Mafiatochter
Schule und stahl die Gucci-Tasche einer Mitschülerin.
Papa fragte, woher ich die Tasche hätte. Er wusste, dass meine Mutter die Tasche, die mir nicht gefallen hatte, verschenkt hatte. Also erzählte ich es ihm.
»Unglaublich. Und was willst du jetzt tun?« Er wusste, dass ich nicht mit Diebesgut in der Schule herumlaufen konnte, vor allem dann nicht, wenn jemand in der Schule danach suchte.
Papa befahl mir, die Tasche loszuwerden. Ich glaube, in gewisser Weise gefiel es meinem Vater insgeheim, dass ich ihm so ähnlich war und mir einfach nahm, was ich haben wollte. Andererseits jedoch wollte er nicht, dass ich raubte und stahl. Für seine Kinder hatte er sich etwas Anderes vorgestellt.
Am nächsten Morgen schmuggelte ich die Tasche zurück in den Spindraum, und Papa kaufte mir die Gucci-Tasche, die ich mir wünschte.
Unterm Strich, wenn man alles gegeneinander abwog, war ich es nicht gewohnt, in Country-Clubs zu gehen, Kindermädchen zu haben und ins Sommerlager zu fahren. So war ich eigentlich gar nicht. Tief in meinem Innern hatte ich zwar immer gewusst, dass ich mich anpassen und mit dem Strom schwimmen könnte, damit es an der Staten Island Academy gut lief. Nun, mit sechzehn, lehnte ich das jedoch schlichtweg ab. Inzwischen wussten die Leute, wer mein Vater war. Ich fand es irgendwie cool. Auch alle anderen fanden es cool, wodurch meine Verbindung zur Mafia besser akzeptiert wurde. »Es ist, wie es ist«, sagte ich mir.
Vielleicht hatte ich einen kleinen Höhenflug, ausgelöst durch Papas Ruf als Verbrecherkönig. Er war auf den Titelseiten der Zeitungen, und das schien surreal. Es schien, als würde es sich bei meinem Papa um zwei verschiedene Personen handeln: Sammy the Bull für die Welt und ein liebevoller, fröhlicher Vater für mich.
Nachdem Paul tot war und sich mein Vater mit John Gotti zusammengetan hatte, wandte ich mich mehr denn je den Menschen zu, in deren Gesellschaft ich mich wohl fühlte. Alle hatten Verbindungen zur Mafia. Ich mochte Dina Milito, die Tochter von Papas Freund Louie, und Dori LaForte, deren Großvater ein großes Tier in der Familie Gambino war. Dori war zwei Jahre älter als ich, aber das war uns beiden egal. Wir waren wie zwei italienische Gangstermädchen. Zwar benahmen wir uns nicht so, aber wir fühlten uns so. Wir wussten, wer und was unsere Väter waren, aber wir sprachen nie darüber.
Ich überzeugte meine Eltern davon, dass die Staten Island Academy nichts für mich sei und überredete sie, mich die Schule wechseln zu lassen. Ich wollte mit Mädchen zusammen sein, die mehr wie# ich waren. Ich ging immer noch zu den Schulpartys, aber zu meinen Klassenkameradinnen nach Hause wurde ich nicht mehr eingeladen. Es war mir egal. Ich verlor zusehends das Interesse an den Jugendlichen auf Hauspartys. Viel neugieriger war ich auf die Kids, die an den Straßenecken und in den Schulhöfen herumlungerten. Ich erhielt Mamas und Papas Segen, auf die Richmondtown Prep School in der Richmond Road zu wechseln. Sie lag nicht weit von der Lamberts Lane entfernt, und Roxanne und Ramona Rizzo gingen auch dorthin. Sie waren die Töchter von Papas Freund Johnny Rizzo, und wir kannten uns schon ewig. Johnnys Vater, »Old Man Rizzo«, war ein Hauptmann der Mafiafamilie Gambino. Mein Vater hatte zu seinen Leuten gehört, als er frisch von der Familie Colombo gekommen war. Der Großvater der Mädchen mütterlicherseits war Benjamin »Lefty Guns« Ruggiero, ein Soldat der Familie Bonanno, den Al Pacino 1997 in dem Film Donnie Brasco verkörperte. Ramona und ich waren nur einen Monat auseinander, aber ich traf mich öfter mit Roxanne, die ein Jahr jünger war als ich.
Wir waren von Kindesbeinen an dick befreundet gewesen und hatten uns immer gegenseitig besucht, während wir aufgewachsen waren. Wir hatten einander sogar als Kusinen bezeichnet. Als ich auf die Staten Island Academy gewechselt war, hatten wir uns aus den Augen verloren, doch an der Richmondtown Prep trafen wir uns wieder, und ich freute mich über das Wiedersehen mit meinen alten Freunden.
Gerard hatte immer noch schwer zu kämpfen. Er war an eine öffentliche Schule gegangen, die Intermediate School 72, aber ich wollte, dass er dieselbe Schule besuchte wie ich. Ich überzeugte meine Eltern, dass die Richmondtown Prep eine Schule für Kinder sei, die auf anderen Schulen nicht zurechtkämen, und das sahen sie ein. Als sie ihn angemeldet hatten, stellten sie fest, dass ich sie überlistet hatte, und waren ziemlich sauer. Es
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