froh und zufrieden zurück und schickte Diener aus, um die erlegte Beute - gewöhnlich waren es Wildschweine - heimzuholen.
    Der alte Khan sah es nicht gern, daß der Jüngling allein ausritt. „Du brauchst deine Kühnheit nicht in so gefährlichen Vergnügungen zu beweisen“, sagte er immer wieder. Aber Hussein lachte nur. Er war von seiner Stärke und Gewandtheit überzeugt.
    Lange Zeit ging alles gut.
    Wieder einmal zog Hussein in die Berge, um Wildschweine zu erlegen, die die Felder der Bauern aufwühlten. Keinen Diener nahm er mit, nur seinen alten Pferdeknecht zog er ins Vertrauen. Der erschrak.
    „Hüte dich, Hussein, daß dich nicht ein wilder Keiler anfällt.“
    Der Jüngling lachte unbekümmert.
    „Ruhig, Alter, fürchte nichts. Gehe ich etwa das erste Mal auf die Jagd?“
    Er versetzte dem Pferd einen Schlag mit der Peitsche und sprengte davon.
    Der Abend brach herein, die Sterne flammten über der Steppe auf, doch Hussein war nicht zurückgekehrt.
    „Wo ist mein Sohn? Wo ist Hussein?“ fragte der Khan und lief mit düsterer Miene umher.
    Die Diener schwiegen, senkten die Augen und wagten nicht zu berichten, daß Hussein allein ausgeritten war. Der Khan würde ihnen die Köpfe dafür abschlagen lassen.
    Die Nacht senkte sich über die Steppe. Ruhelos wanderte der Khan umher. Er stampfte mit dem Fuß auf, winkte mit der Reitpeitsche und befahl den Dienern, in die Berge und in die Steppe zu reiten, um den Sohn zu suchen. Und grollend stieß er hervor: „Wer mir die Nachricht bringt, daß Hussein etwas Schlimmes zugestoßen ist, dem gieße ich siedendes Blei in den Schlund. Schert euch fort, ihr Strolche!“
    Und noch einmal schwang der Khan die Peitsche. Die Diener stürzten davon, sprangen auf die Pferde und galoppierten in die Steppe, suchten am Flußufer und in den Bergen. Es dauerte lange, bis sie den Jüngling fanden. Hussein lag tot mit zerfleischter Brust unter einem breitästigen Baum. Es war zu erkennen, daß ein Wildeber ihn angefallen und ihm die großen Hauer in die Brust gebohrt hatte.
    Voll Kummer und Entsetzen scharten sich die Diener um ihren jungen Herrn, den sie geliebt hatten.
    „Was soll nun werden? Wie sollen wir dem Khan das schreckliche Unglück mitteilen?“
    Da sagte der alte Pferdeknecht: „Ihr alle kennt den Hirten Ali, der in der Hütte am Bergbach wohnt. Er ist bettelarm, aber sein Verstand und seine Kunst sind weithin bekannt. Laßt uns zu ihm gehen und ihn fragen, was wir tun sollen.“ Der Hirt Ali saß auf der Schwelle seiner Hütte und flocht einen Korb aus Weidengerten.
    „Meister Ali, wir sind gekommen, dich um Hilfe zu bitten“, sagten sie und berichteten von dem großen Unglück. „Rate uns, wie wir uns vor der furchtbaren Strafe retten können, die uns erwartet.“
    Lange verharrte Ali schweigend. Schließlich begann er: „Bis zum Morgen ist noch viel Zeit. Legt euch nieder und ruht euch hier am Feuer aus. Ich will versuchen, euch zu helfen.“
    Die erschöpften Diener streckten ihre Glieder und waren bald eingeschlafen. Ali starrte in die Flamme und grübelte. Dann suchte er sich dünne Bretter, nahm getrocknete Pferdesehnen und machte sich an die Arbeit.
    Am Morgen wurden die Diener durch eine zarte, aber klagende Musik geweckt. Sie sprangen auf. Da sahen sie den alten Hirten. Er saß mit angezogenen Beinen und hielt das Musikinstrument in den Händen, das keiner der Diener vordem gesehen hatte. Über einen runden Holzleib und einen langen Hals waren drei Saiten gespannt. Ali brachte diese Saiten mit seinen Greisenhänden zum Erklingen, und das Instrument sang unter seinen Fingern, als wäre es lebendig. „Nun laßt uns zum Khan gehen.“
    Umgeben von den verängstigten Dienern, trat er in das Zelt des Khans. „Bringst du mir Nachricht von Hussein?“ fragte der Khan drohend.
    „Ja, großer Khan“, antwortete Ali, und sogleich begann er auf dem Musikinstrument zu spielen.
    Die Saiten stöhnten und schluchzten. Es war, als ob der Wald rauschte und sein Klagelied sang. Das Pfeifen des Windes mischte sich mit dem Heulen eines wilden Tieres. Laut auf schrien die Saiten, und es klang wie eine menschliche Stimme, die um Hilfe bat.
    Entsetzen packte alle, die es hörten, denn deutlich erzählte die Musik von dem, was geschehen war. Der Khan sprang von seinem Sitz auf.
    „Du hast mir die

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