Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre
Khan.
„Was bist du für einer?“ fragte ihn der Khan. „Wo steht deine Jurte, und was kannst du?“
„Ich habe keine Jurte“, antwortete der Badartschi, „kann aber alles machen, was ich nur will.“
Diese Antwort verdroß den Khan.
„Wozu lügst du! Selbst ich, der ich doch ein Khan bin, kann nicht alles tun, was ich gerne möchte.“
Der Badartschi aber erwiderte: „Du kannst das natürlich nicht, ich aber kann es!“
„Wenn es wirklich so ist“, sagte darauf der Khan, „so veranlasse, daß ich jetzt auf der Stelle vom Pferd steige.“
„Du hast recht“, antwortete der Badartschi, „einen Khan zu zwingen, vom Pferd zu steigen, das vermag ich nicht. Dafür kann ich dich wieder auf das Pferd steigen lassen, wenn du jetzt absitzt.“
„Nun also, probiere es, zwinge mich dazu!“ sagte der Khan und sprang dabei vom Pferde.
„Na, siehst du“, spottete der Badartschi und lachte, „du wolltest doch eben noch, daß ich es fertigbringe, dich vom Pferd herabsteigen zu lassen. Das ist mir gelungen. Du stehst jetzt unten!“
„Wohlan, aber noch einmal wirst du mich nicht betrügen!“ rief der Khan und sprang wieder auf sein Pferd.
„Jetzt habe ich bereits zum zweiten Mal mein Versprechen eingelöst, zwang ich dich doch, erneut dein Pferd zu besteigen“, sagte der Badartschi und zog von dannen.
N. C hodsa
Schwänke von Hodscha Nasreddin, dem Eulenspiegel des Orients
Hodscha Nasreddin hatte von seinem Nachbarn eine Einladung zu einem Hochzeitsmahl erhalten und war in gewöhnlicher Kleidung hingegangen. Als er bemerkte, daß niemand ihn begrüßte und umsorgte, lief er rasch nach Hause und kehrte in seinem Pelz zurück. Kaum hatte er das Haus betreten, verbeugte man sich tief vor ihm und führte ihn zur Tafel.
„Nimm Platz, Hodscha Efendi, iß und trink und laß es dir wohl sein!“ Und man erwies ihm viel Ehre und Aufmerksamkeit.
Da zog Nasreddin seinen Pelz aus, nahm die Ärmel, legte sie neben sich auf den Tisch und sagte: „Nun legt uns vor. Auch mein Pelz wünscht mitzuessen!“
Der Hausherr war bestürzt und bat den Hodscha, doch zu erklären, was er meine. Der sagte: „Meinem Pelz habt ihr alle Ehre erwiesen, ist es da nicht angebracht, ihn nun zu bewirten, damit auch er genießen kann?“
Eines Tages vermißte Hodscha Nasreddin seinen geliebten Esel und erkundigte sich auch bei Schülern nach ihm.
Einer antwortete keck: „Ich sah ihn noch vor kurzem. Euer geschätzter Esel wurde gerade zum Kadi ernannt.“
„Dacht’ ich’s mir doch“, sagte der Hodscha. „Hat er nicht immer die Ohren gespitzt, wenn ich euch ermahnte, gut zu lernen?“
Einige Knaben berieten, wie sie ihrem Lehrer auch einmal einen Streich spielen könnten.
„Wir müssen ihn dazu bringen, auf einen Baum zu klettern, dann verstecken wir seine Schuhe.“
Als der Hodscha vorbeikam, blickten alle auf den Baum, einer aber rief: „Der Baum ist so groß, keiner kann hinaufsteigen.“
„Ich kann, wenn ich will“, sagte Hodscha Nasreddin.
„Und wenn du schon wolltest, du kannst es dennoch nicht“, riefen sie.
Darauf meinte der Hodscha sinnend: „Ich kann“, schürzte sein langes Gewand, zog die Schuhe aus und band sie mit dem Rockzipfel am Gürtel fest. Betroffen blickten sich die Kinder an.
„Was willst du mit den Schuhen auf dem Baum, Hodscha?“
„Oh“, sagte er lächelnd, „vielleicht findet sich hoch oben ein Weg, der zu meinem Hause führt und der kürzer ist als der bekannte. Da möchte ich nicht gern ohne Schuhe gehen!“
Einmal war Nasreddin im Palast des großen Welteroberers Tamerlan mit einer lauten Musik empfangen worden, die kein Ende nehmen wollte. Ärgerlich verneigte sich der Hodscha vor dem Sultan und sprach: „Zwar liebe ich die Musik, doch am meisten die der Teller und Schüsseln!“
Tamerlan brach in lautes Gelächter aus, und wenige Tage später erhielt Nasreddin die Aufforderung, den Sultan ins Bad zu begleiten, um ihm Gesellschaft zu leisten.
Tamerlan saß bereits auf einem kostbaren Badetuch, Nasreddin nahm auf seinem schmalen Handtuch Platz. Die Reden gingen hin und her, der Herrscher war erfrischt und wohlgelaunt und fragte: „Sprich die Wahrheit, Hodscha! Wäre ich ein Sklave und du könntest mich kaufen, wieviel würdest du für mich zahlen?“
„Mit oder ohne Badetuch?“
„Mit!“ sagte Tamerlan neugierig.
„Hundert Goldstücke!“ antwortete der Hodscha.
„Du Narr! Das Badetuch allein hat soviel gekostet!“
„Dann habe ich richtig
Weitere Kostenlose Bücher