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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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»wir haben ihn nicht ermordet, er ist uns entlaufen, und wir wissen nicht, wohin er gekommen ist.«

     
    »Und warum ist er euch entlaufen, und warum habt ihr ihn nicht aufgesucht? sprecht, warum nicht?«

     
    Da wußten sie vor Angst nicht, was sie antworten sollten, und meinten, es hätte ihm nicht länger bei ihnen gefallen.

     
    »Ich weiß Alles!« sagte Bubu. »Er entlief euch, weil er durch eure unbrüderliche Härte dazu gezwungen ward, und daher habt ihr euch seines Todes schuldig gemacht.«

     
    Jetzt konnten sie nicht weiter leugnen, und gestanden ihr Unrecht ein, und flehten nochmals um Gnade.

     
    »Nun hört,« sagte der König; »ich will Gnade vor Recht ergehen lassen. Ich bin euer Bruder Bubu. Ihr habt immer schlecht an mir gehandelt, doch hat der Himmel Alles zu meinem Besten gewendet. In der blauen Schachtel, die ihr mit Gewalt öffnen wolltet, stak meine Stadt, mein Volk und mein ganzes Königreich; in einem einzigen Jahre bin ich zu meiner jetzigen Größe herangewachsen. Ich stehe vor euch als König, und ihr vor mir als verurtheilte Landstreicher und Diebe. Wäret ihr als arme, ehrliche Leute zu mir gekommen, so würde ich euch nicht nur Alles, was ihr an mir Böses verübt habt, gern verzeihen, sondern euch auch dem ganzen Hofe als meine Brüder vorstellen, und euch zu hohen Würden erheben; so aber muß ich mich eurer schämen, und kann euch keine andere Gnade erweisen, als euch eure Freiheit zu schenken. Damit ihr aber nicht mehr nöthig habt zu stehlen, will ich euch Jedem funfzig tausend Thaler mitgeben, jedoch müßt ihr sogleich mein Königreich verlassen, und niemand sagen, daß ich euer Bruder bin.«

     
    Die beiden Brüder konnten sich nicht genug verwundern über Bubu's Größe und seine gute Gesinnung. Sie fühlten wohl, daß er mehr an ihnen that, als sie verdient hatten. Hätte er ein böses Herz gehabt, so hätte er sie Beide können hinrichten lassen; er vergalt ihnen aber Böses mit Gutem. Da gingen sie in sich, und bereueten ihre Fehler, und baten ihn um Vergebung für Alles, was sie unrecht an ihm gethan hätten. Bubu söhnte sich wieder mit ihnen aus, und bot ihnen brüderlich die Hand, und sagte: »Ich habe Alles vergeben, nur bessert euch, und führt euch brav und rechtschaffen auf, und ihr werdet immer einen guten Bruder an mir finden.« Darauf entließ er sie mit reichen Geschenken.

     
    Bald, nachdem dies vorgefallen war, erhielt der König Bubu einen Besuch von seiner Pathe, der Fee Selma, welcher er sein ganzes Königreich zu verdanken hatte. Sie kam in der Nacht, mitten durch die Luft, auf einem leichten und prächtigen, mit vier fliegenden Löwen bespannten Wagen gefahren. Vor ihr her, über ihr und hinter ihr, flogen große leuchtende Kugeln, die wie Sonnen die ganze Stadt erleuchteten. Als sie sich auf dem Schloßplatz niederließ und ausstieg, konnte man nicht genug die Pracht ihres Gewandes und die Juwelen bewundern, die auf ihrem Kopfputz, an ihrem Halse, an ihrer Brust und an ihren Armen und Fingern blitzten. Der König eilte ihr entgegen, und führte sie mit einer andern jungen und schönen Dame, die sie bei sich hatte, die Schloßtreppe hinauf. Nach einigen Tagen heirathete Bubu die schöne fremde Dame, da sie sich Beide sehr lieb gewonnen hatten, und sie feierten ihre Vermählung mit großer königlicher Pracht.

     
    So war nun Bubu nicht nur ein glücklicher König, sondern auch ein glücklicher Ehegemahl, und all dies Glück hatte er seiner gütigen Beschützerin, der Fee Selma, seiner guten Gesinnung und seiner braven Aufführung zu verdanken.

     

     
19. Das singende Rohr.

     

     
    ◉ Das Singende Rohr.

     

     
    Es lebte einmal ein König, in dessen Reiche war ein großer Wald, worin sich ein ungeheures wildes Schwein aufhielt, welches das ganze Land verheerte, und Kinder und Erwachsene tödtete. Keiner war seines Lebens vor ihm sicher, und weder Jäger noch Hund wollte mehr darauf losgehen: denn Alle, die es gewagt hatten, denen hatte das Schwein mit seinen Hauzähnen den Leib aufgerissen, so daß sie unter den größten Schmerzen ihren Geist aufgeben mußten. Sogar des Königs einziger Sohn, der ein sehr tapferer Prinz war, und den Eber mit seinem Spieße verfolgt hatte, war von demselben zerrissen worden, so daß ihm nur noch eine einzige Tochter übrig blieb, welche sehr schön war, und einmal das Reich nach ihres Vaters Tode erben sollte.

     
    Darum ließ der König ausrufen: Wer das wilde Schwein erschlüge, und es todt vor des

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