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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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trat er zur Tür und sagte: „Daß ich Luft sei!“
    Und mit einem Schlag verwandelte er sich in Luft und flog durchs Schlüsselloch. Auf der anderen Seite sprach er: „Daß ich Soldatenhannes sei!“
    Und er wurde wieder ein Mensch.
    Die Prinzessin lag in einem herrlichen Bett. Vor dem Bett stand ein Tisch voller Speisen in goldenen Schüsseln. Daneben lagen Gabeln und Messer mit dem Namen des Königs. Soldatenhannes beugte sich zur Prinzessin und zog unter dem Kissen ein Taschentuch mit einer gestickten Krone hervor. Dann nahm er vom Tisch ein goldenes Messer und eine Gabel und aus der Schüssel ein gebratenes Rebhuhn. All das versteckte er in seinem Tornister, ging wie vorhin durch die Tür und kehrte in den Garten zurück. Dort schnarchte er dann zufrieden bis zum hellen Morgen.
    Am nächsten Tag weckte ihn die Wache: „Marsch, der Galgen wartet!“
    Doch Soldatenhannes lachte: „Woher denn Galgen, führt mich zum König, damit ich ihm sage, wo seine Tochter schläft.“
    „Wie denn, Soldatenhannes, du weißt, wo meine Tochter schläft?“ wunderte sich der König von London.
    „Ich weiß es, Herr König“, antwortete mutig Soldatenhannes. „Sie schläft in ihren Gemächern. Unter dem Kopfkissen hat sie ein Taschentuch mit einer gestickten Krone, auf dem Tisch liegen goldene Messer und Gabeln mit dem Namenszug des Königs, und in den goldenen Schüsseln sind gebratene Rebhühner.“
    Und zum Beweis, daß er wirklich dort gewesen war, zog Soldatenhannes aus dem Tornister das Taschentuch, das goldene Messer, die Gabel und das gebratene Rebhuhn.
    Die Prinzessin war ärgerlich, und der König sagte: „Erraten hast du es, doch ehe ich dir meine Tochter zur Frau gebe, mußt du noch eine Aufgabe lösen. Wenn du der Soldatenhannes bist, so erziehe mir innerhalb von drei Tagen meine fünfundzwanzig Kaninchen nach Soldatenart. Doch aufgepaßt, wenn dir eines durchgeht, ist’s mit der Heirat vorbei.“
    Soldatenhannes nahm die Kaninchen des Königs, steckte sie in einen großen Korb und machte sich traurig auf den Weg zur Wiese hinter dem Königspalast. Den Kopf habe ich mir gerettet, doch die Prinzessin verloren, dachte er. Da traf er eine weißhaarige Greisin.
    „Warum läßt du so den Kopf hängen, Soldatenhannes?“ fragte die Alte. „Warum soll ich ihn nicht hängenlassen, Mütterchen“, antwortete Hannes. „Ich soll die Kaninchen zu Soldaten erziehen. Ich bin zwar ein guter Soldat, deshalb heiße ich ja Soldatenhannes, und hab auch das Herz auf dem rechten Fleck, doch wer hat so etwas schon gehört, daß Kaninchen wie Soldaten exerzieren?“
    „Mach dir keine Sorgen, Hannes“, lächelte die Alte. „Du gefällst mir. Hast alles schlau angefangen. Hier, nimm die Pfeife aus Weidenholz, wenn du darauf pfeifst, gehorchen dir die Kaninchen aufs Wort.“
    Soldatenhannes nahm die Pfeife in die Hand, doch che er sich noch bedanken konnte, war die Alte fort. Er ließ also die Kaninchen aus dem Korb auf die Wiese und pfiff. Die Kaninchen stellten sich wie Soldaten in Reih und Glied. Soldatenhannes pfiff zum zweiten Male und rief: „Rechtsum!“
    Die Kaninchen kehrten wie ein Mann rechtsum.
    Soldatenhannes pfiff abermals und rief: „Linksum!“
    Die Kaninchen kehrten wie ein Mann linksum.
    Soldatenhannes pfiff noch einmal und rief: „Vorwärts marsch!“
    Die Kaninchen setzten sich in Bewegung und marschierten mit Hannes an der Spitze zum Palast.
    Da guckten die Leute und die Torwächter und lachten. Der König, die Königin und die Prinzessin schauten aus dem Fenster und machten große Augen.
    „Ich habe nur einen Tag dazu gebraucht, Herr König!“ sagte Soldatenhannes und ließ seine Kaninchen exerzieren.
    „Das ist dir gut gelungen“, sagte der König, „doch hast du sie alle mitgebracht?“
    „Ich habe sie, Herr König!“ rief Hannes lachend.
    „Nun, dann hüte sie noch drei Tage lang, danach werden wir sehen!“
    So mußte Soldatenhannes am nächsten Tag noch einmal hinaus auf die Wiese. Am Mittag sah er plötzlich, wie ein Mädchen mit einem Körbchen zu ihm kam. Es war ländlich gekleidet, doch Soldatenhannes erkannte sofort, daß es die Prinzessin war.
    Sie kam heran und bat: „Hör, Schäfer, verkaufe mir ein Kaninchen.“
    „Das kann ich nicht“, antwortete Hannes. „Aber für einen Kuß will ich es dir geben.“
    Die verkleidete Prinzessin wurde rot, doch dann gab sie ihm den Kuß. Sie packte das Kaninchen bei den Ohren, steckte es in den Korb und eilte nach Hause. Ehe sie noch das Tor

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