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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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Königs Füße legte, der sollte seine Tochter zur Gemahlinn haben.

     
    Als dies bekannt wurde, da kamen viele Fürsten und Grafen, und andere vornehme Herren von fern und nah, und versuchten es mit dem wilden Schweine, aber sie mußten das Wagestück mit dem Leben bezahlen.

     
    Nun lebten aber auch zwei Brüder in dem Lande, von denen war der älteste Herr eines Guts, das er von dem Vater ererbt hatte. Niemand mochte ihn leiden, denn er war übermüthig und ein stolzer Prahler. Sein jüngerer Bruder diente bei ihm als Schäfer, und mußte die Heerden auf dem Felde hüten. Alle aber, die ihn sahen, hatten ihn lieb, denn er war sanft und freundlich und von schönem Ansehen.

     
    Einmal schickte diesen sein Bruder in die Stadt; da hörte er ausrufen, daß der König demjenigen seine Tochter geben wollte, der den Eber erschlüge.

     
    Als er das hörte, so hatte er keine Ruhe und Rast mehr in seinem Herzen, sondern ging auf das Schloß, und ließ sich bei dem Könige melden, daß er es unternehmen wollte.

     
    Das war dem Könige sehr gelegen, und er ließ ihn vor sich kommen. Als er aber des Jünglings große Jugend und Schönheit sah, jammerte ihn seiner, und er suchte es ihm auszureden. Doch da des Königs Tochter da saß, welche schöner war als der Tag, und ihn mit ihren himmelblauen Augen so freundlich anblickte, so ließ er sich nicht abbringen von seinem Vorhaben, sondern ritt zurück auf das Gut, und sagte zu seinem Bruder, daß er morgen früh mit dem Tage in den Wald gehen, und den Eber aufsuchen wollte. Da lachte ihn der Bruder aus, und fragte, ob er denn dächte, daß das wilde Schwein ein Lamm wäre, das sich mit dem Hirtenstabe lenken ließe? Aber der jüngere Bruder ließ sich nicht irre machen, sondern meinte, er wolle sein Glück versuchen, vielleicht daß es ihm mit dem Eber gelänge. »Nun gut!« sagte darauf der ältere Bruder, der ihm das Glück nicht gönnte, daß er den Eber erschlagen, und dann des Königs Tochter heirathen möchte; »nun gut, so ziehe hin, ich will dich begleiten, und die Gefahr mit dir theilen.« Denn er gedachte in seinem Herzen: Wenn Noth am Mann ist, so bist du zu Pferde, und dein Gaul kann dich bald aus der Gefahr tragen; der Bruder mag dann zusehen, wie er davon kommt.

     
    Also zogen sie am folgenden Morgen hinaus in den Wald, der Eine zu Fuß, der Andere zu Pferde. Als sie aber in das Holz kamen, da ging dem älteren Bruder, welcher zu Pferde saß, die Reise zu langsam. Darum sprach er: »Ich will voran reiten, folge du mir nur nach; wenn ich das Schwein sehe, will ich in das Horn stoßen, und dir ein Zeichen geben.« Und damit sprengte er davon, so daß ihn sein Bruder bald aus dem Gesichte verlor.

     
    Dieser aber ging, den Wurfspieß in der Hand, getrost vorwärts: denn er vertrauete auf die Behendigkeit und Geschicklichkeit seiner Glieder. Mit einem Male sah er im Wege auf der Erde ein altes, buckligtes Mütterchen liegen, kaum eine Elle hoch; das hatte Holz aus dem Walde geholt, und war von seinem Bruder umgeritten worden, und konnte nun vor der Last, die auf dem Rücken gebunden war, nicht wieder aufkommen. Da bat ihn das Mütterchen, daß er ihr aufhelfen möchte. Weil er nun sehr mitleidig war, so reichte er ihr die Hände, und hob sie in die Höhe, und da er sie bluten sah, so nahm er sein Tuch aus der Tasche, und verband ihre Wunden. Hierauf langte er seine Flasche vor, und gab ihr einen Schluck Wein zu trinken, daß sie sich stärkte.

     
    Da fragte ihn das kleine Mütterchen, warum er denn eigentlich in den Wald gekommen wäre, und wozu er den Wurfspieß in der Hand führte?

     
    Als sie nun von ihm hörte, daß er gekommen wäre, das wilde Schwein zu erlegen, sprach sie: »Aus eigener Kraft wirst du es nicht vollbringen, aber komm mit mir hinter den Berg, so soll es dir leicht werden.« Da folgte er ihr nach hinter den Berg in eine Höhle, wo es hinabging, wie in einen Keller; und als sie daselbst angekommen waren, so merkte er wohl, daß die Frau eine Unterirdische war, vom Geschlecht der Zwerge: denn es standen viele kleine Erdmännerchen am Feuer, und schmiedeten Eisen. Sie hatten eben eine Lanzenspitze gemacht, die nahm die Frau, und steckte sie ihm an den Spieß, und sprach: »Wonach du hiermit werfen wirst, das wirst du treffen und tödten. Gehe nun, und verrichte dein Werk! Ohne mich wärst du verloren gewesen, wie die Andern.«

     
    Der schöne Jüngling nahm dankend das Geschenk aus der Hand der Zwerginn, verließ die Höhle, und ging

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