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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Gravano
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ging, Tommys Ex-Freundin immer mit von der Partie war. Sie war ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Zwar war sie inzwischen mit jemand anderem zusammen, und auch ihre Schwester und die Freundinnen ihrer Schwester gingen mit Jungs, die auf dem Schulhof der P.S. 60 abhingen. Tommys Ex aber hasste mich, weil sie immer noch Gefühle für ihn hatte. Sie nannte mich und meine Freundinnen »Mafiaprinzessinnen« und »Papas Lieblinge«. Sie war puertoricanischer Abstammung und wusste nichts über die Mafia. Es schien mir, dass sie und ihre Schwester nicht kapierten, wer unsere Väter waren. Wann immer uns diese Mädchenclique sah, drohten sie, uns in den Arsch zu treten. Einer der Typen vom Schulhof warnte uns, dass die Mädchen verrückt seien, von der Sorte, die einen überfielen oder einem das Gesicht mit einer zerbrochenen Bierflasche zerschnitten, wenn sie einen alleine erwischten. Ich will nicht lügen: Ich hatte Angst. Ich wusste, dass mein Vater sich der Sache annehmen würde, wenn ich mich an ihn wandte, aber das war nicht die Art, wie ich meine Angelegenheiten regelte. Meine Freundinnen und ich trafen uns regelmäßig im Haus von Roxannes und Ramonas Eltern, wo wir übten, miteinander zu kämpfen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Der trat schließlich auch ein.
    Wir versohlten ihnen tüchtig den Arsch und verschafften uns den verdienten Respekt. Nie gebrauchten wir die Namen unserer Väter, um uns Respekt zu verschaffen. Wenn mir jemand in den Arsch trat, hätte ich eigentlich bloß sagen müssen: »Mein Papa ist Sammy.« Doch Papa lehrte mich, für mich selbst einzustehen und zu kämpfen. Die erste Prügelei, in die wir verwickelt wurden, trug sich in einem Nachtclub auf Staten Island zu. Damals musste man achtzehn sein, um in einen Club eingelassen zu werden, aber wir hatten falsche Ausweise und schafften es trotzdem. Ich war sechzehn. Alle tanzten. Wir schlugen uns mit den Mädchen und setzten einander ordentlich zu, bis wir merkten, dass das Ganze zu einem offenen Zickenkampf geworden war. Obwohl es in dem Schuppen dunkel und die Musik laut war, hatten wir ein Publikum. Zum Glück gewannen wir.
    Ein einziges Mal wurde ich beim heimlichen Verlassen des Hauses erwischt. Roxanne, Ramona und Jennifer waren bei mir zu Hause. Sie wollten über Nacht bleiben. Wir bereiteten uns also auf die große Party vor. Gerard wusste, dass ich mich heraus schlich, und meistens half er mir. Er ging dann nach unten, stellte das Radio an und machte Lärm. An jenem Abend aber beschloss Gerard, zum ersten Mal selbst auszubüchsen. Dabei brauchte er sich eigentlich gar nicht davonzuschleichen. Er wollte nur sehen, ob sein Mini-Bike, das in der Auffahrt stand, einen Platten hatte. Er hätte also ebenso gut die Haustür nehmen können. Meine Eltern waren in der Küche. Gerard war unvorsichtig und schlich nicht leise genug. »Hast du auch etwas gehört?«, fragte mein Papa meine Mama, die aber verneinte. Später an jenem Abend nahmen wir vier Mädchen den Weg übers Dach und stahlen uns davon, ohne dass Papa etwas hörte. Wir wussten, wie man ganz leise auftrat, sodass wir erfolgreich entwischten. Papa war jedoch wachsam geworden, weil er Gerard zuvor gehört hatte. Er wusste nicht, dass wir uns davongeschlichen hatten. Er schaute nie nach uns und nahm an, wir wären zu Hause. Als wir zurückkehrten und bei unserem Weg übers Dach ein wenig Lärm machten, hörte er daher etwas, hatte aber keine Ahnung, dass wir es waren.
    Eilig holte er seine Waffe, weil er dachte: »Mein Gott, da kommen sie, sie schleichen sich durchs Fenster meiner Kinder.« Schritte in der Nacht, vor allem auf dem Dach, hatten für meinen Vater eine ganz besondere Bedeutung.
    Mit der Pistole in der Hand rannte er die Treppen hinauf. Als wir ins Badezimmer kletterten, hörte er den Lärm. Er stieß die Tür auf, als ich gerade den Raum verlassen wollte. Wir standen uns direkt gegenüber. Er hatte die Waffe auf meinen Kopf gerichtet, und ich warf die Hände in die Luft.
    »Papa!«, kreischte ich. »Wir waren doch nur bei Miggy’s und haben ein Sandwich gegessen.«
    »Siehst du das, Karen?«, keuchte er und wedelte mit der Waffe.
    »Äh, ja«, sagte ich.
    »Weißt du denn, dass ich dich um Haaresbreite erschossen hätte?«, schrie er mich an.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Ab ins Bett«, befahl er und knallte die Tür ins Schloss.
    Am nächsten Morgen kam meine Mutter ins Zimmer, um die Bettwäsche zu holen. Sie wusch jeden Tag das ganze Bettzeug, und alles wurde

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