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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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vier Säcke bringen.
    Sie legten den gleichen Weg zurück und machten am gleichen Felsen halt. Wiederum befahl der Bey Mirali, die Ochsenhaut auszulegen und sich darauf zu legen.
    Der Junge aber blieb stehen und sagte einfältig: „Ach, Herr, zeig mir, wie ich das machen soll; ich begreife es nicht!“
    „Was gibt es da viel zu begreifen? Leg dich einfach so hin!“ sprach der Bey und streckte sich auf der Haut aus. Schnell warf sich Mirali über seinen Herrn, wickelte ihn ein und schnürte den Riemen zu, dann versteckte er sich.
    „He, mein Sohn!“ schrie der Bey. „Was soll das heißen? Was machst du mit mir?“
    Mirali verzehrte in aller Ruhe die mitgebrachten Mundvorräte und ließ den Bey schreien und betteln. Da kamen wiederum zwei riesige Raubvögel, ergriffen die Ochsenhaut und flogen mit ihr zum Gipfel des Berges. Dort begannen sie die Haut aufzureißen. Als sie einen Menschen sahen, erschraken sie und flogen davon.
    Mehr tot als lebendig befreite sich der Bey von der Haut. Da rief auch schon Mirali: „He, Bey! Vergeude die Zeit nicht, wirf mir Edelsteine herunter, so wie ich damals dir!“
    Erst jetzt erkannte der Bey seinen Diener Mirali. Zitternd vor Angst und Wut schrie er: „Wie bist du das letzte Mal vom Berg heruntergekommen? Antworte schnell!“ „Wirf mir erst einmal recht viele Edelsteine herunter! Wenn du fertig bist, werde ich dir sagen, wie du absteigen kannst!“ antwortete Mirali.
    Da mußte sich der Bey viele Male bücken, die Edelsteine zusammensuchen und hinunterwerfen, während Mirali sie auflas und die Säcke füllte. Als sie voll waren, belud er die Kamele, dann schrie er zum Bey hinauf: „He, Bey! Schau dich um! Überall liegen die Gebeine deiner Diener, die du in den Tod geschickt hast. Frage sie nur, wie man vom Berg heruntersteigen kann. Ich reite inzwischen voraus!“ Und Mirali ritt davon und hörte nicht mehr auf das verzweifelte Schreien und Flehen seines Herrn, der jetzt den gleichen Tod erleiden mußte, den er zuvor so vielen Unschuldigen zugedacht hatte.
    Mirali ritt mit seinen Schätzen heim zu seiner Mutter, und fortan konnten sie glücklich leben.

Der Birnenkern
    Ein Märchen aus China
    Ein Beamter des Königs sah, wie ein armer Mann eine Tabakspfeife vom Boden aufhob und in seine Tasche steckte. Er hielt ihn an und fragte: „Warum hast du dir die Tabakspfeife angeeignet, ohne nachzuforschen, wem sie gehört?“
    Der Arme schwieg. Er wußte, daß jeder Diebstahl hart bestraft wurde, und ließ wie ein armer Sünder den Kopf hängen. Darauf befahl der Beamte, ihn festzunehmen und ins Gefängnis zu werfen.
    Viele Wochen saß der arme Mann hinter Gittern, und allmählich schwand seine Hoffnung, die Freiheit wiederzuerlangen. Tag und Nacht grübelte er, wie er der Strafe entgehen und aus dem Gefängnis entkommen könne. Eines Nachts, als er wieder schlaflos lag und noch einmal die Taschen seines Gewandes abtastete, fand er etwas, das ihn hoffen ließ.
    Am frühen Morgen bat er den Wärter, er möge ihn zum König führen. Der Gefängnisdiener lachte geringschätzig und lehnte den Wunsch des Mannes rundweg ab. Doch der Arme sagte entschlossen: „Höre mich an! Ich besitze eine Kostbarkeit, die ich dem König überreichen möchte. Sie wird ihn erfreuen, während sie mir, der ich gefangen bin, nichts mehr nützt.“
    Der Wärter horchte auf: „Warum willst du sie dem König geben? Ist er nicht reich genug? Kannst du sie nicht mir schenken oder verraten, wo sie sich befindet? Ich könnte dir manche Erleichterung verschaffen.“
    Der Gefangene erwiderte: „Verstehe mich recht, ich will mir damit meine Freiheit erkaufen. Freilich, wenn du mich laufenläßt, verrate ich dir, wo sich der Schatz befindet.“    
    Der Wärter überlegte: Was kann so ein armer Kerl schon für einen Schatz haben? Lasse ich ihn laufen, geht es mir an den Kragen. Deshalb sagte er: „So komm mit!“ und brachte ihn zum Herrscher.
    Im Palast waren die Mandarine versammelt. Der König erblickte den Armen und fragte ärgerlich: „Was hast du hier zu suchen? Antworte! Aber fasse dich kurz!“
    „Ich habe den Wunsch, Eurer Majestät eine Kostbarkeit zu überreichen. Da ich gefangen bin und sie darum für mich nutzlos ist, möchte ich, daß sie dem Würdigsten unter der Sonne Freude bereitet.“
    Mit diesen Worten zog er ein Stück Seidenpapier aus der Tasche und überreichte dem Herrscher einen unscheinbaren schwarzen Kern.
    „Was lügst du mich so frech an!“ fuhr ihn der König zornig an.

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