Märchen unter dem Wüsenhimmel
den Vorteil, seine Großmutter und seinen Vater ihr Leben lang zu kennen. Dennoch gab es nicht viele Personen, die sich in Anwesenheit so vieler königlicher Herrschaften zu entspannen vermochten.
„Trotz allem, Malik, finde ich, dass du großartige Arbeit leistest“, versicherte Heather.
„Dein Lob bedeutet, dass ich heute Nacht schlafen kann“, entgegnete er trocken.
Der König beugte sich vor. „Es macht mir Freude, mich an diesem Tisch umzublicken. Mein jüngster Sohn hat klug geheiratet, obwohl er es ohne meine Erlaubnis tat. Aber nun, da ich seine Frau kennengelernt habe, verstehe ich, warum er es so eilig damit hatte.“
„Danke“, sagte Dora, während Khalil ihre Hand nahm und an die Lippen führte.
„Khalil und Dora haben mir einen Enkelsohn geschenkt, und ein anderer ist unterwegs „ fuhr König Givon fort. „Jamal hat auch geheiratet, und ich weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er und Heather mir ebenfalls ein Enkelkind schenken.“
Heather zog den Kopf ein und errötete. Schnell lenkte Jamal von ihr ab, indem er Malik grinsend fragte: „Du weißt, worauf er hinauswill, oder?“
Erneut stand Malik auf und verbeugte sich vor seinem Vater. „Mein König, ich wünsche eine gute Nacht.“
Givon zog die Augenbrauen hoch. „Du kannst der Ehe nicht für immer entfliehen.“
„Vielleicht nicht, aber ich kann es noch für eine Weile hinauszögern.“ Und damit verließ Malik den Raum.
Kurz darauf löste sich die Dinnergesellschaft auf. Jamal kehrte mit Heather in ihre Räume zurück. Erneut verglich er die Frau an seiner Seite mit jener Person aus dem Hotelzimmer. Eines war klar – er hatte Heather in vielerlei Hinsicht falsch beurteilt. Die verborgenen Tiefen erweckten seine Neugier. Vielleicht sollte er sich bemühen, sie besser kennenzulernen.
„Wie kommst du mit dem Reitunterricht voran?“, fragte er unvermittelt, als sie ihre Suite betreten hatten.
„Ich bin nicht mehr geritten.“
„Weil es dich nicht interessiert?“
„Doch, es gefällt mir sehr. Aber ich fürchte mich, allein in die Wüste zu reiten, und auf der Koppel langweilt es mich.“
„Du bist willkommen, jederzeit mit mir auszureiten.“
Ihre Miene erhellte sich. „Wirklich?“
„Natürlich. Du bist meine Ehefrau. Es ist wichtig, dass wir Zeit miteinander verbringen.“
Ihr Lächeln schwand. „Das hast du schon mal gesagt, aber seit der Hochzeit habe ich den Eindruck, dass du überhaupt nicht mit mir zusammen sein willst.“
„Doch, das will ich“, erwiderte er aufrichtig, während er ihr Gesicht musterte. Ihr Blick war so offen, dass er darin ihre Hoffnung, ihre Ängste und Sorgen deutlich lesen konnte.
„Ich mache wahrscheinlich viele Fehler“, murmelte sie.
„Du reitest sehr gut.“
Ihre Mundwinkel hoben sich wieder. „Ich meinte dir gegenüber, nicht bei dem Pferd.“
„Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, einander kennenzulernen. Es gibt nur unseren Weg, und den bestimmen wir selbst.“
Sie nickte. „Ich bin ganz anders als Yasmin.“
Gott sei Dank, dachte er. „Darin sehe ich kein Problem. Ich will keine andere Frau wie sie in meinem Leben.“
„Umso besser. Ich weiß, dass du für mich nie so empfinden wirst wie für sie, aber ich hoffe, dass du recht hast und wir unseren eigenen Weg finden. Daran wäre mir sehr gelegen.“ Unwillkürlich stellte sie sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie in ihrem Zimmer verschwand.
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest“, behauptete Fatima mit einem unschuldigen Lächeln.
In weiser Voraussicht hatte Jamal nicht nur Fatima, sondernauch ihren Lieblingstee und englisches Gebäck in sein Büro bestellt, und sie nippte nun an einem Butterkeks.
„Fatima, ich muss wissen, was vor sich geht.“ Eindringlich beugte er sich vor. „Ich habe nicht länger als fünf Minuten gebraucht, um ihre Verkleidung zu durchschauen. Heather vereint viele wundervolle Eigenschaften in sich, aber sie ist keine Femme fatale.“
„Ist das so schlimm? Wir haben diese Art von Frau schon einmal in der Familie ertragen müssen.“
Er wusste, dass sie Maliks Frau meinte, deren Name niemals ausgesprochen wurde. „Ich beklage mich nicht. Ich bin verwirrt. Ich will wissen, warum Heather es für nötig hält, damit ich entscheiden kann, wie ich mich verhalten soll. Ich weiß nicht, ob ich zu erkennen geben soll, dass ich es weiß, oder ob ich mitspielen soll.“
„Ich sehe deinen Standpunkt ein“, sagte
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