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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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selbstverständlich nicht –, sondern nur, um ein wenig auszuruhen und fit zu sein, wenn Themistokles mit Neuigkeiten zurückkam.
    Irgendwie musste er trotzdem eingedöst sein, denn mit einem Male war es dunkel, und er hörte nicht nur ein Poltern, sondern meinte auch, eine schattenhafte Gestalt zu sehen, die durch den Raum schlich. Augenblicklich war erwach, sprang auf die Füße und griff an seine Hüfte … an der natürlich nur eine leere Schwertscheide hing.
    »Keine Angst«, sagte eine Stimme, die ihm vage bekannt vorkam. »Ich bin es nur.«
    Kim zog fast verlegen die Hand wieder zurück, strengte die Augen an und sog dann überrascht die Luft zwischen den Zähnen ein. Der nächtliche Eindringling war in den schmalen Streifen aus silberfarbenem Mondlicht getreten, der durch das Fenster hereinfiel, und Kim konnte ihn erst jetzt erkennen. Es war Prinz Priwinn.
    Aber wie hatte er sich verändert!
    Er trug die gleiche lederne Rüstung, die Kim und die anderen schon bei seinem Diener gesehen hatten, nur dass sie in Fetzen hing und kaum noch als solche zu erkennen war. Sein Gesicht war mit Schrammen und halb verheilten Kratzern übersät und sein Haar unordentlich und mit eingetrocknetem Blut verklebt.
    »Was ist passiert?«, fragte Kim erschrocken.
    »Das, was du vorausgesagt hast, Kim«, antwortete Priwinn bitter. »Du hattestrecht. Wir haben versucht, sie aufzuhalten.«
    »Die schwarzen Reiter?«, fragte Kim.
    »Meine Männer haben tapfer gekämpft«, sagte Priwinn. »Sie haben mehr getan, als irgendwer von ihnen erwarten konnte. Nie habe ich größeren Heldenmut erlebt! Aber sie hatten keine Chance.«
    »Caivallon … ist gefallen?«, fragte Kim entsetzt.
    »Boraas’ Armee hat uns einfach überrannt«, bestätigte Priwinn bekümmert. »Mein Vater und viele unserer Krieger wurden gefangen genommen und der Rest in alle Winde zerstreut. Komm her.«
    Kim trat gehorsam neben ihn ans Fenster, und sein Blick folgte dem ausgestreckten Arm des jungen Steppenprinzen. Draußen herrschte tiefste Nacht, doch an den gläsernen Mauern Gorywynns spiegelten sich Dutzende von Lichtern. Sie brannten auf ebenso vielen Booten und großen Flößen, die am Flussufer ankerten. Kim erkannte zahllose dunkle Gestalten, die von Bord und durch die großen Tore Gorywynns strömten.
    »Aber das sind …«, begann er, und Priwinn unterbrach ihn in einem Ton, derKim einen eisigen Schauer über den Rücken jagte:
    »… alle, die vom stolzen Volk der Steppenreiter übrig sind, Menschenkind. Vielleicht einer von zehn. Alle anderen sind verloren. Ich hätte auf dich hören sollen. So viel Unglück hätten wir uns ersparen können.«
    »Wir müssen zu Themistokles«, sagte Kim. »Sofort!«
    »Und?«, fragte Priwinn traurig. »Was sollte er schon tun?«
    »Er ist ein mächtiger Zauberer!«
    »Ein mächtiger Zauberer?« Priwinn machte ein Geräusch, das Kim nicht richtig deuten konnte. »Du hast keine Ahnung, wie?«
    »Wovon?«, fragte Kim beunruhigt.
    »Du hast recht«, sagte Priwinn. »Themistokles ist ein mächtiger Zauberer. Vielleicht der mächtigste überhaupt. Aber er ist ein weißer Zauberer. Seine Macht ist die des Guten. Selbst wenn er es wollte, wäre er machtlos gegen Boraas und seine schwarzen Reiter. Themistokles’ Macht ist die der Liebe und des Lebens, nicht Gewalt und Hass.«
    Kim sah ihn eine Weile ebenso erschrocken wie fassungslos an, aber je länger er es tat, desto mehr begriff er, dass Priwinn die Wahrheit sagte. Ein Gefühl von Trauer und Hoffnungslosigkeit überkam ihn, das ihm die Kehle zuschnürte.
    »Aber warum bin ich dann überhaupt hier?«, brachte er mühsam hervor.
    »Vielleicht hat Themistokles ja recht«, sagte Priwinn müde. Er versuchte zu lachen, aber es misslang kläglich. »Gibt es bei euch nicht ein Sprichwort, dass der Klügere nachgibt?«
    »Ja«, sagte Kim. »Und deshalb regieren auch die Dummen die Welt.«
    Priwinn sah ihn nur verständnislos an, hob schließlich die Schultern und ging zu dem umgestürzten Thron, um ihn aufzuheben.
    »Lass ihn liegen«, sagte Kim.
    Priwinn ignorierte ihn einfach, indem er den Stuhl mit einer fast ehrfürchtigen Bewegung aufrichtete, drehte sich dann wieder zu ihm um und fragte: »Weißt du überhaupt, was das ist?«
    »Ein alter Stuhl?«
    »Der Thron von Märchenmond«, antwortete Priwinn. »Das, wofür wir alle kämpfen.«
    »Du meinst, alle außer Themistokles?«
    »Jetzt tust du ihm unrecht, Kim«, sagte Priwinn. »Jeder kämpft eben auf seine Weise.«
    »Ja, und

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