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Märchen unter dem Wüsenhimmel

Märchen unter dem Wüsenhimmel

Titel: Märchen unter dem Wüsenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Mallery
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gewöhnlich zu einem Knoten verschlungen, sondern fielen ihr locker hinab bis zur Taille. Ihre Augen waren mit Kajal umrahmt und ihre Lippen leuchtend rot geschminkt. Dadurch wirkte ihr Gesicht attraktiv, aber auch fremdartig.
    Sie hob eine Hand und betrachtete das zarte, verschlungene Muster aus Henna, das traditionell für eine Braut in El Bahar wie in vielen anderen Teilen der Welt war. Solange die Malerei nicht völlig verschwunden war, dauerten die Flitterwochen an, und die Braut durfte keine Haushaltspflichten versehen.
    Als Prinzessin bedeutete es für Heather keinen Unterschied in ihrem alltäglichen Leben. Aber für gewöhnliche Frauen war der Verlust des Henna eine traurige Angelegenheit, und sie ließen sich alles Erdenkliche einfallen, um es lange zu erhalten.
    „Du siehst wundervoll aus, Kind“, stellte Fatima fest. „Wie fühlst du dich?“
    „Als ob ich in die Geschichte eingehen würde“, erwiderte Heather aufrichtig. Sie drehte sich zur Seite und musterte die Hochzeitsrobe im Spiegel. Vom Saum bis zur Taille waren goldene Abbilder auf den Stoff gestickt. Für jede Hochzeit wurde ein Bildnis hinzugefügt, das die Braut repräsentierte, die in die Familie Khan eintrat. „Ich weiß genug über die Sitten, um die Bedeutung der Robe und der Zeremonie zu begreifen. Ich fühle mich mit der Vergangenheit verbunden.“
    Sie wünschte nur, sich mit ihrem Mann mehr verbunden zu fühlen. Seit sie vor fast zwei Wochen eingewilligt hatte, ihn zu heiraten, lebte sie im Harem. Sie hatte keinen einzigen Augenblick allein mit Jamal verbracht, sondern ihn lediglich zweimalbeim Dinner im Kreise der Familie gesehen.
    Dora trat mit dem Schleier zu ihr. An einem goldenen Diadem waren mehrere Meter Tüll befestigt. „Ich hasse diese Robe“, verkündete Dora munter. „Ich musste meine Stiche nicht nur ungefähr fünfzehn Male wieder entfernen, sondern ich habe mich noch öfter gestochen.“ Sie lachte. „So viel zu meinem Geschick, was Sticken angeht. Trotzdem finde ich, dass es recht gut gelungen ist.“
    Heather musterte das neue Bildnis an ihrer Hüfte, das die Ehrenmedaille von El Bahar darstellte – dieselbe Medaille, die ihrem Großvater Edmond für all seine Verdienste während des Zweiten Weltkriegs verliehen worden war.
    Als vorangegangene Braut in der Familie war es Doras Pflicht, die Hochzeitsrobe zu besticken. Sie und Jamal hatten mehrere Muster erwogen und sich schließlich für die Medaille entschieden. Heather hatte als Betroffene nicht mitreden dürfen, doch kein anderes Bildnis hätte ihr mehr Freude bereitet.
    „Es ist wundervoll“, murmelte sie und unterdrückte die Tränen, die durch die Erinnerung an ihren Großvater aufzusteigen und das Make-up zu ruinieren drohten.
    Fatima erriet ihre Gedanken. „Edmond wäre heute so stolz auf dich. Er wollte immer, dass du dem Haus Khan beitrittst.“
    „Ich weiß.“
    Dora trat einen Schritt näher und musterte sie. „Du siehst wundervoll aus. Die perfekte Braut.“
    „Danke“, sagte Heather, doch zu ihrer Betrübnis war sie nicht die perfekte Braut. Sie heiratete einen Mann, den sie kaum kannte und nicht liebte, weil sie nicht genügend Rückgrat besaß, um den zwei Menschen auf der Welt, die sie liebte, etwas abzuschlagen. Sie fühlte sich wie eine Betrügerin.
    Verstohlen und mit einem Anflug von Neid musterte sie ihre zukünftige Schwägerin, die ihr den Kopfschmuck aufsetzte. Dora war eine selbstsichere, zufriedene Frau. Ihr Ehemannbetete sie an, sie liebte ihre Arbeit, sie hatte ein gesundes Baby, und das zweite war unterwegs.
    Die Tür zum Harem schwang auf. Die junge Zofe Rihana, die Heather seit Jahren kannte, trat mit einem Tablett ein. „Ich bringe Tee“, verkündete sie lächelnd. „Um die Braut zu beruhigen und auch Sie, Königin Fatima.“
    Dankbar nahm Fatima eine Tasse entgegen und nippte daran. „Du rettest mir das Leben. All die Details, die in so kurzer Zeit erledigt werden müssen! Ich werde zu alt dafür.“
    „Niemals“, widersprach Dora und griff ebenfalls zu einer Tasse Kräutertee. „Du beschämst uns alle mit deiner Energie.“
    Heather lehnte ab, als Rihana ihr eine Tasse anbot. Ihre Hände zitterten so, dass sie befürchtete, ihr Gewand zu begießen.
    „Sie müssen sehr glücklich sein, Jamal zu heiraten“, vermutete Rihana. „Er ist der hübscheste Prinz. Khalil sieht auch sehr gut aus, und Malik auch“, versicherte Rihana eifrig. Sie kicherte. „Aber Jamal … er bezaubert die Damen.“
    „Ihm gilt

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