Maerchenhochzeit in Granada
mehr brauchte. Mit jeder Berührung vermittelte er ihr Zärtlichkeit, Geborgenheit und Sicherheit, und ihre Ängste schwanden allmählich. Als sie die Hand nach ihm ausstreckte, war er da.
Niemand hatte ihr je Geborgenheit vermittelt, und sie reagierte so stark darauf, dass sie Sebastian erschreckte.
„Margarita", sagte er leise.
„Halt mich fest", bat sie. „Lass mich nicht los."
„Niemals", erwiderte er schnell. „Ich bin da - immer ..." Sein Gesicht war ihrem ganz nahe, und er sah ihr tief in die Augen. „Jetzt", flüsterte er. „Jetzt!"
Maggie atmete tief ein, dann rief sie seinen Namen und zog ihn näher an sich, auf der Suche nach etwas, das nur er ihr geben konnte. Einen Moment lang war zwischen ihnen alles gut, genau wie zu der Zeit, als es ihnen nur um körperliche Befriedigung ge gangen war. Plötzlich war es vorbei, und sein Herz schlug so schnell wie nie zuvor. Etwas Wunderschönes und zugleich Alarmierendes war passiert, wie er es noch nie erlebt hatte. Er wusste nur noch, dass körperliche Befriedigung von nun an nicht mehr genug sein würde.
Sebastian legte sich auf den Rücken, den Arm um ihre Schultern gelegt, während Maggie sich zu ihm umdrehte und sich an ihn schmiegte.
Es schien ihm, als hä tte sie etwas gesagt, das wie „Mein Schatz" klang. Er lauschte und hoffte, sie würde es wieder sagen, doch sie war schon eingeschlafen. Nach einer Weile nickte er auch ein.
Sebastian wachte in den frühen Morgenstunden auf und stellte fest, dass Maggie sich immer noch an ihn kuschelte.
„Margarita", flüsterte er, „bist du wach?"
Sie antwortete nicht. Er hörte lediglich ihre gleichmäßigen Atemzüge. Als er sicher war, dass sie noch schlief, küsste er sie aufs Haar.
„Wo stehen wir jetzt?" meinte er leise. „Du bist zu mir gekommen, aber warum? Nur um ihn zu vertreiben? Aber wenn es der Fall ist, wie kann ich mich dann beschweren? Wer sollte dich sonst vor ihm schützen? Schließlich habe ich seinen Geist wieder heraufbeschworen.
Als wir in Sol y Nieve waren, wusste ich, dass du genau wie damals, als du dein Baby verloren hast, nichts mehr empfinden konntest. Du hast keinen Hass empfunden, aber auch keine Liebe. Du hast für Roderigo nichts empfunden - und auch nichts für mich.
Und nun kannst du wieder fühlen, stimmt's? Warum habe ich Angst davor, deine Gefühle zu ergründen? Weil ich nicht weiß, ob du mich liebst oder ihn? Lässt er dich deswegen nicht los, weil ein Teil von dir immer noch ihm gehört?
Was würdest du sagen, wenn ich von Liebe spräche? Würde es dich mir näher bringen oder noch weiter von mir entfernen? Warum habe ich nicht den Mut dazu?"
Sebastian setzte sich unvermittelt auf. Er befürchtete, dass er Maggie geweckt hatte, doch sie drehte sich auf die andere Seite und schlief weiter. Er stand auf, zog seinen Bademantel an und ging zur Balkontür. Leise öffnete er sie und trat in die klare Nachtluft hinaus.
Unten konnte er den Patio de los Päjaros sehen, wo er am ersten Abend gesessen und Maggie sich zu ihm gesellt hatte. Sie hatten über die Wahrheit und das Paradies gesprochen und einander verstanden. Allerdings hatte es im Streit geendet - wie immer, denn diese Frau war dazu geschaffen, ihn zu quälen. Und min, da er sie besser kennen gelernt hatte, quälte sie ihn mehr denn je, stellte Fragen, auf die es im Bett keine Antwort gab und die sein ganzes Weltbild ins Wanken brachten.
„Margarita Alva", sagte Sebastian verzweifelt, „ich wünschte, ich wäre dir nie begegnet!"
Die Besichtigungsrundfahrt zu den Ländereien der Familie Santiago war ein voller Erfolg.
Offenbar hatten die Angestellten mit dem Schlimmsten gerechnet, da sie lediglich gewusst hatten, dass sie Engländerin war. Maggie eroberte ihre Herzen jedoch im Sturm, als sie fließend Spanisch mit ihnen sprach und ihnen erzählte, dass sie eine gebürtige Cortez war und ihre Vorfahren aus Andalusien stammten. Die Leute versuchten sogar, durch sie Zugang zu Sebastian zu bekommen.
„Mir ist natürlich klar, dass du es schrecklich langweilig findest, mit einer Frau über diese Dinge zu reden", neckte Maggie ihn eines Abends.
„Nein, nein, so kannst du mir nicht kommen", verteidigte er sich und lächelte jungenhaft.
„Nicht nachdem ich dein Gespräch mit Alfonso in Sol y Nieve gehört habe. Außerdem habe ich es in erster Linie deswegen gesagt, um dich zu ärgern." Er blickte auf die Unterlagen, die sie ihm hingelegt hatte. „Warum hat Senora Herez nicht schon viel früher mit mir
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