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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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Himmelsschäfchen fallen ließ. Es fiel aber nicht in den Bach, sondern in dem Augenblicke tauchte dieselbe königliche Frau, die es ihr gebracht hatte, aus dem Wasser hervor, und fing es mit den Armen auf; dann aber erhob sie sich, und ein Paar Wolken trugen sie hin an den Himmel, und sie setzte das Lämmchen wieder zu den andern Himmelsschäfchen, wo es früher gewesen war. Das Mädchen aber weinte sich die Aeuglein roth, und bat ihre Mutter, sie möchte ihr ein anderes Himmelsschäfchen verschaffen; aber die Mutter sagte: »Das ist die Strafe des Ungehorsams!«

     
    Ihre Gespielinnen aber, die sie zu dem Ungehorsam verleitet hatten, kamen dies Mal mit dem bloßen Schrecken davon. Ihre Kleider waren jedoch ganz naß und schmutzig geworden, und sie mußten so nach Hause gehen. Da wurden sie von Allen ausgelacht und verspottet. Deshalb gingen sie in sich, und bereueten, was sie gethan hatten, und haben nachher niemand mehr zum Ungehorsam verleitet. –

     

     
8. Martin und Ilse.

     

     
    Martin und Ilse waren Bruder und Schwester, und waren ganz arme Kinder: denn die Aeltern hatten noch mehrere Kinder, und konnten ihnen nicht satt zu essen geben. Da mußten denn Martin und Ilse in den Wald gehen, und Erdbeeren suchen, und sie dann nach der Stadt zum Verkauf tragen, damit die den Aeltern das Brot verdienen hülfen.

     
    Eines Tages gingen sie auch in den Wald, aber die Erdbeeren waren schon selten. Da mußten sie tiefer und immer tiefer in den Wald hinein, und wußten nun bald nicht mehr, wo sie waren, und konnten sich gar nicht wieder zurecht finden.

     
    Als es nun schon Abend geworden war, überfiel sie eine große Angst, so daß sie sich immer weiter im Walde verirrten. Auf ein Mal befanden sie sich auf einem grünen Platze, worauf ein niedliches Häuschen stand; das Häuschen aber war von Brotteig gebacken, und das Dach war von Kuchen, und die Fenster von weißem Kandiszucker, und die Fensterrahmen von Marzipan.

     
    Die Kinder betrachteten das Häuschen mit großem Vergnügen, und da sie so sehr hungerte, fragten sie nicht erst lange, wem dasselbe gehöre, und ob sie auch davon essen dürften; sondern brachen sich von dem Häuschen ab, was losging, und – aßen. Das schmeckte vortrefflich! Eben wollten sie noch eine Kandisfensterscheibe losbrechen, da kam es ihnen vor, als säng' es drinnen mit feiner Stimme:

     
      »Knusper, knusper Kneischen,

      Was knaspert an meinem Häuschen?«

     
    Darüber erschracken die Kinder, ließen die Scheibe fallen, und wollten davon laufen. In demselben Augenblick aber trat ein altes kleines Mütterchen aus der Thüre, die war ganz zusammengeschrumpft, und sagte gar freundlich: »Ach, ihr armen Kinderchen, ihr habt euch gewiß verirrt; kommt nur herein in mein Häuschen, ihr sollt's recht gut bei mir haben.«

     
    Die Kinder traueten ihren Worten, und gingen hinein. »Nun sollt ihr euch auch recht satt essen!« sagte die Alte, und gab ihnen Nüsse und Aepfel, und Milch und Reißbrei, und auch schönen Wein dazu. Da wurden die Kinder froh, und als sie gegessen hatten, fielen ihnen die Augen zu vor Müdigkeit. Die Alte hatte aber schon zwei weiche Bettchen bereitet, darein legten sie sich, und schliefen recht süß.

     
    Die Alte aber war ein böses Weib, die den Kindern sehr nachstellte, sie schlachtete und aß: denn so wie sie ein Kind gegessen hatte, wurde sie wieder um drei Jahre jünger. So war sie wohl schon tausend Jahre alt geworden. Sie konnte aber nur solchen Kindern etwas anhaben, die sie zu einem Unrecht verführen konnte; über die andern aber hatte sie keine Macht. Sie hatte das Brothäuschen blos deshalb dahin gebaut, damit die Kinder davon abbrechen sollten: hätten nun Martin und Ilse das Häuschen nicht angerührt, und nichts davon genommen, so hätte sie ihnen auch nichts thun können.

     
    Ganz früh, noch ehe es Tag war, stand das böse Weib auf, riß den Knaben aus dem Bette, und trug ihn in einen Stall, der ein eisernes Gitter hatte; das Mädchen aber weckte sie, und sagte: »Steh' auf, du Faullenz, mach' Feuer an, hole Wasser, und koche gut Essen. Deinen Bruder hab' ich in den Käfig gesperrt, da sollst du ihn füttern, bis er recht fett ist, dann will ich ihn schlachten.«

     
    Ach, wie weinte das arme Mädchen, aber es half ihr nichts. Alle Tage mußte sie dem armen Bruder gute Speisen kochen, und ihn trösten, obwohl sie selbst keinen Trost hatte. Martin aber härmte und grämte sich in seinem Käfig mehr ab, als er zunahm. Das

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