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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Gravano
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Gegend wohnte, die ihr gefiel. Er war sehr vorsichtig. Bevor er Unterboss wurde, war er ein Killer gewesen, also wusste er nur zu gut, was alles passieren konnte. Er war stets auf der Hut. Er fuhr immer langsam die Buttonwood entlang bis nach Willow Pond, bog auf der Todt Hill Road links ab und nahm dann die Circle Road, bevor er zum Haus zurückkam. Das Ganze wiederholte er mehrere Male.
    Ich wollte nicht von Todt Hill wegziehen. Ich hatte keine Lust, noch einmal woanders von vorn anzufangen. »Ich will nicht umziehen!«, schrie ich. »Warum müssen wir das denn?« Ehe ich mich versah, besichtigten wir eine Immobilie in der Lamberts Lane, nur wenige Blocks von unserem alten Haus am Leggett Place entfernt. Als mich Papa zu dem neuen Haus mitnahm, musste ich beinahe weinen. Es war ein kotzgrünes, niedriges Haus, direkt an der Auffahrt zum Staten Island Expressway. Es war so klein und rechtwinklig, dass es aussah wie ein Monopoly-Spielstein, den man vom Brett genommen und direkt auf die Mediterranean Avenue oder die Baltic Avenue gesetzt hatte, wo die billigsten Grundstücke des Spiels lagen.
    »Bist du verrückt?«, protestierte ich. »Ich will nicht in diesem Haus leben.« Papa lächelte, dann bat er mich, auszusteigen. Im Inneren des Hauses sah es noch schlimmer aus. Es war seit hundert Jahren nicht renoviert worden und hatte zwei Schlafzimmer mit Dachschrägen, die zuvor als Dachboden gedient hatten.
    »Keine Sorge. Wenn ich fertig bin, wird es anders aussehen.« Er riss praktisch alle Wände bis auf eine ein und gestaltete das winzige Farmhaus zu einem prächtigen, dreistöckigen Haus um, das sogar über einen eingelassenen Pool verfügte, der zum Gespräch des ganzen Viertels wurde. Das Haus verfügte über lediglich drei Schlafzimmer, aber die Zimmer waren riesig und hatten alle ein eigenes Bad. Ich hatte einen Wohnbereich ganz für mich allein, sodass es kein Problem war, wenn alle meine Freunde zu Besuch kamen. Mein Vater wollte, dass das Haus perfekt war. Es sollte ein Ort sein, wo Gerard und ich uns wohl fühlten und gerne Zeit mit unseren Freunden verbrachten. Wenn wir angenehm wohnten, wären wir öfter zu Hause und gerieten weniger in Schwierigkeiten.
    Es war schon lustig. Papa sprach immer davon, dass man sich einfügen und bescheiden bleiben müsse, doch dann verwandelte er ein gewöhnliches Haus in einen Hingucker und strafte sich damit selbst Lügen. Wir hatten das hübscheste Haus in Bulls Head, mit tollen Details und viel Extra-Komfort. Alle flüsterten: »Sammy the Bull ist dort gerade eingezogen.« Da das Viertel vorwiegend italienisch war, war es völlig in Ordnung, dass Papa ein Gangster war.
    Das Haus auf dem ungepflegten Eckgrundstück war zwar hässlich gewesen, aber was zählte, war die Lage, die Lage und nochmals die Lage. Es befand sich direkt an einer der Kurvenauffahrten zum Staten Island Expressway Richtung Osten, sodass es für Killer wie Polizisten gleichermaßen unmöglich war, unbemerkt im Auto zu warten oder in der Gegend zu parken. Jedes Auto vor unserem Haus wurde in den fließenden Verkehr auf die Schnellstraße gezwungen. Die bot zudem eine ausgezeichnete Fluchtmöglichkeit von unserem Haus aus, wenn man möglichst rasch das Weite suchen musste. Das ganze Grundstück war lückenlos abgesichert. Wer dachte, man müsse nur um die Ecke gehen und von der anderen Straße kommen, stand dort vor einer dicken Mauer, die mein Vater zur Seldin Avenue und um den Hinterhof errichtet hatte.
    Wieder einmal war es ganz und gar Sammys Haus, und alles war vom Feinsten. Er hatte in jedem Zimmer Telefone installieren lassen, sogar in den Badezimmern. Er übernahm sämtliche Aufgaben von der Grundstücksplanung bis zum Rohbau. Er arbeitete sogar eng mit dem von ihm beauftragten Innenarchitekten zusammen. Er hätte Architekt werden sollen, so genau war seine Vorstellung, wie etwas auszusehen hatte und wo ein Element platziert werden sollte.
    Für die Grundstücksplanung an der Lamberts Lane engagierte mein Vater einen bekannten Landschaftsarchitekten. Noch bevor wir einzogen, hatte mein Vater eine Verabredung mit ihm. Papa wollte, dass bei unserer Ankunft alles perfekt war. Sowohl er als auch der Landschaftsarchitekt waren begeistert, weil mein Vater eine große Vision und ein großes Budget hatte, und welcher Landschaftsgestalter schätzt solche Kunden nicht? An dem Tag, als der Typ in bester Stimmung seine Entwürfe präsentieren und über die Pläne, die Leitungen und das Gelände sprechen

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