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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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Überall ging er hin, aber nirgends konnte er eine Stellung finden. Schließlich kam er zu einem Bey und fragte: „Brauchst du nicht einen Diener?“
    „Ja, ich kann einen brauchen“, antwortete der Bey. Und er nahm Mirali in seinen Dienst. Es verging ein Tag - und der Herr verlangte nichts von seinem neuen Diener. Es verging ein zweiter Tag - und wieder gab ihm der Bey keine Arbeit. Es verging ein dritter Tag - der Bey schien Mirali gar nicht zu bemerken.
    Der Junge fand das sehr merkwürdig. Wozu hat mich der Bey genommen? dachte er. Er ging zu ihm und fragte: „Gibt es nichts für mich zu tun?“
    „Doch“, antwortete der Bey. „Morgen gehst du mit mir fort.“
    Am nächsten Tag befahl er Mirali, einen Ochsen zu schlachten und die Haut abzuziehen. Dann trug er ihm auf, vier große Säcke und zwei Kamele zu bringen. Auf eines der Kamele legte er die Ochsenhaut und die Säcke, auf das andere setzte er sich selbst, und sie brachen auf. Sie durchquerten viele Stunden lang die Wüste, der Diener zu Fuß, der Herr auf dem Kamel.
    Endlich gelangten sie an den Fuß eines steilen Felsens. Dort ließ der Bey die Kamele halten und hieß seinen Diener die Säcke und die Ochsenhaut abladen. Als Mirali das getan hatte, befahl ihm sein Herr, die Ochsenhaut auszubreiten und sich darauf zu legen. Mirali verstand nicht, warum er das tun sollte, aber er wagte nicht zu widersprechen und tat, was ihm sein Herr geheißen hatte.
    Kaum lag der Junge auf der Haut, so wickelte der Bey ihn ein und schnürte das Bündel mit Riemen zu, er selbst aber versteckte sich hinter einem Felsblock. Es dauerte nicht lange, da kamen zwei große Raubvögel, ergriffen mit ihren Schnäbeln die frische Ochsenhaut und flogen mit ihr auf den Gipfel des unzugänglichen Berges. Dort zerrten die Vögel die Haut hin und her und rissen sie mit ihren Klauen auf. Als sie einen Menschen sahen, erschraken sie und flogen eiligst davon, die Haut aber nahmen sie mit.
    Als Mirali merkte, daß er noch am Leben war, stand er auf und begann sich umzuschauen. Der Bey am Fuße des Berges sah das und schrie: „Was stehst du so herum? Wirf mir die Edelsteine herunter, die zu deinen Füßen liegen!“ Mirali blickte sich um - tatsächlich, über den ganzen Boden des Felsens lagen kostbare Steine verstreut: Diamanten und Rubine, Saphire und Türkise... große, schöne Edelsteine, und sie glitzerten in der Sonne!
    Mirali begann die Steine zu sammeln und hinunterzuwerfen. Er warf, der Bey suchte sie zusammen und füllte seine Säcke. Immerzu warf Mirali, dann aber wurde er unruhig.
    „Herr, wie soll ich von hier wieder herunterkommen?“ schrie er dem Bey zu. „Wirf mir erst noch mehr Steine herunter, ich werde dir dann schon sagen, wie du von dem Berg heruntersteigen kannst“, antwortete der Herr. Mirali glaubte ihm und fuhr fort, Edelsteine hinunterzuwerfen. Als alle Säcke bis oben hin voll waren, lud sie der Bey auf die Kamele und rief lachend: „Mein Sohn! Ich hoffe, jetzt hast du begriffen, was für einen Dienst mir meine Leute erweisen. Schau dich um, vielleicht sagen sie dir, wie du herunterkommen kannst.“ Mit diesen Worten ritt der habgierige Bey davon.
    Mirali blieb allein auf dem Berg zurück. Er begann eine Stelle zu suchen, wo er hinuntersteigen konnte, aber ringsum waren nur Steilhänge und Abgründe. Überall lagen die Gebeine der einstigen Diener des Beys, keiner war mit dem Leben davongekommen. Der Junge hatte große Angst.
    Plötzlich hörte er über sich in der Luft ein Geräusch. Ehe er sich noch umsehen konnte, stieß ein gewaltiger Adler herab und wollte ihn zerreißen. Mirali aber klammerte sich mit beiden Händen fest an die Klauen des Vogels. Der schrie auf, schwang sich in die Luft und war bemüht, Mirali abzuschütteln. Schließlich wurde er müde und mußte auf die Erde hinunterfliegen. Da ließ ihn Mirali los, und der Adler flog davon.
    So entrann der Junge dem Tode. Mühsam schleppte er sich den Weg zurück zur Stadt. Am Tor tauschte er sein Gewand mit dem eines Bettlers. Dann schlenderte er über den Basar.
    Plötzlich sah er seinen früheren Herrn durch die Gassen kommen. Rasch trat Mirali vor ihn hin und sagte: „Nimmst du mich als Diener an, Bey?“
    Nie im Leben wäre dem Bey eingefallen, daß sein Diener noch am Leben war. Er erkannte Mirali nicht, nahm ihn in seinen Dienst und ging mit ihm fort. Nach einer Woche befahl der Bey seinem neuen Diener, einen Ochsen zu schlachten und die Haut abzuziehen. Dann ließ er ihn zwei Kamele und

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