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Märchenmord

Märchenmord

Titel: Märchenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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öffnete sich und Paulines Mutter steckte den Kopf zur Tür herein. Sie sah völlig aufgelöst auf. »Pauline, es ist wahr. Die Wohnung ist völlig ausgebrannt. Aber wie konnte das passieren? Warum hast du es mir nicht gesagt? Wie soll ich das Monsieur Mazirh erklären?« »Ich habe das Feuer nicht gelegt«, murmelte Pauline. »Ich werde die Stelle verlieren. Womöglich müssen wir den Schaden bezahlen.« »Lass uns in Ruhe. Wir müssen etwas Wichtiges besprechen.« »Aber wir brauchen das Geld.« »Ich finde etwas anderes.« »Aber…« »Maman , hier geht es um Leben oder Tod. Da ist es doch völlig egal, was mit dieser Wohnung ist.« Madame Reno verschwand. Und Gina begriff, dass Mutter und Tochter die Rollen vertauscht hatten. Das rothaarige Mädchen hatte ihre Mutter voll im Griff. Pauline schaute nun von Noah zu Gina. »Jetzt seid ihr an der Reihe. Was wisst ihr über Najah? Habt ihr sie gesehen?« Gina erzählte von dem Abend vor zwei Tagen. Wie Karim am Fenster gegenüber aufgetaucht war, wie er Najah angegriffen hatte und anschließend das Feuer ausgebrochen war. »Und du hast wirklich gesehen, wie er mit einem Messer auf sie losgegangen ist?« Pauline konnte es nicht glauben »Er hatte einen Dolch in der Hand. Sie stand vor ihm. Er…«Gina stockte und schloss die Augen. »Er hat sie genau in die Brust gestochen. Sie ist sofort umgefallen. Sie ist tot. Es tut mir leid.« Pauline wurde blass und brach in Tränen aus. »Es ist meine Schuld, oder? Ich…ich habe nicht genug aufgepasst. Es war falsch, sie in diese Wohnung zu bringen.«
    »Du wolltest ihr nur helfen«, erklärte Gina und legte tröstend einen Arm um Pauline. »Aber jetzt ist er hinter Gina her«, unterbrach Noah sie. »Sie ist die einzige Zeugin. Jetzt müssen wir ihr helfen.« Pauline beruhigte sich nur langsam. »Aber wie? Was können wir tun?« »Wir müssen zur Polizei«, seufzte Gina. Sie sah keinen anderen Weg. »Die Polizei? Die unternehmen doch nichts, wenn sie keine Leiche haben und niemand Najah vermisst gemeldet hat«, widersprach Noah. »Aber Pauline weiß doch auch, dass Najah existiert hat«, wandte Gina ein. »Sie kann es bezeugen, dass sie dort gewohnt hat. Jetzt müssen sie uns glauben.« »Gina hat recht«, nickte Pauline. »Polizisten sind zwar nicht unbedingt meine Freunde. Kaum sind meine Kumpels und ich irgendwo mit dem Skateboard unterwegs, tauchen sie auf, um uns zu verjagen. Wir sind für sie eine schlimmere Pest als die Tauben. Aber wie sollen wir sonst etwas gegen Karim unternehmen? Wir können doch nicht zulassen, dass er Gina verfolgt?« »Außerdem«, Gina griff nach dem Rucksack, zog das Bündel heraus und hob es triumphierend in die Luft, »habe ich noch einen Beweis.« Pauline riss ihr den blauen Stoff aus der Hand. »Das ist Najahs Schal.« »Wo hast du den her?«, fragte Noah. »Ich habe ihn in der Wohnung gefunden. Er lag unter einer Bodendiele im Flur.« Für einen Moment herrschte Schweigen im Raum. Dann begann Pauline vorsichtig den Schal aufzuschlagen. Ein Bündel mit Umschlägen kam zum Vorschein.
    »Die Briefe«, sagte Pauline schockiert. »Warum hast du mir die nicht gezeigt?«, fragte Noah und Gina spürte, wie enttäuscht er war. »Wir sind den ganzen Nachmittag Karim gefolgt. Ich hatte gar keine Zeit, dir die Briefe zu zeigen«, verteidigte sie sich. »Keine Zeit? Mann, wir haben mindestens eine halbe Stunde in der prallen Sonne gesessen. Vielleicht hätten die Briefe uns einen Hinweis geben können? Du hast kein Vertrauen zu mir, oder? Denkst, ich bin nur ein Schuhputzer. Einer, der aus der Wüste kommt. Einer, der gar nicht das Recht hat, hier zu sein. Im Gegensatz zu dir. Du bist ja in Paris geboren. Ich aber gehöre zu den Aussätzigen, den Papierlosen.« »Wieso sollte ich dir vertrauen? Wieso ausgerechnet dir, wenn ich nicht einmal mehr meinen Eltern vertraue? Nicht meiner Mutter, nicht meinem Vater, nicht einmal mir selbst. Alle erzählen mir ständig etwas über dieses beschissene Wort Vertrauen , aber keiner hält sich daran.« »Allah sagt…« »Allah, Allah! Bleib mir mit dem vom Leib. Hat sich dein Allah etwa um Najah gekümmert? Nein! Hat er sie beschützt?« »So funktioniert das nicht.« »Mir doch scheißegal, wie was funktioniert.« »Mann, regt euch ab«, unterbrach sie Pauline. »Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, und das ist in diesem Fall Karim.« »Du hast recht«, sagte Noah. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie wir ihn überführen können. Die Polizei

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