Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre
Hodscha Nasreddin auch ihm überlegen war, und bestand nicht auf dem Beweis.
Da hatten die drei Mönche ihren Wettstreit verloren, und sie wanderten weiter. Doch wohin sie auch kamen, verkündeten sie: „Wir sind drei Wandermönche, ausgezeichnet in jeder Wissenschaft und weder durch Gelehrte noch durch Weise zu übertreffen, ausgenommen einen: Hodscha Nasreddin aus der Stadt des Sultans Alaeddin.“
Das entsprach zwar nicht genau dem Wunsche des Padischahs, doch er konnte sie nicht daran hindern.
Nasreddin war kein Unbekannter, doch jetzt wurde er auch außerhalb seiner Heimat berühmt, und viele, die von ihm hörten, freuten sich, denn sie gönnten den hochmütigen Hof gelehrten diese Niederlage.
Ilse Korn
Vom Bruder Däumling
Ein tschechisches Märchen
König Georg von Podiebrad hatte wie andere Herrscher an seinem Hofe einen Hofnarren, der ihn erheitern sollte. Dieser Narr hieß Däumling. Und da er jeden duzte und zu jedem ,Bruder' sagte, ob das nun der König oder ein Bettler war, nannte man ihn Bruder Däumling. Doch Bruder Däumling war nicht nur irgendein Spaßmacher oder Hanswurst wie andere Hofnarren, er war ein kluger und gerechter Mann, und der König gab viel auf seine Worte. Hört euch an, was eines Tages mit Bruder Däumling geschehen ist.
Einmal am Freitag aß der König mit seinen Ratgebern und Höflingen gebratene Fische zum Mittagessen. Bruder Däumling setzte sich ganz hinten zur Tür, unter die Pagen, und zu ihnen kamen keine großen und schönen Fische mehr, nur kleine Fischlein, mit lauter Gräten. Bruder Däumlings Miene umdüsterte sich, er nahm ein Fischlein, sagte ihm etwas, hielt es sich ans Ohr, darauf legte er es fort und nahm sich wieder ein anderes, und das tat er eine geraume Weile. Die Pagen begannen darüber zu lachen, und der König fragte: „Was führst du dort wieder auf, Bruder Däumling?“
„Ach, Bruder König“, meinte Bruder Däumling, „das ist nämlich so. Ich hatte einen Bruder, der war Fischer, und der ist ertrunken. So frage ich diese Fischlein, ob sie nichts von ihm wissen.“
„Und was hast du erfahren?“
„Eben gar nichts, Bruder König. Die Fischlein sagen, daß sie viel zu jung sind, daß sie sich an nichts erinnern können, ich möge die älteren und größeren fragen, die bei dir auf dem Tisch stehen. Schick, Bruder König, ein paar her!“
Der König lachte, legte große und schöne Fische auf die Schüssel und schickte sie Bruder Däumling. Der verspeiste sie in Gesellschaft der Pagen.
Ein anderes Mal war Bruder Däumling auf Reisen und blieb über Nacht in einem Gasthof. Da es dort viele Schlafgäste gab, mußte er das Zimmer mit einem Wandersmann teilen. Der aber war ein Dieb, und er nahm sich vor, wenn Bruder Däumling eingeschlafen sei, ihm den Geldbeutel zu stehlen. Doch Bruder Däumling war nicht von gestern und merkte, daß jener etwas im Schilde führte. So lagen sie in der Nacht beide in ihren Betten, und keiner von ihnen schlief. Der Dieb wartete, daß Bruder Däumling einschlafe, um ihm den Beutel zu stehlen, und Bruder Däumling wollte nicht einschlafen, damit ihm der Dieb den Beutel nicht stehle. Als sie schon lange so dalagen, meinte Bruder Däumling: „Bruder Dieb, ich weiß doch, daß du nicht schläfst. Du willst mir meinen Beutel stehlen. Ich schlafe ebenfalls nicht, weil ich nicht will, daß du mir ihn stiehlst. So wird sich keiner von uns beiden ausschlafen können. Weißt du was? Wir wollen das Geld teilen, das ich im Beutel habe, wir teilen es gerecht in zwei Hälften, dann können wir beide ruhig schlafen.“
Bruder Däumling schüttete das Geld auf den Tisch, die eine Hälfte gab er dem erstaunten Landstreicher, der keinen Heller in der Tasche hatte, die andere Hälfte behielt er für sich.
Dann schliefen sie beide bis zum Morgen.
Die drei Wahrheiten
Ein Märchen aus Westafrika
Eine junge Antilope ging eines Tages in der Steppe spazieren. Als sie aus einem Gebüsch trat, stand sie plötzlich der Hyäne gegenüber, die sich über einen toten Büffel hergemacht hatte und ihm das Fell abzog. Die junge Antilope wollte davonlaufen, aber es war zu spät. Die Hyäne hatte sie schon erblickt.
„Wohin so früh, kleine Antilope?“
„Ich gehe spazieren.“
„Du wirst nicht mehr lange Spazierengehen, denn ich werde dich auffressen!“ „Ich weiß es!“ sagte die kleine Antilope traurig. „Aber wenn ich dich bitte, mich am Leben zu lassen?“
Die Hyäne überlegte. „Gut“, sprach sie endlich, „du
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