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Maerchenhochzeit in Granada

Maerchenhochzeit in Granada

Titel: Maerchenhochzeit in Granada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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„Unsere Maschine nach New York geht erst heute Nachmittag um drei."
    „Ich fliege nicht nach New York", erwiderte sie ausdruckslos. „Ich bin mit dir fertig, Sebastian. Du kannst allein fliegen, und erzähl mir jetzt nichts von deinem Ruf, denn es ist mir egal."
    „Dir vielleicht, aber mir nicht. Wo immer du hingehst, müssen wir zusammen hingehen, damit die Leute glauben, dass wir in den Flitterwochen sind. Also fliegen wir nach England?"
    „Nein. Ich fahre nach Sol y Nieve. Ich werde die ,Todeswand' runterfahren und rausfinden, ob sie ihrem Namen gerecht wird."
    „Du wirst nicht allein hinfahren", sagte Sebastian prompt.
    „Ich mache, was ich will."
    „Nicht in dieser Verfassung. Wir ändern einfach unsere Pläne und laufen stattdessen Ski."
    „Wie du willst. Nur lass uns von hier verschwinden."

9. KAPITEL
    Die „Todeswand" fing in der Nähe der Spitze des Veleta an, des zweithöchsten Gipfels in der Sierra Nevada. Von dort aus führte sie vier Meilen steil bergab und endete in der Nähe von Sol y Nieve.
    Nicht einmal eine Stunde nach ihrer Ankunft saßen sie im Skilift. Sebastian warf Maggie hin und wieder einen Blick zu, sagte allerdings nichts, bis sie an der Piste standen. „Warte lieber bis morgen", riet er ihr. „Du bist noch nicht bereit."
    „Ich werde niemals mehr bereit sein als in diesem Moment", entgegnete sie und sah dabei auf die Piste.
    „Waghalsiger, meinst du wohl. Margarita, hör mir zu ..."
    Sebastian wollte ihren Arm umfassen, doch sie schoss davon und war bereits fast außer Sichtweite, als er die Fassung wiedergewann. Laut fluchend fuhr er ihr hinterher, plötzlich voller Angst. Er war die Piste selbst oft genug hinuntergefahren und wusste, dass Maggie sich verletzen oder Schlimmeres herbeiführen würde, wenn sie es in dieser Verfassung tat.
    Obwohl er sie kurze Zeit später einholte, konnte er nichts unternehmen. Wenn er sie überholte, würde er womöglich mit ihr zusammenstoßen.
    Maggie war klar, dass es ihr ganzes Können und ihre volle Konzentration erforderte, um heil nach unten zu gelangen. Ein Felsen war ihr im Weg, bedrohte sie, und schon hatte sie ihn hinter sich gelassen. Sie spürte, wie uneben die Oberfläche war, aber ihre Beine schienen sich von selbst zu bewegen, und instinktiv hielt sie das Gleichgewicht. Ihr Hochgefühl wuchs, als sie merkte, dass sie gut genug für diese Piste war. Und am besten war, dass sie all ihre Probleme hinter sich ließ.
    Schließlich war das Ende in Sicht. Sie verlangsamte das Tempo, als Soly Nieve in ihr Blickfeld geriet und immer größer wurde. Atemlos erreichte sie das Ende der Piste und fühlte sich, als hätte ein reinigender Wind alle unliebsamen Gedanken wegge fegt. Sie empfand keinen Kummer, keine Angst, keine Verzweiflung, keine Freude, keine Liebe. Gar nichts.
    Nur wenige Sekunden später holte Sebastian Maggie ein und betrachtete ihr Gesicht. Er hatte den Eindruck, dass der feindselige Ausdruck verschwunden war, doch sie wirkte alles andere als versöhnlich.
    „Schön, dass du es geschafft hast", sagte er und atmete schwer.
    „Ja, das habe ich. Und ich werde es wieder tun. Du musst mir nicht folgen."
    Sebastian umfasste ihren Arm, als sie sich abwandte. „Wenn du darauf bestehst, machen wir es zusammen", erklärte er grimmig.
    „Das ist nicht nötig!"
    „O doch, das ist es, denn wenn du dir das Genick brichst, möchte ich dabei sein und sagen:
    ,Ich hab's gewusst.'"
    „Also gut."
    Als sie den Anfang der Piste erreichten, brauste Maggie wieder davon, doch diesmal kam es für Sebastian nicht überraschend. Fast Seite an Seite fuhren sie hinunter und erreichten das Ende zusammen.
    „Das war's", sagte er.
    „Für dich vielleicht, aber ich fahre noch einmal."
    „Was ist mit dir los?" rief er. „Was willst du mir beweisen?"
    „Nichts, das du mir beweisen müsstest."
    Seine Miene war gequält. „Du weißt, dass das nicht stimmt", entgegnete er schroff.
    Unbeirrt fuhr Maggie wieder nach oben. Diesmal wusste sie allerdings, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie war erschöpft, tröstete sich aber damit, dass sie die Piste inzwischen kannte.
    Doch sie hatte sich geirrt. Diesmal kam ihr der Abhang noch steiler vor, und sie war auch nicht mehr so reaktionsschnell.
    Dann ging alles ganz schnell. Plötzlich schien es ihr, als hätte sie keinen Boden mehr unter den Füßen. Der Berg wurde zum Feind. Sie hörte Sebastian rufen, und im nächsten Moment befand sie sich offenbar im freien Fall. Verzweifelt versuchte sie,

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