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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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zwei noch besser, und hat Fingerhütchen einen neuen Anzug erhalten, so werden sie mir wohl zwei geben.«

     
    Kaum waren diese Worte über seine Lippen gekommen, so ward er aufgehoben, und mit wunderbarer Gewalt in den Hügel hineingetragen. Hier umringten ihn die Zwerglein, waren sehr böse, und riefen schreiend und kreischend: »Wer hat unsern Gesang geschändet? Wer hat unsern Gesang geschändet?« Einer trat hervor, und sprach zu ihm:

     
      »Hans Madden, Hans Madden,

      Deine Worte schlecht klangen,

      So lieblich wir sangen!

      Hier bist du gefangen,

      Was wirst du erlangen?

      Zwei Höcker für einen! Hans Madden!«

     
    Und zwanzig von den stärksten Zwergen schleppten Fingerhütchens Höcker herbei, und setzten ihn oben auf den Buckel des unglückseligen Hans Madden, und da saß er so fest, als ob er von dem besten Zimmermann aufgenagelt wäre. Darnach stießen sie ihn mit den Füßen aus ihrer Wohnung, und am Morgen, als Hans Maddens Mutter und ihre Gevatterinn kamen, nach dem kleinen Kerl zu sehen, so fanden sie ihn an dem Fuß des Hügels liegen, halb todt, mit einem zweiten Höcker auf seinem Rücken. Sie betrachteten ihn, eine nach der andern, aber es blieb dabei; am Ende ward ihnen angst, es könnte ihnen auch ein Höcker auf den Rücken gesetzt werden. Sie brachten den armseligen Hans wieder heim, so betrübt im Herzen, und so jämmerlich anzusehen, als noch je ein Paar alte Weiber.

     
    Hans, durch das Gewicht des zweiten Höckers, und die lange Fahrt erschöpft, starb bald hernach.

     

     
    Fußnoten

     

     
    1 Die Worte des einfachen Gesanges bezeichnen die Wochentage: Montag, Dienstag und Mittwoch.

     

     
18. König Bubu.

     
    Es war einmal eine Frau, die hatte zwei Söhne, und bekam, als eben ihr Mann gestorben war, noch ein drittes Söhnchen, das war aber, als es geboren wurde, nicht größer, als eine Spanne lang. Darüber war die Frau sehr betrübt, denn sie fürchtete, das zarte Kind möchte nicht am Leben bleiben; es war aber gar schön, und der Mutter so lieb, wie ihr eigenes Leben.

     
    Da kam die Fee Selma zu der Mutter, und tröstete sie, und sprach: »Seyd unbesorgt um das Leben Eures Kindes, es wird nicht sterben. Wenn ich wiederkomme, werde ich Euch über sein Schicksal noch nähere Auskunft ertheilen.« Sie erkundigte sich dann genau nach dem Tage und der Stunde, in welcher das Knäbchen geboren sey, und entfernte sich.

     
    Schon am andern Morgen war die Fee wieder da, und erzählte der Mutter, daß das Kind bestimmt sey, lange zu leben, und glücklicher zu seyn, als seine beiden älteren Brüder. »Doch,« setzte sie hinzu, »es wird klein bleiben, wie es ist, bis zum Ende seines achtzehnten Jahres; mit dem ersten Tage des neunzehnten wird es aber anfangen zu wachsen, und ehe das Jahr zu Ende ist, so groß werden, als jeder andere Mann, und was aus seinen Händen hervorgegangen ist, wird eben so wachsen, wie er.«

     
    Die Mutter dankte der guten Fee für die schönen Hoffnungen, die sie ihr wegen ihres Söhnchens gemacht hatte, und bat sie zugleich, eine Pathenstelle bei ihm anzunehmen, und für das Kind zu sorgen und es zu beschützen.

     
    Als nun das Kind getauft werden sollte, erschien die Fee, prächtig angekleidet und geschmückt, und beschenkte, nach der Taufe, ihr liebes Pathchen mit einer himmelblauen, zugebundenen und versiegelten Schachtel, verbot aber zugleich, daß jemand diese Schachtel öffnen, und dem Knaben vor seinem achtzehnten Jahre sagen sollte, daß sie von ihr wäre; was sie enthalte, werde sich schon zu seiner Zeit finden.

     
    Die Mutter nahm die Schachtel, und da sie überzeugt war, daß dieselbe nichts als Gutes enthalten könne, dankte sie der Fee dafür, und versprach, solche sorgfältig zu verwahren. Dann legte sie ihr Söhnchen, das den Namen Bubu erhalten hatte, in ihren Pelzschuh, weil es recht warm gehalten werden mußte.

     
    Der kleine Bubu machte seiner Mutter von Tage zu Tage immer mehr Freude. Er war gar zu possierlich, und gedieh recht kräftig. Nach dem fünften Monat konnte er schon aufrecht sitzen, mit dem zehnten lief er allein davon, und im zweiten Jahre schwatzte er die Mutter fast taub. Man kann eben nicht sagen, daß er stark schrie, denn er hatte eine schwache, feine Stimme: er war aber außerordentlich redselig, und sprang immer auf dem Tische herum, wenn er mit der Mutter ein Gespräch führte.

     
    Auch seinen Brüdern machte er anfangs vielen Spaß, und es kam ihnen gar komisch vor, wenn er über

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