Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Priwinn eingeschnappt. »Was fällt dir ein? Im Sommer in zwei Jahren werde ich fünfzehn! Und außerdem bin ich der Anführer der Steppenreiter.«
Der Bär deutete eine spöttische Verbeugung an, knurrte aber gleichzeitig: »Ja, aber nur, weil sein Vater schon zu alt und zu schwach ist.«
Im Sommer in zwei Jahren? Kim rechnete rasch im Kopf nach und kam zu dem Ergebnis, dass der Bursche keinen Tag älter war als er. Er war beeindruckt. Und ein bisschen neidisch.
»Das habe ich auch gehört«, sagte Priwinn und wandte sich mit ärgerlich blitzenden Augen an den Zauberer. »Du solltest deinen Freunden mal ein bisschen Respekt beibringen, Themistokles. Sonst fliegen sie hier nämlich schneller wieder raus, als sie …«
»Gemach, mein Prinz, gemach.« Themistokles hob besänftigend die Hand und bedeutete Kim zugleich, an seine Seite zu treten. »Wir haben wirklich Wichtigeres zu besprechen, fürchte ich. Kelhim meint es nicht so. Nicht wahr, Kelhim?«
Der Bär brummelte nur eine Antwort, die vorsichtshalber niemand verstand. Priwinn machte zwei Schritte in Kims Richtung und maß ihn mit einem langen und nicht gerade freundlichen Blick.
»Und was ist das?«, fragte er.
Was?, dachte Kim. Hatte dieser aufgeblasene Aristokraten-Bengel gerade was gesagt? Er setzte zu einer scharfen Antwort an, doch Themistokles kam ihm zuvor. »Das ist Kim, Prinz. Ein Menschenkind.«
»Das sehe ich«, antwortete Priwinn. »Aber warum trägt er die Rüstung eines schwarzen Reiters?«
»Er ist … einigen von ihnen begegnet«, sagte Themistokles unbehaglich. »Einigen mehreren. Der Vorhut einer ganzen Armee, um genau zu sein!«
»Themistokles hat gesagt, es seien Tausende«, sagte Kim. »Ach was! Abertausende!«
»Warum nicht gleich ein paar Millionen?«, spöttelte Priwinn. »Und diesen Unsinn soll ich glauben? Die meisten überleben ja noch nicht mal die Begegnung mit einem Einzigen, und dieses Menschenkind will gleich einer ganzen Armee entkommen sein? Der Knirps ist doch nur ein Angeber!«
»Ich geb dir gleich Angeber!«, fauchte Kim.
Priwinn griente so breit, dass Kim sich wirklich zusammenreißen musste, um seinen schwarzen Panzerhandschuh nicht dazu zu benutzen, die Stabilität dieser strahlend weißen Zähne auszutesten. Dann drehte sich der junge Prinz auf dem Absatz herum und ließ Kim stehen. Wenig später kam er mit zwei Schwertern in den Händen zurück. Eines davon warf er Kim zu, der es ungelenk auffing.
»Na, dann mal los, Menschenkind!«, schnaubte er. »Zeig, was du draufhast!«
Bevor Kim überhaupt richtig begriff, was er meinte, prallten ihre Klingen auch schon aufeinander – genau einmal, dann flog Kims Schwert in hohem Bogen davon und klirrte zu Boden, und Kim starrte verdutzt seine leere Hand an.
»Ja, so hab ich mir das gedacht«, sagte Priwinn verächtlich. Er legte sein Schwert weg. »Wie alt bist du überhaupt, du Knirps?«
Knirps? »Ich bin zwölf!«, fauchte er. »Und …«
»Zwölf?«, unterbrach ihn Priwinn mit gespieltem Erstaunen. »Dann wachsen Menschenkinder wohl langsamer als richtige?«
»He!«, protestierte Kim.
Gorg kicherte.
»Wenn ich richtig rechne, dann seid Ihr auch nicht älter, Prinzelchen«, knurrte Kelhim.
»Du schon wieder!«, fauchte Priwinn. »Hab ich dir nicht gesagt, dass …?«
»Bitte!«, unterbrach ihn Themistokles. Er klang ein bisschen verzweifelt. »Prinz Priwinn, Kim hat recht. Er ist vielleichtkein so guter Schwertkämpfer wie Ihr, doch was er sagt, ist wahr! Boraas hat eine ganze Armee seiner schwarzen Reiter mobilisiert. Wie ich gehört habe, haben sie die Schattenberge bereits überwunden und fallen nun in Märchenmond ein!«
Priwinn sah ganz so aus, als läge ihm eine weitere patzige Antwort auf der Zunge, aber dann wurde er doch ernst.
»Ich weiß«, sagte er. »Vereinzelte schwarze Reiter sind schon in unserer Gegend aufgetaucht. Sie liefern sich immer erbittertere Gefechte mit meinen Männern. Aber gegen uns haben sie keine Chance.«
»Es wird nicht bei vereinzelten Gefechten bleiben«, entgegnete Kim ernst. »Wenn Boraas’ gesamte Armee heranrollt, habt ihr keine Chance!«
»Ha!« Priwinn lachte, versetzte seinem Boxsack einen weiteren Hieb, der hart genug war, um eine der Nähte aufplatzen zu lassen, sodass staubfeiner Sand herausrieselte, und verzog abfällig die Lippen. »Was glaubst du eigentlich, wer du bist, Menschenkind? Caivallon ist eine stolze Festung, die gebaut wurde, um eben einersolchen Armee standhalten zu können. Niemand hat sie
Weitere Kostenlose Bücher