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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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Blut,

      Paßt nicht gut;

      Zeh' abgehaut,

      Falsche Braut!«

     
    Da sah der Prinz auf den Schuh, und bemerkte, daß das rothe Blut bis oben herausquoll. Deshalb schickte er sie zur Mutter zurück, und da er erfahren hatte, daß in dem Hause noch eine Tochter vorhanden wäre, so befahl er; daß diese den Schuh anprobiren sollte.

     
    Die Mutter wollte Aschenbrödeln erst verleugnen; aber das half nichts. Die Diener ließen sich nicht abweisen, und Aschenbrödel mußte ihr Füßchen hineinstecken, und siehe da! es paßte wie angegossen. Da mußte sie sich schnell ankleiden, und in den Wagen setzen, und auf das Schloß fahren. Gleich kamen die weißen Täubchen wieder angeflogen, flatterten um den Wagen, und sangen:

     
      »Schuh' ohne Blut,

      Paßt gar gut,

      Fuß nicht zerhaut,

      Rechte Braut!«

     
    Als sie nun an das Schloß kamen, ging ihr der Prinz entgegen, hob sie aus dem Wagen, und sah ihr in das Gesicht. Da erkannte er sie, daß es die schöne Prinzessinn wäre, die er suchte, umarmte sie, und sie ward seine Gemahlinn.

     
    Die Mutter aber und ihre Töchter, als sie das hörten, sind bald darauf vor Neid gestorben.

     

     
6. Die drei Federn.

     

     
    Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne, welche er mit gleicher Zärtlichkeit liebte, obwohl der Jüngste unter ihnen für etwas dumm gehalten wurde, weil er so still und friedlich war. Nun wußte der Vater nicht recht, wem von den Söhnen er das Reich hinterlassen sollte: daher beschloß er, es demjenigen zu übergeben, welcher das meiste Glück haben würde. So schickte er denn die drei Söhne in die Welt, und sagte, wer ihm das feinste Stück Linnen mitbrächte, sollte das Reich haben.

     
    Als sie sich nun zur Reise fertig gemacht hatten, und Abschied nehmen wollten, nahm der König drei Federn, und blies sie, eine nach der andern, aus dem Fenster seines Schlosses in die Luft. Die eine flog nach Abend, dahinaus mußte der älteste Sohn ziehen; die zweite flog nach Morgen, dahin sollte der zweite seinen Weg nehmen; die dritte aber fiel auf einen großen Stein herab, der nicht weit von dem Schlosse lag. Da mußte denn der dritte Sohn zu Hause bleiben, und durfte nicht mit hinausziehen in die Welt, wiewohl er es gern gethan hätte. Die Brüder aber freueten sich darob, und neckten ihn, daß er nun bei dem Stein das feine Linnengewebe suchen möchte, da hätte er's ganz nahe und ohne alle Mühe und Beschwerde.

     
    Die beiden Brüder wanderten fort, ein jeder seines Weges; der dritte aber setzte sich auf den Stein, und weinte bis zum Abend. Da kam es ihm vor, als ob der Stein sich hin und her schöbe, und zuletzt war er auch wirklich fortgeschoben, und eine Marmorplatte mit einem Ringe kam zum Vorschein. Als diese aufgehoben war, fand er eine Treppe, die stieg er hinab, und kam in ein großes, unterirdisches Gewölbe, worin ein Mädchen am Webestuhl saß, und Linnengarn webte.

     
    Das Mädchen sah ihm in die Augen, und fragte: »Hast Du geweint?« – »Ja!« sagte er, »ich habe sehr geweint.« Und nun erzählte er, wie übel es ihm ginge. Da schenkte ihm das Mädchen ein Stück der allerfeinsten Leinwand, und sagte: »Feiner bringen es deine Brüder gewiß nicht.«

     
    Als er wieder auf die Erde hinauf kam, war er eben so lange Zeit weggewesen, als die Brüder, und wußte nicht, wie das zuging: denn es kam ihm vor, als sey er nur ein Stündchen unter der Erde gewesen.

     
    Da nun Jeder dem Vater sein Stück Linnen vorzeigte, war des Jüngsten seines noch einmal so fein, als die Stücke, welche die Brüder gebracht hatten.

     
    Nun hätte dem Jüngsten das Reich gehört, aber die Brüder beneideten es ihm, und machten allerlei Widerrede, und meinten, es müsse noch eine Probe gemacht werden.

     
    Da verlangte der König den schönsten Teppich; wer den bringe, der solle das Reich haben. Der König blies die drei Federn in die Luft, und da ging es wieder, wie das erste Mal. Die eine flog nach Morgen, die andere nach Abend, und die dritte fiel wieder auf denselben Stein. Da lachten die Brüder den Jüngsten abermals aus, daß er wieder zurückbleiben mußte. Diesmal aber weinte er nicht, sondern hob den Stein auf, und ging in das Gewölbe. Da saß das Mädchen, und webte einen Teppich aus den allerfeinsten Fäden mit brennenden Farben und wunderschönen Blumen, den gab sie ihm.

     
    Als die drei Brüder nun wieder zurückgekommen waren, und ihre Teppiche vorzeigten, war des Jüngsten seiner so schön, daß man die

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