Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maerchenhochzeit in Granada

Maerchenhochzeit in Granada

Titel: Maerchenhochzeit in Granada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
Vom Netzwerk:
Gedanke kam ihm wieder, als sie zu Felipe Mayorez aufbrachen. Maggie trug ein konservatives Kleid in einem gedeckten Farbton, doch ihr Anblick bereitete Sebastian keine Freude. Sie hatte gesagt, der Schein müsste gewahrt werden, und er wusste, dass Menschen manchmal daran festhielten, um eine innere Leere zu überspielen.
    Normalerweise war er nicht besonders empfänglich für die Stimmung seiner Mitmenschen, doch er spürte ihre Verzweiflung und Verwirrung. Maggie wirkte verloren und schien einfach nur zu funktionieren, während sie darauf wartete, dass etwas passierte, was ihr einen Ausweg zeigte. Und so gern er es auch getan hätte, wusste er, dass er ihr nicht helfen konnte. Er hatte die Geister der Vergangenheit wieder heraufbeschworen, konnte sie aber nicht wieder verbannen.
    Die Casa Mayorez lag im Zentrum von Granada, in der Nähe der Alhambra. In gewisser Weise war Felipe Mayorez auch wie ein Prinz und hatte bis vor dem Überfall vor vier Jahren auch so gelebt. Nun lebte er gleichgültig inmitten all seiner Besitztümer.
    Carlos, sein Betreuer, öffnete ihnen die Tür. Er war ein liebenswerter junger Mann, der seinem Arbeitgeber treu ergeben war und diesem jeden Wunsch von den Augen ablas. Heute hatte er gute Neuigkeiten.
    „Er ist viel fröhlicher als sonst", erzählte er ihnen. „Und er kann ziemlich deutlich sprechen.
    Er wird sich sehr darüber freuen, dass Sie gekommen sind."
    Carlos führte sie in den Wintergarten, wo Felipe in einem Rollstuhl lag, der ein halbes Bett war. Eine schwere Decke lag über seinen Knien, und sein Kopf war auf Kissen gebettet. Nur mit Mühe schaffte er es, ihn zu wenden, als seine Besucher sich ihm näherten.
    „Willkommen in meinem Haus", sagte er. „Willkommen, mein alter Freund. Und Sie heiße ich ganz besonders willkommen, Senora."
    Sebastian beugte sich hinunter und küsste den alten Mann. Maggie befürchtete, dass die beiden merkten, wie sie zitterte, zwang sich jedoch, ruhig zu bleiben, als Sebastian sie Felipe Mayorez vorstellte. Dieser lächelte sie an, ohne zu wissen, dass sie die Frau des Mannes war, der sein Leben zerstört hatte.
    Nachdem sie ihn begrüßt hatte, bedankte sie sich für sein Hochzeitsgeschenk, ein Tafelservice aus feinstem Porzellan.
    „Das war mein Geschenk für Sie beide", erklärte Felipe. „Aber ich habe noch ein Geschenk, das nur für Sie ist. Es liegt auf dem Tisch da."
    Sebastian reichte ihr ein kleines Päckchen, das schwere goldene Ohrringe enthielt.
    „Sie sind wunderschön", sagte Maggie atemlos. „Aber ich kann sie nicht annehmen. Sie scheinen alt und sehr wertvoll zu sein."
    „Das sind sie auch", erwiderte Sebastian. „Sie haben seiner Frau gehört."
    „Seiner Frau", wiederholte sie matt.
    „Er schenkt sie dir mit den besten Empfehlungen."
    Am liebsten wäre sie weggelaufen und hätte sich irgendwo versteckt. Warum war sie überhaupt mitgekommen? Als sie dann seinen Blick sah und seinen beruhigenden Händedruck spürte, ging es ihr allerdings gleich wieder besser.
    „Hilf mir, sie anzulegen", meinte sie und nahm die Ohrringe in die Hand.
    Sebastian hob ihr Haar hoch, und sie spürte seinen warmen Atem im Nacken. Als er ihr die Ohrringe anlegte, berührte er sie flüchtig, und sofort klopfte ihr Herz schneller.
    Seit jenem Abend in Soly Nieve, als er mit ihr hatte schla fen wollen und sie ihn zurückgewiesen hatte, war es das erste Mal, dass er sie berührte. Seitdem hatte er sie nur zufällig gestreift oder ihr die Hand gegeben.
    Und nun, da sie am wenigsten damit gerechnet hatte, erwachten ihre Gefühle wieder, und das Blut schoss ihr in den Kopf. Als sie ihm in die Augen sah, wusste sie, dass Sebastian sie verstand.
    Unwillkürlich atmete sie schneller. Dann seufzte Felipe glücklich, und sie kehrten in die Gegenwart zurück.
    „Schön", sagte er. „Wundervoll."
    „Ja, sie sind wunderschön", bestätigte Maggie. „Vielen Dank."
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es war so schrecklich, ihn in diesem Zustand zu sehen und zu wissen, dass sie ihm gegenüber nicht ehrlich war.
    „Sie brauchen nicht zu weinen", erklärte Felipe.
    „Ich kann nicht anders." Sie berührte seine eingefallene Wange. „Es tut mir so Leid ..."
    „Sie müssen mich nicht bemitleiden - wenn eine bezaubernde Frau meinetwegen weint", sagte er galant. Er versuchte, den Arm zu heben, schaffte es aber nicht. „Sebastian, tröste sie."
    Maggie versuchte, sich zusammenzureißen, doch ihr Mitgefühl für den alten Mann überwältigte sie. Sie

Weitere Kostenlose Bücher