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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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so gefallen, daß er sie wohl hätte heirathen mögen. Als er nun unsere Besenbinders-Tochter sah, gewann er sie sehr lieb, und erwählte sie sich zu seiner Gemahlinn.

     
    Da waren sie alle Drei verheirathet, und lebten in großem Glücke und Ansehen. »Ja,« sagte nachher oftmals der zweite Bruder, »ja, wenn man einen solchen Glücksvogel besitzt, so kann auch aus Besenbinders Kindern etwas Großes werden, ohne daß man großen Verstand dazu nöthig hat.«

     

     
17. Fingerhütchen.

     

     
    Es war einmal ein armer Mann, der hatte einen großen Höcker auf dem Rücken, und es sah gerade aus, als wäre sein Leib heraufgeschoben, und auf seine Schultern gelegt worden. Von der Wucht war ihm der Kopf so tief herabgedrückt, daß, wenn er saß, sein Kinn sich auf seine Knie zu stützen pflegte. Die Leute in der Gegend, wo er lebte, hatten Scheu, ihm an einem einsamen Orte zu begegnen, und doch war das arme Männchen so harmlos und friedliebend, wie ein neugebornes Kind. Aber seine Ungestaltheit war so groß, daß er kaum wie ein menschliches Geschöpf aussah. Doch besaß er große Geschicklichkeit, Hüte und Körbe aus Stroh und Binsen zu flechten, auf welche Weise er sich auch sein Brot erwarb.

     
    Fingerhütchen war sein Spottname, weil er alle Zeit auf seinem kleinen Hut einen Zweig von dem rothen Fingerhut, oder dem Elsenkäppchen, trug. Für seine geflochtenen Arbeiten erhielt er einen Groschen mehr als Andere, und aus Neid darüber hatten einige boshafte Leute seltsame Geschichten von ihm verbreitet.

     
    Nun trug es sich zu, daß Fingerhütchen eines Abends, als er aus der entfernt gelegenen Stadt nach Hause zurückkehrte, wegen seines lästigen Höckers auf dem Rücken, nicht weiter fort konnte, und sich müde und ermattet unter einen Riesenhügel (Hünengrab) niedersetzte, um ein wenig auszuruhen.

     
    Als er so da saß, und ganz betrübt den Mond ansah, der eben silberrein aufstieg, drang auf einmal eine fremdartige, unterirdische Musik zu den Ohren des armen Fingerhütchens. Er lauschte, und ihm däuchte, daß er niemals so etwas Entzückendes gehört habe. Es war wie der Klang vieler Stimmen, deren jede zu der andern sich fügte, und wunderbar einmischte, so daß es nur eine einzige zu seyn schien, während doch jede einen besondern Ton hielt. Die Worte des Gesanges waren diese: Da Luan, Da Mort, Da Luan, Da Mort, Da Luan, Da Mort. Darnach kam eine kleine Pause, worauf die Musik von vorne wieder anfing.

     
    Fingerhütchen horchte aufmerksam, und getraute kaum Athem zu schöpfen, damit ihm nicht der geringste Ton verloren ginge. Er merkte nun deutlich, daß der Gesang aus dem Hügel kam, und obgleich er anfangs sehr darüber erfreut war, so ward er es endlich doch müde, denselben Rundgesang in einem fort, ohne Abwechselung, anzuhören. Als abermals Da Luan, Da Mort drei Mal gesungen war, benutzte er die kleine Pause, nahm die Melodie auf, und führte sie weiter fort, mit den Worten: augus Da Cadine! dann fiel er mit den Stimmen in dem Hügel ein, sang Da Luan, Da Mort, endigte aber bei der Pause mit seinem augus Da Cadine.

     
    Die Kleinen in dem Hügel, als sie den Zusatz zu ihrem Geistergesang vernahmen, ergötzten sich außerordentlich daran, und beschlossen sogleich, das Menschenkind hinunter zu holen, dessen musikalische Geschicklichkeit die ihrige so weit übertraf, und Fingerhütchen ward mit der kreisenden Schnelligkeit des Wirbelwindes zu ihnen getragen.

     
    Das war eine Pracht, die ihm in die Augen leuchtete, als er in den Hügel hinabkam, rund umher schwebend, leicht wie ein Strohhälmchen! und die lieblichste Musik hielt ordentlich Tact bei seiner Fahrt. Die größte Ehre wurde ihm aber erzeigt, als sie ihn über alle die Spielleute setzten. Er hatte Diener, die ihm aufwarten mußten, Alles, was sein Herz begehrte, wurde erfüllt, und er sah, wie gern ihn die Kleinen hatten; kurz, er wurde nicht anders behandelt, als wenn er der erste Mann im Lande wäre.

     
    Darauf bemerkte Fingerhütchen, daß sie die Köpfe zusammensteckten, und heimlich mit einander rathschlagten, und so sehr ihm auch ihre Artigkeit gefiel, so fing er doch an, sich zu fürchten. Da trat einer der Kleinen zu ihm hervor, und sagte:

     
      »Fingerhut, Fingerhut,

      Faß dir frischen Muth!

      Lustig und munter,

      Dein Höcker fällt herunter,

      Siehst ihn liegen, dir geht's gut,

      Fingerhut, Fingerhut!«

     
    Kaum waren die Worte zu Ende, so fühlte sich das Fingerhütchen so leicht, so selig,

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