Maerchenmond - Das Buch zum Musical
Themistokles wird die schwarzen Reiter wahrscheinlich mit Blümchen bewerfen und hoffen, dass sie eine Allergie bekommen!«, fauchte Kim. Er versetzte dem Stuhl einen Tritt, der ihn um ein Haar schon wieder umgeworfen hätte.
»Der Thron von Märchenmond?«, fragte er böse. »Wozu ist ein Thron gut, wenn niemand dafür kämpft?«
»Themistokles scheint das anders zu sehen«, sagte Priwinn.
»Dann irrt er sich!«, antwortete Kim heftig. »Es lohnt sich, um diesen Thron zu kämpfen! Es ist egal, ob es nur ein alter Stuhl ist oder er aus purem Gold besteht! Es ist die Idee, für die er steht!«
»Wie?«, murmelte Priwinn. Aber Kim spürte genau, dass er nur so tat, als verstände er nicht. In Wahrheit wusste der Prinz sehr genau, was Kim meinte. Was war das? So eine Art … Test?
»Dieser Thron steht für alles, was Märchenmond ist«, sagte Kim. »Freiheit und ein Leben ohne Angst. Und dafür lohnt essich zu kämpfen, ganz egal, was es kostet!«
Priwinn sah ihn an. Lange. »Das meinst du ernst?«, fragte er dann. »Ganz egal, was es dich kostet?«
Kim nickte. »Warum?«
»Einen Weg gibt es noch«, antwortete Priwinn. »Vielleicht.«
»Und welchen?«, flüsterte Kim.
»Es ist nur … ein Märchen«, antwortete Priwinn nach einem spürbaren Zögern. »Nicht mehr als eine alte Legende.«
Aber das passte doch, oder? »Und was sagt diese alte Legende?«, wollte Kim wissen.
»Der Regenbogenkönig …«, begann Priwinn, und als er fortfuhr, da war es eher, als rezitiere er ein uraltes Gedicht oder ein Lied. Wahrscheinlich war es tatsächlich so.
»Ganz am Ende unserer Welt lebt ein Mann, der hat große Macht, und er wird der Regenbogenkönig genannt. Ohne ihn ist der Kampf gegen Boraas einfach nur verrückt. Aber der Weg zum Regenbogenkönig ist riskant. Niemand kam je von dort zurück.«
»Und du glaubst, ausgerechnet ichkönnte es schaffen?«, fragte Kim. »Warum?«
»Immerhin bist du aus der Feste Morgon entkommen und du hast die Schattenberge überquert. Das ist vor dir noch keinem gelungen.« Priwinn zuckte die Achseln. »Und irgendeinen Grund muss es doch schließlich geben, aus dem Themistokles dich hergerufen hat.«
»Worauf warten wir dann noch?«, fragte Kim.
»Themistokles wird das niemals erlauben«, sagte Priwinn.
»Er muss es ja nicht erfahren«, antwortete Kim.
Priwinn sah sehr zweifelnd aus, aber hinter ihm sagte eine tiefe Stimme: »Aber, aber! Das wird der alte Schlapphut aber gar nicht gerne hören!«
Erschrocken drehte sich Kim um und musste feststellen, dass Kelhim und Gorg vielleicht doch nicht so tief geschlafen hatten, wie ihr lautstarkes Schnarchen glauben machen wollte. Der Bär hatte das linke Auge geöffnet und der Riese das rechte, und beide sahen ihn amüsiert an.
»Nicht ganz so schnell, ihr jungen Hüpfer«, sagte Kelhim gähnend.
»Wolltet ihr etwa ohne uns gehen?«, fragte Gorg und gähnte ebenfalls mit offenem Mund.
»Habt ihr etwa …«, stotterte Kim. »Aber … aber ich dachte …«
»Du denkst zu viel, Menschenkind«, sagte Kelhim, während er sich umständlich aufrichtete.
»Genau«, stimmte ihm Gorg zu. »Also, was ist jetzt? Habt ihr uns nur zum Spaß geweckt oder gehen wir?«
Tag um Tag waren sie unterwegs. Sie durchquerten dichte Wälder und endlose Prärien, deren Gras meergrünen Wellen gleich vor ihnen im Wind wogte. Sie mussten himmelhohe Berge überwinden und Flüsse breit wie ein kleines Meer überqueren, waren bei freundlichen Menschen und mürrischen Fabelwesen untergekommen und hatten Nächte unter einem sternenklaren Himmel verbracht, dessen Anblick allein Kim schon fast für die Anstrengungen der Reise entschädigte. Priwinn und er waren in dieser Zeit zu guten Freunden geworden. Trotz aller Mühen und Entbehrungen, die diese Reise ihnen abverlangte, hätte es ein großes Abenteuer sein können – wären da nicht die schwarzen Reiter gewesen.
Boraas’ Häscher folgten ihnen unerbittlich. Mal waren sie nur als schwarze Punkte am Horizont zu sehen, mal waren sie nahe genug, dass man meinen konnte, das Echo eiserner Hufschläge zu hören. Dann ließen sie sich wieder nur als Staubwolke weit hinter dem Horizont erahnen, und mindestens einmal schienen sie sie sogar überholt zu haben. Denn die vier kamen an einem kleinen Hof vorbei, dessen Bewohner geflohen waren und wo nun das Korn auf den Feldern verdorrte und die Tiere krank waren und dahinsiechten.
Aber vielleicht war es gerade der Anblick dieses kleinen Fleckchens verseuchter Erde, der ihnen
Weitere Kostenlose Bücher