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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Leere in seinem ausdrucksvollen Gesicht spürte Aleytys das geschäftige Arbeiten seines scharfen Verstands.
    „Kräuter. Maranhedd?”
    „Nein.”
    „Doch…” Ein verschlagenes Zucken der mandelförmigen Augen unterstrich das Aufflammen von Gier, das Belustigung durch Aleytys’ Zwerchfell flattern ließ. „Drogen, die Konditionierungen brechen können … würden sie damit handeln?”
    „Gut.” Sie lächelte ihn an. „Du gibst uns einen weiteren Handelsvorteil.”
    „So?”
    „Willst du wirklich in diesem wandelnden Insekt bleiben?”
    Er antwortete nicht, aber sie fing das plötzliche Aufflammen seines Interesses auf.
    Der Arzt schlurfte in den Raum. Er sah schlampig aus, das Haar glatt und schmierig, die zottigen Enden standen vom Schädel ab, umwucherten ein schmutziges Gesicht mit olivgrünen Schatten, die seine Schläfen befleckten, seine zitternden Wangen bemalten und die herabhängenden Tränensäcke unter seinen Augen farblos machten. Diese Augen bewegten sich unwohl, rollten, rollten, weigerten sich, die anderen anzusehen.
    „Doktor!” Das Wort ließ dieses Fragment eines Menschen sich herumkrümmen, um die schlanke, arrogante Gestalt des Ingenieurs anzusehen. Er richtete langsam seinen Rücken gerade, die Blicke seiner wäßrigen Augen hefteten sich auf Hans Kragenverschluß. „Was ist hier passiert?” sagte Han scharf. Die Verachtung in der Stimme seines Herrn glitt unbeachtet über das betäubte Gehirn des Arztes.
    Er tastete in seinem Ärmel herum und sagte langsam: „Der Direktor ist gekommen. Er wollte Sie sprechen. Ich habe ihm gesagt, wo Sie sind. Er hat befohlen, der Frau den Gipsverband abzubrechen. Er brachte den Techniker herein und befahl ihm, sie an die Sonde anzuschließen. Er befragte sie, wollte wissen, wer sie ist. Er regte sich über etwas auf. Ich habe vergessen, was es war. Er befahl dem Techniker, die Energie zu verstärken. Sie hat etwas getan …” Die schleppende Stimme wurde noch langsamer, bis sie zu einem unbeholfenen Gemurmel degenerierte. Die Augen glasig und nicht sehend, tastete er wieder in seinem Ärmel herum und zog schließlich ein schweißbeflecktes Papier heraus, gefaltet und versiegelt. Er hielt es hin.
    Den Mund vor Abscheu fest zusammengepreßt, nahm der Ingenieur den Brief mit den Fingerspitzen. Nachdem er ihn auf die Konsole fallen gelassen hatte, zog er ein Taschentuch aus seinem Ärmel und rieb heftig über das böse zugerichtete Papier.
    Dann ließ er das Taschentuch zu Boden fallen und musterte das Siegel.
    „Chu Manhanu.”
    „Richtig.” Aleytys pendelte mit einem Fuß hin und her. Sie wurde es bald leid, diese lässige Haltung zu bewahren, während die Anspannung ihren Magen verknotete. Zu viele Dinge konnten gerade jetzt falsch laufen.
    „Ich nehme an, du weißt, was darin steht.”
    „Lies es.” Sie glitt aus dem Drehsessel und ging an ihm vorbei; im Eingang blieb sie stehen. „Gehen wir spazieren. An diesem Ort fühle ich mich unbehaglich.”
    Er ließ eine Papierkante gegen seinen Daumen schnellen, lächelte. Sein plötzliches Aufblühen von Triumph warnte sie, sagte ihr, daß er etwas vorhatte, aber sie wartete geduldig darauf, daß er zu ihr kam. Abwesend stieß er den noch immer ungeöffneten Brief in seinen Ärmel, zog die Hand heraus, als er sich ihr näherte. Dann schnellte diese Hand vor, und sie spürte einen harten Druck an ihrer Seite. „Deine Cludair-Freunde sind vielleicht bereit, ein Geschäft zu machen. Nachdem wir dir ein paar Fragen gestellt haben.”
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe die Sonde mit einem Energierevolver behandelt. Sie ist ein Haufen Schlacke.”
    „Zu schlimm. Beweg dich.”
    Das Diadem klimperte leise, materialisierte sich flackernd um ihren Kopf herum. Ruhig trat sie von der Ärmelpistole weg.
    „Danke, Harskari.” Die gelben Augen wirkten belustigt, aber ungeduldig. Hastig wand Aleytys das Rohr aus den steifen Fingern des Ingenieurs. „Also gut, meine Freundin, ich hab sie.”
    „Ich bin froh, dir zu dienen, junge Aleytys.” Die Bernsteinaugen zwinkerten. „Du hältst uns wirklich auf Trab.”
    „Tut mir leid.” Sie hielt das sich widerstrebend bewegende Rohr, wich ein paar Schritte zurück. Das Diadem läutete ein zweites Mal und schmolz weg.
    Der Ingenieur taumelte; das Fleisch, gegen das er gestemmt gewesen war, war plötzlich verschwunden. Er starrte Aleytys an, die einen ganzen Meter von ihm entfernt stand und die Ärmelpistole lässig in der Hand hielt. „Wie

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