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Märchen unter dem Wüsenhimmel

Märchen unter dem Wüsenhimmel

Titel: Märchen unter dem Wüsenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Mallery
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aber stets in kleinen Dingen, niemals in Angelegenheiten, die das Wohlergehen von El Bahar betrafen. Ein Prinz schuldete seinem Land Erben. Ein Sohn schuldete seinem Vater Gehorsam. Diese Regeln waren ihm in die Wiege gelegt worden. Er mochte viele Fehler haben, aber er kannte seine Pflicht.
    „Hattest du vor zu reden, oder ist es ein stummer Spaziergang?“, fragte Heather nach einer Weile. „Ich möchte es nur wissen, weil ich die Grundregeln nicht verletzen will, wie immer sie auch aussehen mögen. Wenn ein Gespräch erlaubt ist, würde ich dir gern erzählen, was ich heute gefunden habe: Ein Bündel Liebesbriefe von einem General an seine Braut.“
    Sie blieb stehen und blickte zu ihm auf. Ihre Augen funkelten vor Aufregung hinter den Brillengläsern. Das weite gelbeKleid schmeichelte weder ihrem Gesicht noch ihrem Körper, aber dennoch strahlte sie eine stille Attraktivität aus, die in ihm den Wunsch erweckte, sie in Spitze und Seide gehüllt zu sehen – oder vielleicht in gar nichts.
    In gar nichts? Er fragte sich, woher dieser Gedanke gekommen war, und verdrängte ihn hastig. Er war nicht an ihr auf diese Weise interessiert.
    „Sie sind so wundervoll, aber auch so traurig“, fuhr sie fort. „Er schreibt von den Schrecken des Krieges, und dass er sie vermisst und wie sehr er sich danach sehnt, sie zu sehen, da sie nun ein Kind erwartet.“ Sie presste die Hände vor der Brust zusammen. „Das Schlimme daran ist, dass ich wahrscheinlich nie herausfinden werde, was aus ihm geworden ist. Das macht mich ganz traurig. Ist er nach Hause zurückgekehrt? Hat er den Krieg überlebt, um sie und sein Kind zu sehen? Ich finde, es müsste irgendeine Registratur über den Verbleib der militärischen Anführer geben. Eine Art Datenbank. Was meinst du dazu?“
    Mondschein ließ ihre blasse Haut leuchten. Sie nagte an der Unterlippe, während sie auf seine Antwort wartete. Er hatte es genossen, sie zu küssen. Er hatte es genossen, mit ihr zu reden. Er wollte nicht, dass sich das änderte. „Ich meine, du solltest mich abweisen.“
    Heather seufzte und senkte die Hände. „Ach, Jamal. Ich hatte so sehr gehofft, dass es blinder Alarm war, da mich in den letzten Tagen alle in Ruhe gelassen haben.“
    „Ich fürchte nicht.“
    Sie berührte seinen Arm. „Dann frage mich nicht. Wenn du nicht fragst, brauche ich nicht zu antworten. Du kannst ihnen sagen, dass es nicht klappen würde, dass wir nicht zusammenpassen.“
    „Das habe ich bereits versucht.“ Er griff in seine Hosentasche und zog den Ring hervor. Der vierkarätige Diamant funkelteim Mondschein. Er nahm ihre Hand in seine. „Heather McKinley, hiermit bitte ich dich, mich zu heiraten. Meine Frau und Prinzessin dieses großartigen Landes zu werden. Mir Söhne und Töchter zu gebären.“ Er hielt inne. Die Rede, die er einstudiert hatte, war länger, aber er vergaß den Rest. Wahrscheinlich lag es daran, dass Heather zu weinen begann.
    Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. „Entschuldige. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    „Sag nein.“
    Sie begegnete seinem Blick. „Das kann ich nicht. Ich schulde ihnen zu viel.“
    „Und wie steht es damit, was du dir selbst schuldest?“
    „Dasselbe könnte ich dich fragen. Ich hasse es, gehorsam zu sein.“
    „Ich auch.“
    Sie holte tief Luft. „Ja, Jamal, ich werde dich heiraten.“
    Er ignorierte seine Enttäuschung und steckte ihr den Ring an den Finger. Dann beugte er sich zu ihr und küsste ihre Wange.
    Sie starrte auf den Diamanten. „Er ist riesig.“
    „Gefällt er dir?“
    „Ich weiß nicht recht. Ich bin nie der Typ für Schmuck gewesen.“ Sie schenkte ihm ein unaufrichtiges Lächeln. „Danke.“
    Seltsamerweise fühlte er sich durch ihren Mangel an Enthusiasmus wesentlich besser. Vielleicht war alles gar nicht so schlimm. Er kannte Heather zwar nicht besonders gut, aber sie schien ganz anders als Yasmin zu sein. „Wir sollten über die Ehe reden. Wenn wir die Situation logisch angehen, müssten wir eigentlich eine gemeinsame Basis finden, sodass jeder von uns bekommt, was er will.“
    Heather blickte sich um und deutete dann zu einer kleinen Bank in einem Alkoven, der von Wein umrankt war. „Es dürfte allerdings schwierig sein zu bekommen, was wir wollen, wenn wir beide nicht verheiratet sein wollen.“
    „Wir sind beide einigermaßen intelligente Erwachsene. Wir werden schon zurechtkommen.“
    Sie setzte sich auf die Bank. „Ich muss dich warnen, Jamal. Ich bin mehr als

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