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Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Titel: Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Tizian
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als Geschäftsführer, aber in Wahrheit sei er für das Geschäft mit den Mafia-Spielhöllen in Carpi und Castelfranco zuständig, die dem Casalesi-Clan unterstehen. Er habe den Clans die Software geliefert und sei Ansprechpartner der Lokalbesitzer für die Online-Spiele.
    Femia hat ein langes Vorstrafenregister und wurde 1998 erstmals wegen Zugehörigkeit zu einer mafiösen Vereinigung verurteilt. 2002 erließ die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft von Reggio di Calabria einen Haftbefehl gegen ihn, da sie ihn als Exponenten des Drogenhandels im Auftrag der Mafia-Clans aus Locri ansah. Femia war im Raum Ravenna festgenommen worden, wo er einen Videospielverleih aufgezogen hatte, den die Staatsanwälte trotz vorhandenen Kundenstamms als Tarnfirma entlarven konnten.
    Marina di Gioiosa Ionica, der Ort, aus dem Femia stammt, gehört zum Reich mächtiger Mafia-Familien wie den Coluccis, Aquinos und Mazzaferros. Sie stehen für den internationalen Zweig der ’Ndrangheta. Um die Spitzenstellung eines jener Bosse der genannten Familien zu verstehen, muss man sich nur die Verhaftung des Paten Giuseppe Coluccio in Erinnerung rufen, den sie in Toronto schnappten. Die auf ihn angesetzten Staatsanwälte waren einige Jahre hinter ihm her, bis sie ihn schließlich in seiner Penthousewohnung mit Blick auf den Lake Ontario stellten. Ein Luxuswohnapartment, in dem die Polizei Diamanten und höhere Beträge in verschiedenen Währungen beschlagnahmte. Bei den Autos, die er sich während seiner Flucht zugelegt hatte, handelte es sich ausnahmslos um schnelle und teure Luxusmodelle.
    Femia stammt aus demselben Ort wie Coluccio. Den Anklägern zufolge war er über die Aktivitäten des Coluccio-Clans bestens im Bilde, sowie über den Casalesi-Clan insgesamt. Als Ioana ihn wie erwähnt wegen der Gewinne eines ihrer Kunden anrief, antwortete er stoisch: »Geld, das man gewinnt, das verliert man auch wieder. Wo ist das Problem?« An Femias Antwort lässt sich erkennen, wie grundverschieden die Herangehensweisen der beiden Mafia-Clans sind. Der Casalesi-Clan zeichnet sich durch Ungestüm und Grausamkeit aus. Die Männer der Clans aus Kalabrien dagegen bewerten jede Situation vornehmlich aus dem Blickwinkel der Professionalität. Nur wenn es nötig ist, handeln sie gemäß der atavistischen Triebe, die Tod und Verderben bringen können.
    Die Familien-Clans der Mafia leben in einer Parallelwelt, in einer Art reziproken, antagonistischen Wirtschaft. Sie generieren ihren Verdienst aus den Verlusten ihrer »Kunden«. Dazu bedienen sie sich auch gern norditalienischer »Einheimischer«. Im Juli 2009 wurde eine illegale Spielhölle entdeckt, die von Giuseppe Arrighi betrieben wurde, der einer bekannten Modeneser Familie entstammt. Gemeinsam mit ihm wurden vier weitere Einwohner Modenas verhaftet, Loris Pinelli, Giovanni Aversano, Luigi Biolchini und Franco Berselli. Pinelli stammt eigentlich aus dem nahe gelegenen Vignola. Ihm wird nachgesagt, der Chef des Clan-Vorpostens in Modena zu sein und Verwalter der Spielhöllen im Auftrag der Bosse. Je mehr Einwohner Modenas die Spielhöllen frequentierten, umso stärker klingelten die Kassen des Clans und wurden so zu einer wichtigen Einnahmequelle. Die Gewinne wurden benutzt, um die jahrelange Flucht des Clan-Bosses Diana zu finanzieren, seine und die Familie von Giuseppe Caterino zu unterstützen.
    Norditalien nährt die Mafia-Clans mittels der schwarzen, parasitären, im Verborgenen wirkenden Parallelwirtschaft, auf der Achse zwischen Aversa bei Neapel (dem Hauptquartier des Casalesi-Clans) und Modena. Nach seiner Verhaftung erklärte Pinelli, ein einfacher Kunde des Clans gewesen und nur deshalb ins Visier der Fahnder geraten zu sein. Er sei von Francesco Caterino kontaktiert worden, dem jungen Spross des Paten Giuseppe Caterino, der gleichzeitig Neffe von Raffaele »Rafilotto« Diana ist. Der junge Francesco habe Pinelli unmissverständlich deutlich gemacht, dass ein gewisser Prozentsatz der üppigen Gewinne dem Clan zusteht. Und er habe ohne zu zögern zugestimmt. Pinelli hatte verstanden, dass seine Gewinne durch die Decke gehen würden, wenn erst einmal der Clan über seine dunklen Geschäfte wachte. Und als er die Bosse rufen hörte: »Macht die Pakete klar«, machte sich Loris mit seinen Komplizen umgehend daran, auszurechnen, wie viel Geld künftig in die Kassen des Clans fließen würde.
    Biolchini hingegen sorgte nicht nur für Nachschub an Spielern, »die man ausnehmen konnte wie Hühner«, sondern

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