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Märchen

Märchen

Titel: Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Kuckuck«, fuhr der kleine Holzkuckuck fort und flog hinunter auf Gunnars Bettkante.
    »Ich bin schon weit in der Welt herumgekommen und habe soviel gesehen, daß mir ganz wirr im Kopf wird, wenn ich nur daran denke.«
    Gunnars und Gunillas Augen wurden größer und größer.
    »Bist du denn nicht in der Uhr festgemacht?« fragte Gunilla schließlich sehr höflich.
    »Natürlich nicht«, wies der Kuckuck sie zurecht. »Das denken die Leute bloß.«
    In diesem Augenblick kam Mama herein, um nachzusehen, warum es nicht still war im Kinderzimmer. Blitzschnell verschwand der Kuckuck in seiner Uhr und schlug die Tür mit einem Knall hinter sich zu. Er kam nicht eher wieder hervor, als bis Mama schon wieder eine Weile hinausgegangen war.
    »Oh, warum durfte Mama nicht sehen, daß du lebendig bist?«
    fragte Gunilla.
    »Weil das ein Geheimnis ist«, antwortete der Kuckuck, »ein Geheimnis, von dem nur Kinder wissen dürfen. Große Menschen

    würden es sowieso nicht glauben. Die denken nämlich, daß alle Kuckucke in Kuckucksuhren aus Holz sind. Hahaha, die sind selber aus Holz, jawohl, so wahr ich Kuckuck Lustig heiße!«
    Kuckuck Lustig, ja, das war ein Name, der gut zu ihm paßte, fanden Gunnar und Gunilla. Sie waren sehr, sehr zufrieden mit ihrer neuen Uhr.
    Kuckuck Lustig flog im Zimmer hin und her, während er munter mit ihnen sprach.
    »Schwört mir, niemals jemandem zu erzählen, daß ich lebendig bin«, sagte er. »Denn wenn ihr das tut, werde ich nie mehr ein Wort sprechen, sondern nur noch die Uhrzeit rufen. Übrigens«, fuhr er fort, »es ist wohl das beste, wenn wir jetzt in die Kojen kriechen. Ich fürchte, daß ich sonst verschlafe. Es fällt mir immer schwer aufzuwachen, besonders wenn ich nachts um drei rufen muß. Eigentlich könnte ich einen Wecker brauchen«, sagte Kuckuck Lustig und verschwand hinter seiner kleinen Tür.
    Am nächsten Morgen bekamen Gunnar und Gunilla wie üblich ihr Frühstück ans Bett. Mama saß neben ihnen, während sie aßen. Kuckuck Lustig kam heraus und rief achtmal. Aber er sagte natürlich nichts. Er zwinkerte den Kindern nur mit einem Auge zu.
    Gunnar und Gunilla sahen sich entzückt an. Sie hatten es also nicht geträumt. Er war wirklich lebendig. Wunderbar, herrlich lebendig!
    Gunnars und Gunillas Mama staunte mehr und mehr, je weiter es in den Tag hineinging. Kein Geschrei nach Wasser oder Märchen kam aus dem Kinderzimmer. Nur ab und zu war ein geheimnisvolles, begeistertes Kichern zu hören.
    Manchmal mußte sie hineingehen, um nachzusehen, was da los war. Aber dann saßen die Kinder brav in ihren Betten. Nur ihre Backen waren außergewöhnlich rot, und es schien, als schmunzelten sie über etwas. Was das war, konnte ihre Mama nicht heraus-bekommen. Verwirrt ging sie wieder in die Küche zurück.
    Ach, sie wußte ja nicht, daß Kuckuck Lustig Gunnar und Gunilla gerade Flugkunststücke gezeigt hatte. Er hatte Sturzflüge über ihren Betten gemacht und Purzelbäume in der Luft geschlagen, während er aus vollem Halse schrie. Es war so lustig, daß Gunnar und Gunilla vor Vergnügen glucksten.
    Hinterher saß Kuckuck Lustig am Fenster und schaute auf die Straße und erzählte den Kindern, was er dort sah. Der Schnee fiel so schön. Bald war ja Weihnachten, und viele Kinder liefen vorbei, die Arme voller Pakete. Gunnar und Gunilla seufzten.
    »Dieses Jahr können wir keine Weihnachtsgeschenke kaufen«, sagte Gunnar traurig.
    »Nein, wir dürfen ja nicht vor Heiligabend aufstehen«, sagte Gunilla.
    »Das überlaßt ruhig mir«, sagte Kuckuck Lustig. »Macht mir nur das Fenster auf, dann flieg ich sofort los.«
    »Aber wir haben kein Geld«, sagte Gunnar.
    »Nur wenig...« sagte Gunilla.
    »Das überlaßt auch ruhig mir«, sagte Kuckuck Lustig. »Ich kann goldene Eier legen. Heute nacht habe ich drei Stück gelegt. Die sind oben in der Uhr.«
    Und - wipps - flog er in die Uhr und kam auch schon mit einem niedlichen kleinen Goldei im Schnabel zurück. Er legte es in Gunillas Hand, und sie meinte, noch nie etwas so Hübsches gesehen zu haben.
    »Bitte behalte es«, sagte er. »Ich lege nach und nach neue. Aber nun macht das Fenster auf, damit ich endlich loskomme zu den Wichteln - wegen der Weihnachtsgeschenke.«
    »In Stockholm gibt es doch keine Wichtel«, sagte Gunilla zweifelnd.
    »Ich glaube, ihr habt keine Ahnung, was es alles in Stockholm gibt«, sagte Kuckuck Lustig. »Ihr haltet eure Augen und Ohren nicht offen, daran liegt es. Sonst würdet ihr an den

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