Maerchenhochzeit in Granada
sich alles ins Gedächtnis zu rufen, was sie für solche Fälle gelernt hatte, also nicht dagegen anzukämpfen, sondern den Körper zu beherrschen. Trotzdem war ihr klar, dass sie von Glück reden konnte, wenn sie in einem Stück unten ankam.
Und sie war wütend, weil sie in Sebastians Gegenwart versagt hatte. Als sich nicht mehr alles um sie drehte, setzte sie sich auf und hieb mit der Faust in den Schnee - im selben Moment, als Sebastian bei ihr war und auf die Knie fiel.
„Du hättest dir das Genick brechen können", rief er rau und packte sie. „Verstehst du mich?
Du hättest umkommen können!"
„Das hätte dein Problem ja gelöst!" schrie Maggie.
Schmerzhaft bohrten sich seine Finger in ihre Schultern. „Du verdammte ... Los, komm." Er half ihr auf. Sie zuckte zusammen und musste sich auf ihn stützen, löste sich allerdings sofort wieder von ihm.
„Sobald wir wieder im Hotel sind, hole ich einen Arzt", sagte er.
„Mir geht es gut. Ich habe nur ein paar Prellungen."
„Ich hole einen Arzt", wiederholte er verzweifelt. „Da du mich als Tyrannen bezeichnet hast, kann ich mich auch genauso gut wie einer aufführen."
Maggie antwortete nicht. Sie versuchte, ihre Skier zu schultern, doch ihr tat alles weh.
Schweigend nahm Sebastian sie ihr ab, und sie kehrten zum Hotel zurück. Maggie fiel es schwer, sich aufrecht zu halten. Noch immer schien sich alles um sie zu drehen, und sie freute sich darauf, lange schlafen zu können.
Sie hatten das luxuriöseste Zimmer im Hotel Frontera gemietet. Es hatte zwei große Doppelbetten und einen großen Kamin, in dem Holzscheite lagen. Allerdings diente dieser nur zur Zierde, denn die Zentralheizung lief.
Maggie begann, ihren Overall auszuziehen, was sich als schmerzhafte Prozedur erwies. An ihre Skistiefel kam sie nicht heran.
„Lass mich das machen", sagte Sebastian leise und kniete sich hin, um die Schnürsenkel zu öffnen. Sie atmete tief durch, als er ihr die Stiefel abstreifte.
„Tut mir Leid. Hat das wehgetan?"
„Ich habe es ja verdient", erwiderte sie und lachte auf.
„Darauf antworte ich lieber nicht."
Es klopfte an der Tür. Sebastian öffnete und kehrte mit zwei Gläsern Brandy in Händen zurück, von denen er ihr eins reichte. „Gleich geht es dir besser."
Der Brandy war hervorragend, und tatsächlich fühlte sie sich besser, nachdem sie ihn getrunken hatte. Sebastian hatte sein Glas nur halb geleert und reichte es ihr ebenfalls. Dankbar nahm sie es entgegen.
Schließlich kam der Arzt, ein sympathischer Mann mittleren Alters, der sie mit geübten Griffen untersuchte und dann verkündete, dass nichts gebrochen oder angebrochen wäre.
„Es sind nur Blutergüsse", fügte er hinzu. „Laufen Sie erst wieder auf der Piste, wenn es Ihnen gut geht. Ich hatte schon mehrere Fälle, wo sich die Leute dort das Genick gebrochen haben."
Sobald sie wieder allein waren, erkundigte Sebastian sich ernst: „Sagst du mir jetzt die Wahrheit? Hattest du das vor?"
„Mir das Genick zu brechen? Nein, natürlich nicht. Aber ... Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll ... Manchmal ist es gut, Risiken einzugehen und alles dem Schicksal zu überlassen. Wenn man die Antwort nicht kennt, einfach zu sagen: Was passieren wird, wird passieren. Es kann das tollste Gefühl überhaupt sein."
„Ich weiß. Ich habe es selbst erlebt. Niemand, der nicht ein bisschen fatalistisch wäre, würde auf die Idee kommen, auf einer schwarzen Piste zu laufen."
„Wenn es mir besser geht, mache ich es wieder", erklärte Maggie entschieden.
„Wir fahren zusammen, aber nebeneinander. Kein Wettrennen. Egal, was du denkst, es würde mein Problem nicht lösen, wenn du ums Leben kommst. Ich kenne die Antwort nicht
- vielleicht gibt es keine. Aber darum geht es auch nicht. Natürlich", fügte er ironisch hinzu,
„könnte ich mir das Genick brechen, und dann wäre dein Problem gelöst."
„Nein", entgegnete sie. „Roderigo ist tot, aber das hat mich nicht von ihm befreit. Ich dachte, ich wäre aus seinem Schatten getreten, aber er ist größer als je zuvor."
„Meinetwegen?" fragte er angespannt.
„Du hast vieles mit ihm gemeinsam."
Sebastian blickte auf. „Ich bin also faul und kriminell?"
„Er hat gemacht, was er wollte, und mich erst hinterher darüber informiert, genau wie du mit der Hochzeit."
Er runzelte die Stirn. „Ich dachte, es wäre das Richtige, aber vielleicht... vielleicht habe ich mich geirrt."
„Und was ich für richtig gehalten habe, zählte nicht,
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