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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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Kämmerlein, wo ihr Töchterchen krank lag, und weinte vor Sehnsucht und Bekümmerniß, und vergoß heiße Thränen.

     
    Als sie aber so traurig vor sich hinsah auf den dunkeln Boden, da kam es ihr vor, als thäte sich die Wand auf, und sie sah hinaus an den weiten, weiten Himmel, und in der Ferne gewahrte sie eine weibliche Gestalt, die trug ein silberweißes Lämmchen auf ihrem Arm, und schwebte, auf Wolken getragen, zu ihr her. Da füllte sich aber das Kämmerlein mit wundersamen Glanze, und die Wände, die vorher dunkel waren, glänzten jetzt, wie das sanfte Licht der Morgenröthe. Die königliche Frau aber stellte das Schäfchen in das kleine Blumengärtchen, das vor dem Fenster war, und sprach: »Ich habe Mitleid gehabt mit deinem Kummer, und habe deinem Töchterlein ein Himmelsschäfchen gebracht.«

     
    Da wachte das Kind in seinem Bettchen auf, und sah die königliche Frau, und das Himmelsschäfchen, das ging im Blumengarten auf und ab. Da ward ihm ganz wohl. Die königliche Frau aber sprach zu ihm: »Ich schenke dir, was du so sehr gewünscht hast, aber gieb Acht, daß du nicht ungehorsam bist, oder eine Unwahrheit redest: denn erfahre ich einen einzigen Ungehorsam, oder eine Lüge von dir, so ist dein Schäfchen verloren.«

     
    Das Kind aber gelobte seiner Mutter, Alles zu thun, was die königliche Frau verlangt hatte. Diese aber verschwand, wie sie gekommen war; der Lichtglanz verblaßte allmählig; aber statt dessen stieg die Sonne über die blauen Berge hervor, und schien in's Kämmerchen und in's Blumengärtchen, wo das Himmelsschäfchen weidete. Es hatte silberglänzende Wolle, die war ganz durchsichtig, wenn die Sonne darauf schien, und um den Hals hatte es ein Band, das hatte sieben glänzende Farben, wie der Regenbogen. Es blöckte aber nicht, wie die andern Schaafe, sondern es sang zuweilen mit wunderschöner Stimme. Da lief das Kind zu ihm hinaus, und streichelte es, und brach ihm frischen Klee ab; aber es wollte nichts fressen, sondern roch zuweilen an den süß duftenden Rosen und den weißen Lilien – das war seine Speise.

     
    Das Kindchen hatte nun seine große Freude an dem schönen Lämmchen, und rief alle seine Gespielinnen herzu, und zeigte ihnen das Himmelsschäfchen. Es folgte ihr auf ihren Ruf, wenn sie es hinausführte auf die Wiese, wo die duftenden Kräuter wuchsen, und ging mit ihr, wenn sie nach Hause zog; des Nachts aber schlief sie bei ihm in einem Bettchen. Wenn sie dann des Morgens aufwachte, stand das Schäfchen schon wieder im Blumengarten vor dem Fenster, und roch an den Rosen und Lilien.

     
    Eines Tages ging das Mädchen mit dem Himmelsschäfchen wieder hinaus auf eine schöne, große Wiese, durch die Wiese aber floß ein silberklares Bächlein, und über den Bach ging eine kleine Brücke. Die Mutter aber sagte: »Gehe mir ja nicht weiter, als bis an die Brücke, ich fürchte, das Himmelsschäfchen möchte in den Bach fallen und ertrinken.«

     
    Das Mädchen ging nun mit dem Schäfchen auf die Wiese, und spielte mit ihm, wie sie immer gethan hatte. Da kamen ihre Gespielinnen zu ihr, die sagten: »Komm, wir wollen einmal dort über den Bach gehen auf jenen Berg, dort ist's gar schön.« Das Mädchen aber entgegnete: »Nein, das darf ich nicht thun, meine Mutter hat mir's verboten.« – »Ei, warum denn;« sagten ihre Gespielinnen, »wir können ja dort viel schöner spielen, als hier.« – »Ja,« sagte das Mädchen, »ich fürchte, wenn wir über die Brücke gehen, so möchte mein Schäfchen in den Bach fallen und ertrinken.« – »Dafür laß uns sorgen;« erwiederten die Gespielinnen, »wir wollen's schon halten, daß es nicht hineinfällt.« Da gab das Mädchen nach, und ging mit ihren Gespielinnen an den Bach. Als sie aber an die Brücke kamen, dachte das Mädchen an die Worte der königlichen Frau, da sie ihr gesagt hatte, sie solle ihrer Mutter nicht ungehorsam seyn. Darum sagte sie: »Nein, ich darf meiner Mutter nicht ungehorsam seyn, sonst wird mir mein Himmelsschäfchen genommen.« – »Ei, wer wird dir das nehmen?« sagten ihre Gespielinnen; »das hat die königliche Frau nur so gesagt. Und damit es ja nicht in den Bach fällt, so nimm es in den Arm, und trage es hinüber.«

     
    Da nahm das Mädchen das Himmelsschäfchen auf den Arm, und trug es hinüber. Wie sie aber auf die Mitte der Brücke kamen, da brach die Brücke, und die Mädchen, die vor ihr gingen, fielen alle in den Bach; sie selbst aber erschrak so sehr, daß sie das

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