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Märchen von den Hügeln

Titel: Märchen von den Hügeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waltraut Lewin & Miriam Magraf
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wanderte durch den Raum, als versuche er vergebens, die Schönheit zu fassen. Auf einmal schien Tar-Ciryatan zu wanken. Seine Hand griff nach der Tischplatte.
    So schwach war die Bewegung, daß Dodo sie, versunken in den Anblick des Saals, gar nicht bemerkte. Doch Diana sprang hinzu, faßte des Bruders Arm und rief: »Was ist dir?«
    Der Elb lächelte. »Nichts, Kleine, nichts. Ich bin etwas mitgenommen von meinem anderen Sein.«
    »Noch niemals hast du dich darüber beklagt!« erwiderte die Schwester. »Welches Tun wäre dir je lieber und vertrauter als das Singen gewesen!«
    »Daran hat sich nichts geändert. Aber manchmal ist es schwer, unter Menschen zu sein. Das irdische Leben brennt uns aus.« Plötzlich preßte er den Arm an die Brust.
    Diana sah, daß er litt und sich niemandem anvertrauen wollte, selbst ihr nicht. ». . . und die irdische Liebe? Meintest du das nicht auch?«
    »Ja, auch sie«, antwortete der Elb, der sich wieder gefaßt hatte.
    Die Mundwinkel Dianas verzogen sich, ungewiß für Dodo, ob mitleidig, ob spöttisch.
    Ihr Bruder strich sich mit einer heftigen Handbewegung die Haare, die ihm über die Augen gefallen waren, aus dem Gesicht. »Du hast dergleichen nie gekannt«, sagte er auffahrend, »vielleicht wäre dir sonst weniger nach Spott zumute!«
    Sie wurde ernst. »Ich weiß sehr wohl darum, vielleicht anders, das mag sein. Aber vergiß nicht, daß auch ich mit dem elbischen und dem anderen Gesicht lebe.«
    Dodo war zwischen die Geschwister getreten und sprach leise, mit fast erstickter Stimme: »Was redet ihr von elbischem und menschlichem Sein, von zwei Leben und wie euch das eine quält? Legt es ab, wenn es euch stört! Ich habe nur dies eine und kein unvergängliches und muß sehen, wie ich es mir einrichte!« Er zitterte vor Erregung. Sein Blick war unverwandt auf Diana geheftet. Sie wich befremdet einen Schritt zurück.
    »Laß sie!« wies ihn der Elb hart zurecht.
    Dodo warf den Kopf trotzig in den Nacken und baute sich herausfordernd vor ihm auf. »Wenn ich sie nun aber nicht lassen will, Herr Elb.«
    Tar-Ciryatan sah mit Verblüffung auf den verwegenen Fremden und fand keine Antwort.
    »Ihr selbst macht keinen Hehl aus Euren Klagen, Fürst Glorion Ingildor«, höhnte der Jäger, dessen Augen kalt zu funkeln begannen, »und mir verbietet Ihr Weg und Blick?«
    Tar-Ciryatan fing seinen Schlag mit blitzschneller Gegenwehr ab.
    Sofort bekam Dodo zu spüren, daß da eine andere Kraft war als die menschliche, und kopflos stürzte er dem Ausgang entgegen. Ein Gitter sauste nieder, er prallte dagegen und sank ohnmächtig zu Boden.
    Als Dodo wieder zu sich kam, hatte er keinerlei Erinnerung an das, was geschehen war.
    Ein fast noch runder Mond schien durch Fichtenzweige auf sein Moosbett. Er stand auf und erreichte mit wenigen Schritten eine Wiese. Dahinter ragte dunkel eine Felswand gegen den sternenübersäten Himmel auf.
    Plötzlich erinnerte er sich dieser Landschaft, doch war ihm, als habe er sie bei Tage gesehen. Wann das gewesen war, wußte er nicht mehr. Und plötzlich erschien ihm das Bild einer schönen, weißblonden Frau, der er bis zur Erschöpfung gefolgt war. Sie hatte Spottlieder auf ihn gesungen, und er mußte wohl, noch matt von den Strapazen des Vortags, ohnmächtig niedergesunken sein. Unterdessen hatte er wunderbare Träume gehabt, deren Inhalts er sich zwar nicht mehr entsinnen konnte; doch noch immer hielt ihn ihr Zauber umfangen.
    Er stand im Schatten des Waldes, und plötzlich glaubte er, daß sein Blick ihn trüge: Wie aus Nebelschleiern zusammengefügt, stand ihm vor Augen der Weiße Hirsch, friedlich grasend und sich ungestört wähnend. Instinktiv griff Dodo zur Schulter, merkte, daß er ohne Waffe war, und fühlte sich plötzlich erleichtert darob. Er versuchte, sich der Erscheinung zu nähern, da verschwamm sie, und an ihrer Statt erblickte er Diana.
    Dodo wollte zu ihr stürzen, doch eine Hand legte sich auf seine Schulter. Der Schrei blieb ihm in der Kehle stecken. Er wagte nicht, sich umzublicken; aber er spürte, daß ein großer, unerbittlicher Wille ihn zurückhielt und ihm Schweigen gebot.
    »Schönste, unter dem Mond also treibst du deine Spiele, und ich warte vergebens auf dich«, knarrte vom anderen Ende der Lichtung her eine rauhe Stimme, die Dodo nicht ganz unbekannt war.
    Obwohl er sich unter dem Zwang, der ihn beherrschte, nicht zu rühren wagte, konnte er doch beobachten, was geschah.
    Auf die Wiese, ins Mondlicht, schlurfte Alonzo, die Hände in

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