Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
Vom Netzwerk:
wissen.
    »Etwas zu tun!«, antwortete Kim heftig.
    »Und was?«, fragte Themistokles.
    Kim blieb ihm die Antwort darauf schuldig, schon weil er sie nicht wusste, und Themistokles seufzte tief – und auf eine sehr seltsame Art. »Ich verstehe dich, junges Menschenkind. Doch im Moment gibt es nichts, was wir tun können.«
    »Hast du uns deshalb hierherbestellt, nur um uns das zu sagen?«, fragte Kim ärgerlich.
    »Es gibt in der Tat Neuigkeiten«, antwortete der Zauberer. »Die Späher haben berichtet, dass Flöße den Fluss heraufkommen.«
    »Flöße?« Kelhim hob mit einem Ruck den Kopf.
    »Aus Caivallon?«, fügte Gorg aufgeregt hinzu.
    »Das vermute ich«, sagte Themistokles.
    »Vielleicht bringen sie die Nachricht vom Sieg der Steppenreiter!«, vermutete Gorg aufgeregt.
    »Dazu sind es zu viele«, antwortete Themistokles. »Doch wer weiß? Vielleicht hat sich Priwinn ja doch noch besonnen und kommt mit seinen Kriegern, um die Verteidigung Gorywynns zu verstärken.«
    »Priwinn? Dieser hitzköpfige Raufbold?«, knurrte Kelhim.
    »Unterschätzt den Prinzen der Steppenreiter nicht«, sagte Themistokles. »Er ist ein tapferer junger Mann, wenn auch manchmal ein wenig ungestüm.« Warum sah er Kim eigentlich dabei an? »Doch ich kenne ihn. Am Ende wird er das Richtige tun, dessen bin ich mir sicher.«
    »Warum gehen wir dann nicht zum Fluss und warten dort auf sie?«, schlug Gorg vor und stand unverzüglich auf, um seine Worte sogleich in die Tat umzusetzen. Doch Themistokles hielt ihn mit einem raschen Kopfschütteln zurück.
    »Es wird noch Stunden dauern, bis die Flöße hier sind. Sicher bis tief in die Nacht. Bis dahin solltet ihr Kelhims Beispiel folgen und euch ausruhen, denn es mag sein, dass wir alle unsere Kräftedringend brauchen, sobald die Steppenreiter hier sind.«
    Kelhims Beispiel? Kim sah auf den Bären hinab und stellte einigermaßen fassungslos fest, dass er tatsächlich eingeschlafen war und leise schnarchte. Aber sein Grinsen erstarb, als er Gorgs nächste Worte hörte.
    »Falls Boraas und seine schwarzen Reiter ihnen folgen, meint Ihr?«
    »Das ist nicht gesagt«, antwortete Themistokles. Kim meinte regelrecht sehen zu können, wie er sich zu einem aufmunternden Lächeln zwang. »Ich werde unten am Fluss auf ihre Ankunft warten, und ich gebe euch sofort Bescheid, wenn ich etwas höre.«
    Und damit ließ er sie wieder allein.
    Kim starrte ihm mit offenem Mund (und ein bisschen fassungslos) hinterher. »Aber –?«
    »Ja, das ist typisch Themistokles«, sagte Gorg kopfschüttelnd, ließ sich zurücksinken und verschränkte die Hände als Kissenersatz hinter dem Kopf. »Aber im Grunde hat er recht. Wir können nichts tun. Versuch einfach, ein bisschen zu schlafen. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, brummelte Kelhim, schmatzte laut und rollte sich noch enger zusammen, um weiterzuschnarchen.
    Jetzt starrte Kim die beiden abwechselnd und reichlich erstaunt an. »Prima«, nörgelte er. »Ich hoffe, ihr schlaft gut! Und träumt schön von den wunderschönen schwarzen Mauern Morgons und den herrlichen grauen Landschaften des Schattenreichs. Wirklich ganz toll!«
    Er bekam keine Antwort und konnte es auch gar nicht, denn seine beiden neuen Freunde schnarchten bereits um die Wette.
    Nach einer Weile gab er es auf, die beiden wach starren zu wollen, und verpasste dem unscheinbaren Stuhl, auf dem er gerade gesessen hatte, einen frustrierten Tritt, der ihn glatt umwarf. Als nicht einmal das Kelhims und Gorgs Schnarchwettbewerb zu unterbrechen vermochte, trat er schließlich ans Fenster.
    Frustriert folgte sein Blick dem silbernen Band des Flusses, der sich durch die Wälder schlängelte, und für einen Moment war ihm, als könne er die Flotte aus Schiffen und Flößen sehen, von der Themistokles gesprochen hatte. Aber nur füreinen Moment. Es war wohl so, wie Themistokles es gesagt hatte: Es würde noch lange dauern, bis Prinz Priwinn und seine Steppenreiter eintrafen.
    Bestimmt eine Stunde – vielleicht sogar länger – stand Kim so da und sah aus dem Fenster, ehe er die Sinnlosigkeit seines Tuns schließlich einsah. Es begann zu dämmern. Draußen wurden die Schatten länger, und bald stieg der riesige silberfarbene Mond, der diesem Land seinen Namen gab, über den Horizont. Das monotone Schnarchen der beiden anderen begann, einschläfernd zu wirken, und schließlich gab er seinen einsamen Posten am Fenster auf, setzte sich auf den Boden und lehnte den Kopf gegen die gläserne Wand. Nicht, um zu schlafen –

Weitere Kostenlose Bücher