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Märchen von den Hügeln

Titel: Märchen von den Hügeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waltraut Lewin & Miriam Magraf
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lieben. In Wahrheit liebt ihr euch, eure Würden, die außerhalb des Menschlichen sind, und führt euch vor, wie groß ihr seid. Ich liebe euch, ja. Ich liebe euch beide. Vater und Mann solltet ihr mir sein. Aber ihr seid Zauberer und Elb. Wenn ihr dorthin geht, wo ihr keine Menschen seid, so will auch ich aus meinem Menschendasein fliehen. Lebt wohl.«
    Ihre Stimme war immer schwächer geworden, erlosch wie ein Hauch, ihre Lippen erstarrten. Das Gesicht verlor das Leben, die Augen bewegten sich nicht mehr, wie erkaltete Lava lag das Haar am Kopf, und vor den Augen der Entsetzten wurde ihr Leib zum Löwenrumpf, die Füße zu Klauen, hier wuchs etwas hervor, da verschwand ein anderes. Überm hingestreckten Marmorleib mit Schweif und Tatzen erhob sich der nackte Oberkörper eines Weibes, geschmückt und schön, aber kalt und starr. Leontine war vor Kummer versteinert, sie war zur Löwensphinx geworden.

Von großer Arbeit
    Mit einem wilden Schrei stürzte sich Klinger auf die Statue, umarmte den Stein, preßte seine Lippen auf den erstarrten Mund. »Mein Mädchen, meine Geliebte! Komm zurück! Erwache, belebe dich, sei wieder gegenwärtig! Können Küsse, können Tränen dich nicht erwecken?« Schluchzend legte er den Kopf auf die steinerne Schulter, aber Darenna tippte ihn an und knarrte: »Gehn Sie mal beiseite und lassen Sie mich!«
    Er streckte die Hand aus, und ein Mantel aus Feuer schien das Bildwerk einzuhüllen. Im flackernden Licht sah es einen Augenblick so aus, als kehre Wärme und Leben in die Figur zurück. Der Magier verdoppelte seine Anstrengungen, seine ausgestreckte Hand zitterte. Aber es war vergebens. Erschöpft ließ er sich in den Lehnsessel fallen.
    »Es geht nicht«, sagte er. »Ich bin zu müde von dem Hokuspokus, den ich vorhin für Sie veranstaltet habe, Verehrtester. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es auf diese Weise überhaupt möglich ist. Andererseits, jetzt, wo alles noch frisch ist.. .«
    »Versuchen Sie es noch einmal!« flehte Klinger. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Indem Sie den Mund halten«, brummte der Magier. Er erhob sich, und wieder umzuckten die Flammen die Löwensphinx, aber sie rührte sich nicht.
    »So ist nichts zu machen«, sagte er resigniert. »Sie ist fort. Ich muß andere Künste anwenden, aber dazu muß ich die kabbalistischen Bücher studieren, und das geht erst bei Neumond.«
    »Das ist übermorgen!« rief Klinger. »Ich helfe Ihnen. Wir müssen sie zurückholen.«
    Der andere warf ihm einen langen Blick zu. »Möglicherweise wären Sie dazu wirklich zu gebrauchen. Die alten Zeichen werden Sie ja kennen, und die Ängste der Menschen sind Ihnen fremd.« Er seufzte. »Da haben wir uns was Schönes eingebrockt! Wie die Gockelhähne haben wir uns aufgeführt, einer mußte den anderen überkrähen.« Er ballte die dürren Fäuste, und sein Gesicht verzog sich in unkontrolliertem Schmerz. »Töchterchen!« rief er, dicht vor dem Bildwerk stehend. »Verdammt noch mal, verzeih mir altem Besserwisser! Nimm ihn, den Luftikus von Elben, nimm ihn, den dreimal Verwünschten, wenn du ihn willst, so wie er ist, ich gebe ja zu, es gibt Schlimmere als ihn - nur komm uns wieder!«
    Und Klinger, Stirn an Stirn mit der Bildsäule, flehte: »Leontine, mein Mädchen! Komm zurück, und ich will tun, was du willst. Wenn du mir befiehlst, der Exzellenz Vater wie ein Hund auf allen vieren nachzukriechen, auch das würde ich tun! Nur bleibe bei uns!«
    »So weit müssen Sie nicht gehn«, sagte Darenna, der sich wieder gefaßt hatte. »Aber vielleicht sollten wir wirklich Hand in Hand arbeiten. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es wirksame belebende Räucherzauber mit Kräutern, die aber jetzt unterm Schnee hervorzugraben nicht ganz einfach sein dürfte. Elben sind erfahren mit der Kräuterei, hieß es vorzeiten.«
    Klinger rief eifrig: »Ich finde, was Sie brauchen, und wenn ich den Schnee mit den Händen fortschaufeln muß!«
    »Womit sonst? Und halten Sie keine großen Reden, Sie wissen, ich kann das nicht leiden. Gehn Sie nach Haus, schlafen Sie, vor übermorgen geht es nicht weiter.«
    »Ich mag nicht fort, vielleicht, daß doch . . .«
    »Klinger, seien Sie vernünftig, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Falls sich etwas ändert, rufe ich an. Ach so, die Drächin.«
    »Lassen Sie die noch«, bat der Sänger. »Ich bin an sie gewöhnt, und ich glaube, sie wäre ohne mich ganz vereinsamt.«
    »So, meinen Sie?« fragte Darenna und sah ihn von der Seite an. »Dann werden wir zumindest

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